Eine Jahreszahl auf der Decke eines Zimmers im zweiten Stock verrät das Alter des Palastes: 1565. Damals entstand der Teil des Palastes, der der Straße zugewandt ist. Die beiden Seitenflügel entstanden im 17. Jahrhundert. Damals war die Reichsfestung Altems den Herren von Ems trotz Renovierung nicht mehr repräsentativ genug, ein Palast musste her.
Bedeutendster Renaissancebau Westösterreichs
Denn die Reichsritter von Ems hatten sich stark verbessert. Sie kämpften im 16. Jahrhundert gemeinsam mit den Waldburgs und den Mailänder Medicis in Norditalien. Durch eine Heirat mit den Medicis gewann man stark an Einfluss, es folgte die Erhebung in den Grafenstand. Graf Jakob Hannibal I. wurde General der päpstlichen Truppen des Medici-Papstes Pius IV. Sein Bruder Markus Sittikus Kardinal und Bischof von Konstanz. Er gab auch den neuen Herrschaftssitz der Familie in Auftrag. Beauftragt mit den Planungen wurde der italienische Baumeister Martino Longhi – und der Hohenemser Palast somit zum einzigen Renaissance-Bau italienischen Stils nördlich der Alpen.
Drei Generationen unter einem Dach
Der Rittersaal im Palast als Veranstaltungsort
Seit 1998 ist im Westflügel unter dem Rittersaal die Palast Gastronomie angesiedelt. Seitdem dient der Rittersaal (oben) als Veranstaltungsort regelmäßig für öffentliche Veranstaltungen. Die Saaldecke ist noch im Originalzustand und damit 400 Jahre alt. Inzwischen hat dessen Sohn Franz-Clemens und seine Frau Stephanie die Leitung des Palasts übernommen – und bleiben der Linie treu.
Trauungen im blauen Salon
Ein kostspieliger Wohnort
Die Hoffnung der Familie ist, dass sich der Palast über die Veranstaltungen künftig selbst erhalten kann. Denn der Unterhalt des Palastes ist kostspielig, die ehemalige Grafschaft zusammengeschrumpft. Franz-Clemens und seine Familie wollen daher den verbliebenen Familienbesitz stärker nutzen. Derzeit entsteht über den familieneigenen Forst eine Forstschule, man verkauft Bärlauch und legt einen Weinberg an. Hinzu kommt die Arbeit als Restaurator, spezialisiert auf den Erhalt des original verwendeten Holzes.
Das zweite Stockwerk voller Geschichte
Einzigartige Schlitten und ein vergessenes Fresko
Die beiden Prunkschlitten im oberen Gang sind so alt wie das Schloss und weltweit einzigartig. Sie dienten in der Fasnat als Kutschen des Herrscherpaars: Der Steinbock für den Grafen, die Schnecke (als Glückssymbol) für die Gräfin. Ein weiterer Schatz wurde erst vor wenigen Jahren ebenfalls im zweiten Stock freigelegt. Ein Wandfresko zeigt die Schlacht von Pavia 1525 während des dreißigjährigen Kriegs. Hier nahm ein siegreiches kaiserliches Heer den französischen König gefangen und stellte den Beginn des internationalen Aufstiegs der beteiligten Herren von Ems dar. Nur die Bibliothek, in der die Nibelungensaga entdeckt wurde, ist der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.