Auf den Artikel von WANN & WO am vergangenen Sonntag bekam die Junge Zeitung viele Zuschriften aus ganz Österreich – vom Burgenland bis nach Vorarlberg. In vielen E-Mails, Leserbriefen und auch in den Kommentaren auf VOL.AT zeigte sich die Bevölkerung bestürzt über die Bilder von Kälbertransporten aus Vorarlberg ins Ausland. Gleichzeitig zeigten die Reaktionen große Solidarität für die Aufdecker. „Die Reaktionen auf die aktuelle Veröffentlichung zeigen, dass die Sensibilität für Tierschutz in Vorarlberg sehr groß ist“, sagt auch Tobias Giesinger vom Verein gegen Tierfabriken. „Unsere Aufgabe ist es, solche Missstände aufzuzeigen und Bewusstsein zu schaffen. Es geht hierbei nicht um Einzelfälle, sondern um das System an sich!“, führt er weiter aus.
„Verfahren sind eingeleitet“
Josef Moosbrugger von der Vorarlberger Landwirtschaftskammer stellt klar: „Männliche Kälber sind für die Vorarlberger Landwirtschaft kein Abfallprodukt! Wo Gesetze übertreten wurden, gelten die rechtlichen Konsequenzen. Da gibt es kein Wenn und Aber! Die strafrechtlichen Verfahren sind eingeleitet.“
„Das ist paradox!“
„In Vorarlberg werden schon über 30 Jahre gleichviele Kühe gehalten. Die Betriebe sind allerdings wesentlich weniger geworden, aber die bestehenden größer.“ Gemästet und geschlachtet würde jedoch nicht mehr so viel in Vorarlberg: „Die negative Preisentwicklung aufgrund der Billigkonkurrenz aus dem Ausland wurde für die Kälbermast im Land zum Draufzahler. Die Mast in anderen EU-Ländern kann in Folge größerer Betriebe und weniger strengen Haltungsstandards billiger durchgeführt werden, als bei uns. Es ist paradox, wenn dann dieses Kalbfleisch als Billigprodukt in den Vorarlberger Theken landet“, betont Moosbrugger, der selbst auch Landwirt ist. „Wir haben in den vergangenen Jahren mit heimischen Partnern ein weiteres Kalbfleischprogramm aufgebaut, das einen zusätzlichen Absatz für Vorarlberger Kälber gewährleistet. Das Endprodukt sind hochwertige Vorarlberger Kalbsbratwurst und Kalbsbrät, die für zumindest kostendeckende Preise sorgen. Über dieses Programm sind im letzten Jahr bereits weitere 1000 Kälber zur Mast in Vorarlberg geblieben. So bleiben derzeit von den 11.500 in Vorarlberg geborenen männlichen Kälbern 7500 im Ländle. Unser Ziel ist es, dass noch mehr in Vorarlberg geborene Kälber auch hier gemästet werden. Voraussetzung dafür sind unter anderem bessere Preise für heimisches Kalbfleisch.“
„Maßnahmenpaket“
Auch Erich Schwärzler, unter anderem Landesrat für Tierschutz, betont: „Das Ziel muss sein, dass möglichst viele der in Vorarlberg geborenen Kälber auch hier geschlachtet werden. Wir dürfen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Darum habe ich für heute Vertreter der Landwirtschaftskammer und Veterinärsabteilung sowie die Tierschutzanwältin zu einem Gespräch eingeladen. Ich möchte genaue Informationen und ein Gesamtpaket mit Maßnahmen schnüren.“ Tobias Giesinger fügt abschließend hinzu: „Im aktuellen Fall um die Problematik der Milch- und Käseproduktion muss die Politik etwas ändern! Doch schlussendlich sind wir alle gefragt, durch unser Kaufverhalten zu beeinflussen, wie die Zukunft der Landwirtschaft in Vorarlberg aussehen wird.“
„Strafanzeige wurde erstattet“
Norbert Greber, Leiter Veterinärabteilung: „Die Veterinärabteilung des Landes hat nach dem Einlagen der Vorwürfe zu rechtswidrigen Kälbertransporten unverzüglich gehandelt. Die Strafanzeige wurde bereits erstattet. Nach der Veröffentlichung des Videos wurden auch die Südtiroler Behörden verständigt, da ein Teil des Materials dort aufgenommen worden ist.“
(WANN & WO)
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