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Drohnen über Nato-Gebiet: Selenskyj warnt vor Kriegsausweitung und fordert Russland-Sanktionen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht von einer "offensichtlichen Ausweitung des Kriegs" und fordert vom Westen entschlossene Reaktionen auf die russischen Drohnenflüge an der Nato-Grenze.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht von einer "offensichtlichen Ausweitung des Kriegs" und fordert vom Westen entschlossene Reaktionen auf die russischen Drohnenflüge an der Nato-Grenze. ©APA/AFP
Nach dem mutmaßlichen Eindringen russischer Drohnen in den Nato-Luftraum haben Polen und Rumänien Kampfjets aufsteigen lassen.

Die Vorfälle am Samstag wecken Sorgen vor einer gezielten Provokation durch Moskau. Polen und Rumänien haben am Samstag erneut auf mögliche Luftraumverletzungen durch russische Drohnen reagiert.

Wie das polnische Führungskommando mitteilte, starteten Kampfflugzeuge aufgrund der "potenziellen Bedrohung" durch russische Drohnen, die nahe der Grenze zur Ukraine operierten. Gleichzeitig wurden bodengestützte Luftabwehrsysteme in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Rumänien schickt F-16 in die Luft

Auch in Rumänien wurden Abfangmaßnahmen eingeleitet. Zwei F-16-Kampfjets stiegen von der Basis Fetesti auf, nachdem eine Drohne über dem Donaudelta in der Nähe der ukrainischen Grenze gesichtet worden war. Nach Angaben der rumänischen Behörden stellte die Drohne keine unmittelbare Gefahr dar und sei kurz nach Erreichen des Orts Chilia Veche vom Radar verschwunden.

Selenskyj: "Offensichtliche Ausweitung des Kriegs"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland vor, den Krieg bewusst auf Nato-Gebiet auszudehnen. In einem Telegram-Post schrieb er: "Das ist eine offensichtliche Ausweitung des Kriegs durch Russland."

Die russischen Streitkräfte wüssten genau, wohin ihre Drohnen fliegen. Deshalb forderte er von den westlichen Verbündeten entschlossenes Handeln: "Wartet nicht erst auf Dutzende Shahed(-Drohnen) und ballistische Raketen, um endlich Entscheidungen zu treffen."

"Keine Ausreden mehr" bei Russland-Sanktionen

Zugleich forderte Selenskyj erneut härtere Sanktionen gegen Russland – insbesondere ein vollständiges Öl-Embargo. "Ich fordere alle Partner auf, keine Ausreden mehr zu suchen, um keine Sanktionen zu verhängen", erklärte er auf X.

In den USA versuchen republikanische Abgeordnete, entsprechende Maßnahmen per Gesetz zu erzwingen. Sie knüpfen einen Sanktionsentwurf an die Verabschiedung eines Haushaltsgesetzes – inklusive Sekundärsanktionen gegen Länder wie Indien und China, sollten diese weiterhin russisches Öl kaufen.

Nato schickt Eurofighter, Luftraumüberwachung verstärkt

Die Nato reagierte prompt: Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurden in Rumänien zwei deutsche Eurofighter alarmiert, um den Luftraum zu sichern. In Polen wurde der zivile Flugverkehr am Flughafen Lublin vorübergehend eingestellt. Nach etwa zwei Stunden wurde die Operation der Luftstreitkräfte beendet.

Polens Premierminister Donald Tusk sprach von einer "präventiven Operation" der eigenen und verbündeter Luftstreitkräfte. Die Maßnahmen seien aufgrund russischer Drohnenflüge in unmittelbarer Nähe zur Grenze notwendig geworden.

USA: Zwischen Warnung und Deeskalation

US-Außenminister Marco Rubio nannte das Eindringen russischer Drohnen in den Nato-Luftraum "inakzeptabel, bedauerlich und gefährlich". Es gebe Hinweise darauf, dass die Drohnen absichtlich eingesetzt wurden. Sollte sich bestätigen, dass sie gezielt auf Nato-Gebiet gelenkt wurden, wäre dies "eine höchst eskalatorische Aktion".

Dagegen äußerte sich Ex-Präsident Donald Trump zurückhaltender. Er vermutete ein Versehen – eine Einschätzung, der Polen und andere Nato-Staaten entschieden widersprachen. Auch militärische Experten hielten einen Zufall für unwahrscheinlich.

Drohnenangriffe auf russische Ölanlagen intensiviert

Währenddessen setzte die Ukraine ihre Angriffe auf russische Infrastruktur fort. In Baschkortostan, rund 1400 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, ging eine Ölraffinerie des Konzerns Baschneft nach einem Drohnenangriff in Flammen auf. Eine weitere Attacke wurde aus der Region Perm gemeldet.

Solche Angriffe auf russische Ölanlagen sind Teil der ukrainischen Kriegsstrategie. Sie sollen sowohl die militärische Treibstoffversorgung Russlands stören als auch Einnahmequellen des Kremls angreifen. Neu ist, dass diese Attacken nun auch tagsüber und tief im russischen Hinterland stattfinden.

Wiederholte Zwischenfälle im Donaudelta

Seit Kriegsbeginn sind mehrfach Trümmer russischer Drohnen in Rumänien niedergegangen, insbesondere nach Angriffen auf ukrainische Hafenstädte am Donauufer. Die rumänische Regierung und die Nato sprachen bislang stets von unbeabsichtigten Vorfällen.

(VOL.AT)

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