Die Alpen in der Hitzefalle: Was jetzt Bergsteiger und Wanderer wissen sollten

Das Jahr 2023 zeichnet sich bereits als ein besonders tragisches Jahr ab: Bis zum 22. August 2023 sind im Schweizer Kanton Wallis 23 Menschen verunglückt, was den Durchschnitt der letzten fünf Jahre übersteigt.
ETH-Experte warnt vor den Gefahren im Hochgebirge
Noch gibt es auch keine Neuigkeiten zu den zwei vermissten Vorarlbergern am Eiger, die mutmasslich von einer Eislawine erfasst wurden. Die Unfälle und Unglücke in den Bergen scheinen sich zu häufen. Ein renommierter Gletscherforscher warnt im Interview mit dem Schweizer Newsportal "20min.ch" vor den zunehmenden Gefahren im Hochgebirge.
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Werden Abbrüche wahrscheinlicher?
Matthias Huss, ein angesehener Gletscherforscher und Professor für Glaziologie an der ETH Zürich, äußerte sich im Gespräch mit "20min.ch" zu den aktuellen Vorfällen und den damit verbundenen Risiken. Er betonte, dass, obwohl hohe Temperaturen nicht zwangsläufig zu instabilen Gletschern führen, "die große Schmelzwassermenge, die momentan auch in den höchsten Lagen anfällt, schon dazu beitragen kann, dass Abbrüche wahrscheinlicher werden." Er fügte hinzu: "Bei hohen Temperaturen verändert sich generell viel mehr im Hochgebirge und das begünstigt Abbrüche."
"Muss man mit mehr Unfällen rechnen"
Des Weiteren komme hinzu, dass in der aktuellen Schönwetterphase es viel mehr Menschen in die Berge zieht. Huss erklärte, dass dies das Risiko erhöht, dass kleinere Abbrüche Menschen treffen könnten. Er betonte: "In einer Phase mit viel Wanderern muss man mit mehr Unfällen rechnen."
Auf gesicherten Wegen bleiben
Trotz der idealen Bedingungen für Wanderungen in dieser Saison, insbesondere außerhalb der hochalpinen Gebiete, warnte Huss vor den Gefahren von Fehltritten und betonte die Notwendigkeit von Erfahrung und Vorsicht. "Jede Situation ist anders, und oft ist es fast unmöglich, durch einen einmaligen Blick ein mögliches Risiko zu erkennen", sagte er. Er riet dringend dazu, "auf den markierten und gesicherten Wegen zu bleiben oder mit einem Bergführer (Gletscher-)Touren zu unternehmen."
Abschließend wurde Huss von "20min.ch" gefragt, ob er derzeit von Ausflügen in die Nähe von Gletschern abraten würde. Er antwortete: "Nein, ich würde nicht grundsätzlich davon abraten. [...] Auf markierten Wegen kann man sich Gletschern auch im Moment ohne Bedenken nähern."
- Info: Bis zum 22. August 2023 verunglückten im Kanton Wallis insgesamt 23 Personen tödlich, darunter 17 Alpinisten und sechs Wanderer. Diese Zahl entspricht bereits dem Gesamtwert einiger Vorjahre. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2022 gab es 23 tödliche Unfälle (14 Alpinisten, 9 Wanderer). Die Jahre 2021 und 2019 verzeichneten ebenfalls jeweils 23 Todesfälle, während 2020 mit 14 und 2018 mit 25 Todesfällen abgeschlossen wurden.
Indes hat auch die Kantonspolizei Wallis vor einer erhöhten Gefahr im Hochgebirge gewarnt
Die anhaltende Hitze und die aktuell hohe Nullgradgrenze intensivieren laut Kantonspolizei Wallis die Erosion der Alpen, was zu häufigerem Stein- und Eisschlag führt. Die Kantonspolizei, die Kantonale Walliser Rettungsorganisation 144 und der Schweizer Bergführerverband betonen die Bedeutung von Sicherheitsprinzipien und bieten folgende Sicherheitstipps:
11 Sicherheitstipps von der Kapo Wallis für Wanderer und Bergsteiger
- Route sorgfältig planen.
- Akku des Telefons aufladen und ggf. externen Akku mitnehmen.
- Sich vorab informieren.
- Route und Zeitplan an Verwandte und Bekannte weitergeben.
- Auf Steinschlag achten.
- Gefahren von Gletscherabbrüchen und Felsvorsprüngen beachten.
- Auf den Gletschern wachsam sein.
- Tour und Ausrüstung den aktuellen Bedingungen anpassen.
- Bedingungen ständig beurteilen.
- Bei Unsicherheit die Tour abbrechen.
- Einen professionellen Bergführer hinzuziehen.
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