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Linda kämpft gegen die Bürokratie: Produktbezeichnung und Schriftgrößen sind der Grund für eine im Raum stehende Anzeige.
Linda kämpft gegen die Bürokratie: Produktbezeichnung und Schriftgrößen sind der Grund für eine im Raum stehende Anzeige. ©MJ

"Eiskaltes" Amt droht "Linda's Ice Cream" mit einer Anzeige

Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Die beliebte "Eiskönigin" Linda Peterlunger macht ihrem Ärger Luft: Bürokratische Hindernisse wie Produktbezeichnung, Schriftgröße und Co. lassen die Unternehmerin verzweifeln – der Kampf einer jungen Frau gegen Vorgaben, die eine Fortführung ihres "Babys" unmöglich erscheinen lassen.

"Ich habe es versucht für euch, aber es hat auch mich erwischt. Noch kann ich nicht sagen, ob es sich 2024 für mich ausgeht, mein Unternehmen weiterzuführen, aber werde alle Hebel in Bewegung setzen, um weiterhin 'Happiness' zu verteilen", ist Linda Peterlunger verzweifelt.

Kampf gegen die Mühlen der Bürokratie

Mit diesen Worten beginnt eine höchst emotionale Botschaft der beliebten Eisverkäuferin Linda Peterlunger auf ihren Social-Media-Kanälen. VOL.AT besuchte die Chefin von "Linda's Ice Cream" und sprach mit ihr über Preiserhöhungen und den schwierigen Kampf gegen die Mühlen der Bürokratie.

Keine Auszeichnung von "Ländle" Vollmilch für Linda's Ice Cream

Linda Peterlunger, die Gründerin der beliebten Eismanufaktur, steht vor einer Herausforderung, die weit über die gewöhnlichen Schwierigkeiten eines Start-ups hinausgeht.

Ihr Unternehmen, das seit sieben Jahren Freude in Form von Eiscreme verkauft, sieht sich nun mit potenziellen rechtlichen Schwierigkeiten konfrontiert. Ein kürzliches Social-Media-Posting brachte die Angelegenheit an die Öffentlichkeit und enthüllte eine Auseinandersetzung, die tief in den Herzen der lokalen Gemeinschaft widerhallt. Und es geht keineswegs um die Beanstandung der Qualität ihrer Speise-Eiscreme, sondern viel mehr um Vorgaben, die das Kleinunternehmen der Noflerin an den Rand des Scheiterns bringen.

VOL.AT besuchte Linda Peterlunger in Feldkirch. ©MJ

Kleinigkeiten mit großer Auswirkung

"Es geht um so Kleinigkeiten, aber die können große Auswirkungen haben", erklärt Linda, deren Stolz auf die Verwendung lokaler Produkte wie der Vorarlberger Ländle Milch zum Zankapfel mit den Behörden wurde.

Die Beanstandungen scheinen trivial: eine Schriftgröße auf den Etiketten, die um wenige Millimeter zu klein ist, und die Bezeichnung "Ländle Vollmilch", die plötzlich Anstoß erregt. "Ich bin stolz darauf, lokale Milch zu verwenden. Dass das jetzt ein Problem sein soll, verstehe ich nicht," sagt sie, die Frustration in ihrer Stimme ist unüberhörbar.

Die VOL.AT vorliegende Maßnahmensetzung des Umweltsinstituts. ©handout/Peterlunger

So heißt es in dem VOL.AT vorliegenden Schreiben:

"Im ggst. Zutatenverzeichnis wird u.a. folgende Angabe gemacht: "Ländle Vollmilch". Die Angabe "Ländle" ist nicht Teil der speziellen Bezeichnung der Zutat "Vollmilch" und entspricht somit nicht den Vorgaben der LMIV."

Linda gewährt Einblick in die fragwürdigen Beanstandungen vonseiten des Instituts für Umwelt und Lebensmittelsicherheit. ©MJ

Starre, schwer nachvollziehbare Vorschriften

Der Kern des Konflikts liegt in den starren Vorschriften, die Innovation und regionales Engagement zu ersticken drohen. Jahrelang hat Linda mit den Behörden zusammengearbeitet, ihre Produkte prüfen lassen und stets positives Feedback erhalten.

Damals schien die Welt noch in Ordnung, vor vier Jahren sah das Amt keinen Grund zur Beanstandung. ©handout/Peterlunger

Doch nun scheinen sich die Spielregeln geändert zu haben, ohne dass ihr eine plausible Erklärung oder Vorwarnung gegeben wurde. "Ich habe die Etiketten vor Jahren zur Freigabe geschickt, und es gab keinen Grund zur Beanstandung. Jetzt auf einmal ist alles anders", erzählt Linda. Gedruckt werden die Labels übrigens ebenfalls in Vorarlberg, nämlich bei Carini in Lustenau.

Linda Peterlunger resigniert und sieht sich mit den Mühlen der Bürokratie konfrontiert. ©MJ

Neben den bürokratischen Hürden kämpft "Linda's Ice Cream" auch mit steigenden Preisen für Rohstoffe. "Ich habe versucht, die Preise stabil zu halten, aber es ist unmöglich", gesteht Linda. Die Kosten für Sahne, Milch, Glukose und sogar Strom haben zugenommen, was sie schließlich dazu zwang, den Preis für ihr Eis zu erhöhen – eine Entscheidung, die ihr sichtlich schwerfiel. "Es bricht mir das Herz, den Leuten zu sagen, dass ich die Preise erhöhen muss." Obwohl sich die Unternehmerin einsichtig erklärt hat, werde der Fall nun von einem Gutachter und einem Rechtsbeistand erörtert und gegebenfalls zur Anzeige gebracht.

Die Verwendung des Begriffs "Ländle VollMILCH" ist laut Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) nicht zulässig. ©MJ

Die lokale Gemeinschaft hat jedoch ihre Unterstützung für Linda und ihr Unternehmen gezeigt. Nach ihrem Posting erhielt sie Zuspruch von allen Seiten – von Metzgerei- bis zu Kosmetikbetrieben. "Das bekomme ich eine Gänsehaut," sagt sie, bewegt von der Solidarität. Selbst die Vertreterin der Milchindustrie zeigte Verständnis und versprach, nach einer Lösung zu suchen, die es Linda erlaubt, weiterhin stolz auf die Verwendung lokaler Produkte hinzuweisen.

Schriftgrößen auf den Etiketten ihrer Eissorten machen Linda das Leben schwer. ©MJ

Trotz der drohenden Rechtsstreitigkeiten und der Bürokratie bleibt Linda optimistisch und fokussiert sich auf das, was ihr am Herzen liegt: "Happiness" in Form von Eiscreme zu verkaufen. Ihre Standorte in Hohenems, Dornbirn, Feldkirch und Lustenau sind mehr als nur Verkaufspunkte; sie sind jetzt für Linda auch Symbole des Widerstands gegen die Entmutigung und des unermüdlichen Glaubens an die Kraft lokaler Gemeinschaften.

(VOL.AT)

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