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Car-Szene in Vorarlberg verteidigt Chiptuning: Nicht der Grund für eine hohe Schadstoffbelastung

Die Tuningsszene wehrt sich gegen eine Allgemeinverurteilung von Chiptuning.
Die Tuningsszene wehrt sich gegen eine Allgemeinverurteilung von Chiptuning. ©APA, VOL.AT/Rauch
In der Vorarlberger Tuning- und Car-Szene wehrt man sich gegen die Verbindung von Chiptuning und erhöhtem Schadstoffausstoss, vor allem an Stickoxiden (NOx).
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Ein Prozent der Fahrzeuge sollen unter anderem durch Chiptuning für 25 Prozent der Schadstoffe durch Abgase verantwortlich sein. Neben Lkw, die die AdBlue-Zufuhr überbrücken, soll auch übertriebenes Chiptuning für diese Werte verantwortlich sein. In der Vorarlberger Tuning-Car-Szene nimmt man die Tuner in Schutz: Durch Chiptuning an sich würden die zugelassenen Werte nicht überschritten.

Effizientere Verbrennung erhöht Stickoxidausstoss

Grundsätzlich gelte, je effizienter die Verbrennung des Treibstoffes, umso höher die Abgastemperatur und Stickoxidbildung. Die Motorsteuerung regle über verschiedene Sensoren, wieviel Treibstoff eingespritzt werde. Dies hänge unter anderem von Abgastemperatur, Ansauglufttemperatur, Luftdruck und Kraftstofftemperatur ab. Davon mache die Motorsteuerung abhängig, wie viel Treibstoff eingespritzt werden könne ohne die Emmissionsgrenzen zu überschreiten.

Chiptuning reize Motorreserven aus

Chiptuning setze hierbei auf die vorgesehenen Reserven. Diese sind vorgesehen, damit das Fahrzeug auch bei suboptimalen Umweltbedingungen die Vorgaben einhalten kann. Durch die Veränderung der Motorsteuerung werden diese Reserven nun ausgereizt, um die Motorleistung zu verbessern. Die Grenzwerte würde man trotzdem nicht überschreiten, betont Florian von der Facebookseite Spotted: Car Szene Vorarlberg.

Seriöses Tuning halte Grenzwerte ein

Bei einer solchen “Stage 1”-Modifikation (einzelne Veränderung, die keinen weiteren Umbauten am Auto verlangt) sei eine 25- bis 30-prozentige Leistungssteigerung möglich, selbst wenn man alle Limitierungen der Hersteller und Gesetze berücksichtige. Diese könne man grundsätzlich daher ohne Bedenken in der Zulassung eintragen lassen. Weiterführende Leistungssteigerungen würden jedoch eine Einzelabnahme verlangen – können bei entsprechenden Abgaswerten jedoch durchaus legal sein und damit zugelassen werden.

Gestörte Sensoren als mögliche Fehlerquelle

Schuld an erhöhten Stickoxidbelastungen sei das Chiptuning daher per se nicht. Es sei aber möglich, dass Sensoren falsche Werte ausgeben. Beispielsweise führen falsche Werte bei Luftmenge oder -temperatur dazu, dass zu viel Treibstoff verbrennt werde und die Stickoxidgrenzwerte überschritten werden. Die Motorsteuerung sieht sich jedoch aufgrund der Sensordaten unterhalb der Grenzwerte, der Fehler wird daher nicht erkannt und an den Fahrer über die Motorkontrollleuchte weiter gegeben.

Biodiesel steigere Stickoxidanteil

Doch auch Biodiesel könne eine Mitverantwortung haben. Dieser werde durchaus auch normalen Diesel beigemischt. Biodiesel zünde im Motor jedoch nicht so leicht wie konventioneller Diesel, weshalb die Motorssteuerung mehr Treibstoff einspritzt um die Leistung zu erhalten. Dies führe unterm Strich wiederum zu erhöhten Stickoxidwerten als Premium Diesel, welcher bei geringerem Verbrauch mehr Leistung durch sorgfältigere Verbrennung liefert.

Angeprangerte Techniken bereits illegal

Hinzu komme, dass der Ausbau oder Manipulation von Dieselpartikelfiltern bereits illegal sei, seriöse Unternehmen würden diesen daher nicht bewerben. Und auch der Vergleich des Diesel-Pkw mit dem modernen Bus sieht man eher skeptisch: “Ein VW Golf 4 1.9TDI aus dem Jahre 2000 hat nun mal höhere Abgaswerte als ein Linienbus von 2016-2017 mit SCR-Filtertechnologie und AdBlue-Abgasreinigung. Man vergleicht hier eine Abgasnorm von Euro3 (NOx maximal 500mg/1km) mit Euro6 (NOx maximal 80mg/1km). Vor 17 Jahren gab es so eine Abgasreinigung noch nicht und wurde auch noch nicht verlangt, also ein sehr unfairer Vergleich.”

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