Die Erfindung der Christbaumkugel: Lauschas gläsernes Vermächtnis
Die Geschichte beginnt in einem abgelegenen Tal im Thüringer Wald.
Die Geburt der Christbaumkugel
In Lauscha, einem Ort der Glasbläser, war der Winter lang und das Geld knapp. Während in wohlhabenderen Haushalten der Christbaum mit Äpfeln, Nüssen und Zuckerwerk geschmückt wurde, konnten sich viele Familien der Region diese Kostbarkeiten nicht leisten.
Ein Glasbläser aus Lauscha soll um 1847 begonnen haben, die fehlenden Früchte aus Glas nachzubilden – zunächst einfache, hohl geblasene Kugeln. So entstand der erste gläserne Baumschmuck. Aus einer Notlösung wurde eine Idee, aus der Idee ein Welterfolg.
Ein neues Kapitel in der Glasgeschichte
Lauscha war zu dieser Zeit bereits ein Zentrum der Glasmacherei. Seit 1597 wurde hier Glas produziert, später auch in Heimarbeit vor der Lampe veredelt. Die Erfindung der Weihnachtskugel fiel auf fruchtbaren Boden – technisch wie wirtschaftlich. Schon in den 1850er-Jahren fanden sich Kugeln in Händlerkatalogen.
Die erste bildliche Darstellung eines gläsernen Baumschmucks stammt aus der nahe gelegenen Kirche in Steinheid. Ab den 1870er-Jahren erreichten die feinen Kugeln auch den internationalen Markt. Kaiser Wilhelm I. ließ einen Weihnachtsbaum in Versailles mit Lauschaer Kugeln schmücken. Der Export nahm Fahrt auf – in die USA, nach Japan, bis heute.
Handwerk mit Auszeichnung
Die Glasbläserkunst hat sich gewandelt, doch geblieben ist das Handwerk. In Lauscha arbeiten noch 36 Glasbläser hauptberuflich, viele in kleinen Werkstätten. Neben den traditionellen Werkstätten gibt es auch industrielle Hersteller.
Die Herstellung von mundgeblasenem gläsernem Christbaumschmuck aus Lauscha wurde 2021 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Zwei Jahre später erfolgte die Aufnahme der manuellen Glasfertigung als gesamteuropäische Kulturtechnik in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO.
Kugelmarkt in Lauscha
Im Dezember ist Lauscha Ziel Tausender Besucher. Der Kugelmarkt zieht jedes Jahr rund 30.000 Menschen an. In den illuminierten Läden entlang der Hauptstraße funkeln die Kugeln in allen Farben und Formen – von der klassischen Goldkugel bis zum gläsernen Polizeiauto. Jede von Hand geblasen, bemalt und verziert. Was 1847 in einer Werkstatt im Thüringer Wald begann, ist heute Teil der weltweiten Weihnachtstradition – und ein Stück gelebte Geschichte.
(VOL.AT)
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