Das waren die größten Unternehmenspleiten im ersten Halbjahr in Vorarlberg

Vorarlberg zeigt sich im ersten Halbjahr 2025 widerstandsfähiger als der Bundestrend: Laut KSV1870 sank die Zahl der eröffneten Unternehmensinsolvenzen um rund 21 Prozent. Wurden im Vergleichszeitraum 2024 noch über 90 Insolvenzen gezählt, waren es heuer lediglich 72.
Viele Klein- und Kleinstunternehmen betroffen
2025 wird das Insolvenzgeschehen in Vorarlberg – mit ein paar wenigen Ausnahmen – von Klein- und Kleinstunternehmen dominiert. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die vom KSV1870 verzeichneten Verbindlichkeiten (rund 40 Millionen Euro) um 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr absinken.
Das Konkursverfahren mit den höchsten Verbindlichkeiten verzeichnete heuer die „PROTEC Steuerungen + Prozesstechnik GmbH“ aus Feldkirch. Der Blick auf die Branchen zeigt, dass der Handel trotz rückläufiger Fallzahlen weiterhin an der Spitze liegt. Dahinter folgen Bau und Gastronomie.
DIE GRÖSSTEN INSOLVENZEN IM DETAIL:
Protec
Im März wurde über die PROTEC Steuerungen + Prozesstechnik GmbH in Feldkirch ein Konkursverfahren am Landesgericht Feldkirch eröffnet. Der Insolvenzeröffnungsantrag wurde vom Schuldner selbst eingebracht. „Der von uns eingebrachte Insolvenzantrag – und gleichsam die Ursache der Insolvenz – ist die Folge der immer schwieriger werdenden gesamtwirtschaftlichen Situation und der daraus resultierenden schwachen Investitionsbereitschaft der Industrie in neue Projekte“, erklärte damals Friedrich Amann, Geschäftsführer und Gesellschafter. Der Betrieb wird derzeit fortgeführt. Das Unternehmen gibt es seit 40 Jahren, wobei das neue Betriebsgebäude in Feldkirch erst 2022 fertiggestellt wurde. Der Familienbetrieb Lingenhöle Technologie plant, das operative Geschäft der insolventen Firma Protec inklusive der 24-köpfigen Belegschaft zu übernehmen.
Verlassenschaft nach Roland Julius Wolff
Die Verlassenschaft des Harder Unternehmers Roland Julius Wolff (1946–2020) ist millionenschwer in die Insolvenz geschlittert. Der Antrag auf Konkurseröffnung ist vom Verlassenschaftskurator gestellt worden. Es gibt Verbindlichkeiten von 6,5 Millionen Euro. Wolff war zu Lebzeiten als Komplementär und Funktionsträger der Roland Wolff Beteiligungs-KG tätig, deren Geschäfte er selbstständig führte. Zudem war er Gesellschafter der NeXT smartBuilding GmbH, welche vor rund einem Jahr ebenfalls in ein millionenschweres Insolvenzverfahren gegangen ist.
Ludwig Greisel, gewerbliche Vermögensberatung
Anfang 2025 wurde das Insolvenzverfahren über den Bregenzer Vermögensberater Ludwig Greisel eröffnet. Der Einzelunternehmer betreibt unter anderem die Firma LG Finanzplanung. Es gibt gemäß Insolvenzdatei eine Quote von 20 Prozent für die Gläubiger. Nach Angaben von Barbara Wolf (KSV1870) belaufen sich die vom Masseverwalter anerkannten Forderungen auf 4,2 Millionen Euro. Davon entfallen beinahe 420.000 Euro auf das Finanzamt. Von dem Verfahren selbst seien 16 Gläubiger betroffen. Hauptgläubiger sei eine ausländische Bank.
Volta – Edelstahl
Über das Vermögen der Volta – Edelstahl GmbH in Lauterach wurde im Jänner am Landesgericht Feldkirch ein Konkursverfahren eröffnet. Per 30. April wurde die Schließung des Unternehmens angeordnet. Von der Betriebsschließung waren rund 60 Mitarbeitende betroffen, wobei es sich bei einem Großteil davon um metalltechnisch versierte Fachkräfte handelt. Erwin Reindl, der langjährige geschäftsführende Volta-Gesellschafter und vom Masseverwalter zuletzt interimistisch eingesetzte Geschäftsführer, bestätigt, dass „die Sache leider am Ende“ sei. Man konnte keinen Käufer und keinen Interessenten finden.
FH Immo OG
Über das Vermögen der Firma FH Immo OG in Sulz wurde im März ein Konkursverfahren am Landesgericht Feldkirch eröffnet. Das Unternehmen ist in den Bereichen Erwerb, Verwaltung, In-Bestand-Gabe und Veräußerung von Immobilien tätig. Der Antrag auf Eröffnung des Konkursverfahrens erfolgte wie so oft in der jüngeren Vergangenheit von einem öffentlich-rechtlichen Gläubiger.
Egger Liftgesellschaft
Die Egger Liftgesellschaft hat im Mai Konkurs angemeldet. Die Egger Liftgesellschaft betreibt das Skigebiet Schetteregg im Bregenzerwald. Die wirtschaftliche Schieflage des beliebten Familienskigebiets hat mehrere Ursachen: schneearme und witterungsbedingt herausfordernde Winter führten zu erheblichen Einbußen im Kerngeschäft. Gleichzeitig stagnierten die Gespräche über dringend notwendige Investitionen und Entwicklungen – sowohl im Bereich des Ausbaus des Winterbetriebs als auch im Hinblick auf die Schaffung eines Ganzjahrestourismus. Nun soll das Skigebiet Schetteregg verkauft werden. Laut Insolvenzverwalter sei die Gesamtveräußerung im Wege eines Asset-Deals beabsichtigt. Das bedeutet, dass weder Haftungen noch Gewährleistungen übernommen werden. Eine Einzelverwertung sei nicht beabsichtigt. Das Vermögen der insolventen Gesellschaft umfasst 16.000 Quadratmeter Grundstücksflächen, eine Doppelsesselbahn, Schlepplifte, eine Beschneiungsanlage, Pistengeräte und zwei Gaststätten. Eine Bewertung kommt auf einen Ertragswert von 2,9 Millionen Euro.
Alpine Equity Management
Über das Vermögen der Firma Alpine Equity Management GmbH in Bregenz wurde im Juni das Konkursverfahren am Landesgericht Feldkirch eröffnet. Beschäftigt waren vier Mitarbeiter. Die Verbindlichkeiten: 1,22 Millionen Euro. Die Insolvenzgründe werden wie folgt angegeben: „Als Alternativ Investment Fund Manager und Managementgesellschaft, die sich in den letzten Jahren vor allem auf die Administration und entsprechende Verkaufsbemühungen für die Beteiligungsgesellschaften Hypo Equity Unternehmensbeteiligungen AG, Hypo Equity Beteiligungs GmbH und KUFA GmbH konzentriert hat, habe die nunmehr seit Kurzem finale Entscheidung der Hypo Vorarlberg Bank AG, die Liquidierung zu präferieren, den Wegfall der Geschäftsgrundlage bedeutet.“ Das Unternehmen wurde bereits geschlossen.
Kraftstoff Bike & Sport
Die Kraftstoff Bike + Sport GmbH & Co KG hat im Februar am Landesgericht Feldkirch die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung beantragt. Die Ursachen für dieses Sanierungsverfahren liegen über weite Strecken in dem durch die Bekämpfung der Covid-Pandemie ausgelösten Jojo-Effekt in der Branche. Dazu kommt aufgrund der immer kürzeren Entwicklungszeiten von neuen Features bei den Bikes eine vergleichsweise schnelle „Überalterung“ von Lagerbeständen, die dann günstig abverkauft werden müssen. Im Fall von Kraftstoff hätten zudem „enorm gestiegene Fixkosten“ etwa für Miete und Energie sowie die ungünstige Entwicklung im Großhandel zu einem Liquiditätsengpass geführt. Die Gläubiger haben im April dem Sanierungsplan des Dornbirner Fahrradspezialisten zugestimmt. „Aufgrund des großen Engagements und der professionellen Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist die Fortführung des Unternehmens gewährleistet und das Sanierungsverfahren kann erfolgreich abgeschlossen werden“, erklärt Rechtsanwalt Tobias Gisinger, der juristisch gemeinsam mit Kraftstoff das Sanierungsverfahren begleitet hat. Insgesamt hatten 34 Gläubiger Forderungen von rund 1,13 Millionen Euro angemeldet, von denen etwa 1,09 Millionen Euro als berechtigt anerkannt wurden.
Turnkey Finance
Im Umfeld der Konkursverfahren über die Alpine Equity Management GmbH und die Alpine Value Management GmbH kam es zu einem weiteren Insolvenzfall. Über das Vermögen der Firma Turnkey Finance GmbH in Bregenz wurde im Juni am Landesgericht Feldkirch ein Konkursverfahren eröffnet. Die Höhe der Verbindlichkeiten beläuft sich auf rund eine Million Euro. Das Unternehmen wurde bereits geschlossen, Dienstnehmer sind keine betroffen. Die Turnkey Finance GmbH war eine analoge und digitale FinTech-Plattform im B2B-Bereich. Der Unternehmensgegenstand der Schuldnerin war im Kern die Beratung von kapitalsuchenden Unternehmen, die alternative Finanzierungen und Finanzierungspartner suchen, sowie in der Beratung von Unternehmen, die Unternehmenstransaktionen im Bereich M&A anstreben.
Ing. Walter Rhomberg, Handel mit Software
Über das Vermögen von Ing. Walter Rhomberg, Handel mit Software, Bregenz, Landstraße, wurde im März das Konkursverfahren am Landesgericht Feldkirch eröffnet. Das Unternehmen war unter dem Namen „waltersoftware“ tätig und verkaufte Datenverarbeitungsgeräte, periphere Geräte und Software. Beschäftigte sind von der Insolvenz nicht betroffen, da Rhomberg keine Mitarbeiter angestellt hatte.
Ausblick 2025
Es ist laut Kreditschutzverband zu erwarten, dass sich Vorarlberg langfristig nicht gegen den Bundestrend von steigenden Insolvenzzahlen stellen kann. Für das restliche Jahr 2025 ist von etwas mehr Bewegung in der Insolvenzlandschaft auszugehen.
(VOL.AT)
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