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Experte warnt vor Öffnung: "Sehr riskantes Spiel"

Dr. Erich Neuwirth in der "ZIB Nacht" am Freitagabend.
Dr. Erich Neuwirth in der "ZIB Nacht" am Freitagabend. ©Screenshot ORF
Erich Neuwirth spricht sich gegen Lockerungen aus, schließt aber auch nicht aus, dass die leicht gestiegene Zahl an positiven Tests auf die deutlich gestiegene Testmenge in den letzten Tagen zurückzuführen ist.
Kurz schließt Öffnungen im März nicht aus
Neuwirth bei "Vorarlberg Live"

Dr. Erich Neuwirth ist Statistiker und wertet seit einem Jahr alle verfügbaren Zahlen in Österreich aus. Der Experte hat sich in den letzten Monaten mit seinen Erkenntnissen einen Ruf als Fachmann für die Prognose der Corona-Zahlen erarbeitet.

"Ich halte das für ein sehr riskantes Spiel. Seit Anfang Feber hatten wir Ruhe, die Zahlen waren annähernd konstant, aber seit einer knappen Woche steigen die Zahlen täglich wieder. Das könnte im schlimmsten Fall sogar der Beginn einer neuen exponentiellen Phase sein. Es ist auf jeden Fall ein sehr instabiler Zustand", meint Neuwirth in der "ZIB Nacht" am Freitagabend zu den angedachten Öffnungsschritten.

Ein vierter Lockdown sei durchaus denkbar, weil mit den Virusmutationen eine riesige Unsicherheit bestünde, so Neuwirth. In allen Szenarien komme tatsächlich eine exponentielle Entwicklung vor. Man habe derzeit aber noch zu wenig Daten, um klar abschätzen zu können welcher Teil der Entwicklung dem klassischen Virus, öfter entdeckt durch mehr Tests, und welcher den Mutationen zuzuschreiben ist.

Jedenfalls rät der Experte mit Öffnungsschritten "wesentlich vorsichtiger" zu sein.

Neuwirth bei "Vorarlberg Live"

Universitätsprofessor und Statistiker Dr. Erich Neuwirth war am Dienstag, den 9. Februar, zu Gast in "Vorarlberg live" und hielt bereits damals fest: "Wir wissen noch nicht genug."

Reproduktionszahl über 1

Die aktuelle Infektionsentwicklung mit SARS-CoV-2 hat dazu geführt, dass die sogenannte effektive Reproduktionszahl (R-Zahl gewertet) - knapp, aber doch - zum ersten Mal seit längerem über dem kritischen Wert 1,0 liegt. Exakt 1,04 beträgt der Wert laut dem Freitags-Update der wöchentlichen Analyse von AGES und TU Graz. Diesem liegen Daten des Zeitraums von 5. Februar bis 17. Februar, basierend auf 18.222 Fällen zugrunde.

Simulationsforscher Niki Popper hat diese Entwicklung bereits am Freitag im Zuge einer Pressekonferenz angekündigt, samt Hinweis, dass die R-Zahl wie alle anderen Werte auch sinken müsste. Der R-Wert befand sich in den vergangenen zwei Wochen jeweils nur knapp unter der Eins. Er stieg von 0,96 auf 0,99 in der vergangenen Woche.

Die R-Zahl von über Eins bedeutet, dass in diesem Zeitraum ein mit SARS-CoV-2 Infizierter statistisch gesehen mehr als einen weiteren Menschen angesteckt hat. Im Bundesländervergleich lag R in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark über 1,0 - in Salzburg, Tirol und Vorarlberg hingegen unter und im Burgenland und Kärnten um diesen Wert. Eine R-Zahl von 1,0 bedeutet theoretisch täglich eine gleichbleibende Anzahl an Neuansteckungen, man spricht dann von einer endemischen Verbreitung des Virus. Nichts sagt die R-Zahl jedoch über das Niveau der täglichen Inzidenz (Neuinfektionen) aus - und diese befindet sich laut den Experten seit Wochen "in allen Bundesländern auf einem erhöhten Niveau".

Das angewendete Modell liefert zudem eine geschätzte tägliche Steigerungsrate für den 17. Februar von 2,5 Prozent (-0.2 bis +5.3) betreffend die österreichische Population, basierend auf den Zeitraum der zwölf Tage ab dem 5. Vergangenen Freitag lag die tägliche Steigerungsrate bei 0,7 Prozent.

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(APA/VOL.AT)

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