"Benutzt und erniedrigt" – Giuffres Memoiren enthüllen neue Details zur Epstein-Affäre

Die BBC berichtete im Vorfeld über zentrale Inhalte. Demnach habe Giuffre in der Zeit bei Epstein befürchtet, "als Sexsklavin zu sterben". Auch Prinz Andrew wird in dem Buch erneut schwer belastet. Britische Medien berichten, dass er versucht haben soll, eine Verschwiegenheitsklausel gegen Giuffre zu erwirken. Giuffre hatte sich vor sechs Monaten das Leben genommen – sie wurde 41 Jahre alt.
"Sadistischer Missbrauch" durch Epstein und Maxwell
Wie von vielen erwartet, zeichnet das Buch mit dem Titel Nobody’s Girl ("Niemandes Mädchen") ein detailliertes Bild eines Netzwerks aus reichen und einflussreichen Personen, die junge Frauen sexuell missbraucht haben sollen. Giuffre schildert darin den langjährigen Missbrauch durch Epstein sowie durch dessen Lebensgefährtin Ghislaine Maxwell. Sie sei regelmäßig "benutzt und erniedrigt" worden, so Giuffre laut BBC.

Auch Jahrzehnte später erinnere sie sich noch genau an die Angst, die sie gegenüber beiden empfunden habe. In dem Buch beschreibt sie laut BBC "sadistischen Missbrauch", dem sie durch Epstein ausgesetzt gewesen sei. Er habe sie zu sadomasochistischem Geschlechtsverkehr gezwungen, der so schmerzhaft gewesen sei, dass sie "bettelte, ohnmächtig zu werden". In vielen Abschnitten verzichtet Giuffre auf Namensnennungen – entweder, weil sie die Personen nicht kenne oder weil sie Vergeltung befürchte.
Sex mit Prinz Andrew – mehrfach geschildert
Giuffre schildert laut BBC, sie habe dreimal mit Prinz Andrew Sex gehabt – einmal davon gemeinsam mit Epstein und rund acht weiteren jungen Frauen. Das erste Treffen habe im März 2001 in London stattgefunden. Die Anweisung, Sex mit Andrew zu haben, habe sie nach einem Clubbesuch von Maxwell erhalten. Danach habe Maxwell sie gelobt, Epstein zahlte ihr daraufhin 15.000 Dollar – das entspricht heute etwa 13.000 Euro.
Andrew habe laut Giuffre gewusst, dass sie zu diesem Zeitpunkt minderjährig gewesen sei. Die geschilderten Begegnungen mit dem Prinzen wurden bereits zuvor in Berichten und Zeugenaussagen thematisiert, erscheinen in den Memoiren nun jedoch gebündelt und aus Giuffres persönlicher Perspektive.
Bericht über Verschwiegenheitsklausel
Laut Giuffre habe Prinz Andrew außerdem versucht, das Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn durch eine Verschwiegenheitsvereinbarung zu verzögern. Ziel sei es gewesen, zu verhindern, dass das diamantene Thronjubiläum seiner Mutter, Königin Elizabeth II., im Jahr 2022 durch den Skandal überschattet werde.
Die Queen verstarb wenige Monate nach dem Jubiläum im September 2022. Die BBC berichtet unter Berufung auf eine Quelle aus dem Palast, das Königshaus rechne infolge der Buchveröffentlichung mit "weiteren schmerzhaften Tagen". Prinz Andrew weist alle Vorwürfe bis heute zurück.
Verlust von Titeln und Rückzug aus der Öffentlichkeit
Im Februar 2022 endete eine von Giuffre gegen Prinz Andrew in den USA eingebrachte Zivilklage mit einem angeblich millionenschweren Vergleich. In der Folge verlor der Prinz seine militärischen Ränge, seine Rolle als aktives Mitglied des Königshauses sowie den Anspruch auf die Anrede "Königliche Hoheit".
Am vergangenen Freitag teilte er zusätzlich mit, auch auf den Titel "Herzog von York" und weitere Ehrungen verzichten zu wollen. Dazu zählt auch die Mitgliedschaft im Hosenbandorden, dem ältesten und ranghöchsten Ritterorden des Vereinigten Königreichs.
Polizei prüft Vorwürfe gegen Andrew
Die Metropolitan Police teilte am Sonntag mit, sie prüfe Medienberichte, wonach Prinz Andrew versucht habe, über seinen persönlichen Polizeischutzbeamten Informationen über Giuffre zu erhalten. Die britische Zeitung "Mail on Sunday" berichtet, Andrew habe den Beamten im Februar 2011 darum gebeten – kurz bevor ein Foto veröffentlicht wurde, das ihn gemeinsam mit Giuffre und Maxwell zeigt.
Giuffres Angehörige fordern Entzug des Prinzentitels
Giuffres Familie fordert nach der Veröffentlichung der Memoiren, dass Prinz Andrew auch seinen Prinzentitel verliert – einen Titel, den er seit seiner Geburt trägt. Mehrere Abgeordnete im britischen Unterhaus schließen sich dieser Forderung an. Für einen Entzug des Titels wäre jedoch ein Parlamentsbeschluss notwendig. Beobachter halten das für wenig wahrscheinlich.
"Unheimliche Details von Epsteins Menschenhandel"
Laut BBC enthält das Buch weit mehr als nur die Vorwürfe gegen Prinz Andrew. Es sei „gespickt mit unheimlichen Details von Epsteins Menschenhandel“. Demnach habe Epstein bevorzugt sehr junge, "kindlich" wirkende Frauen rekrutieren lassen. Essstörungen seien gefördert worden, um das kindliche Erscheinungsbild aufrechtzuerhalten.

Auch beschreibt Giuffre, wie sie überhaupt in Epsteins Umfeld geraten sei. Sie lernte ihn im Sommer 2000 kennen, wenige Wochen vor ihrem 17. Geburtstag. Damals arbeitete sie im Spa des Mar-a-Lago-Clubs von Donald Trump in Palm Beach, Florida, wo auch ihr Vater als Hausmeister tätig war. Maxwell habe sie zunächst als „Masseurin“ für Epstein eingestellt.
Sexuelle Ausbeutung auf Reisen
Die als "Massagen" beschriebenen Tätigkeiten hätten sich rasch als sexuelle Handlungen herausgestellt. Giuffre sei daraufhin regelmäßig in Epsteins Häuser nach New York, auf die Amerikanischen Jungferninseln und nach New Mexico gebracht worden. Dort habe sie berühmte Persönlichkeiten getroffen – und sei laut eigenen Angaben in einigen Fällen zu sexuellen Handlungen mit ihnen gedrängt worden.
Tod von Epstein und Verurteilung von Maxwell
Jeffrey Epstein war bereits 2008 wegen Sexualdelikten verurteilt worden. Im August 2019 wurde er tot in seiner Zelle in einem Gefängnis in New York aufgefunden – kurz vor Beginn seines Prozesses wegen Menschenhandels. Laut Behördenangaben handelte es sich um Suizid.
Ghislaine Maxwell wurde Ende Dezember 2021 in New York wegen Sexhandels verurteilt. Die Anklage warf ihr vor, über Jahre hinweg minderjährige Mädchen systematisch für Epstein rekrutiert zu haben. Das Strafmaß lautete 20 Jahre Haft. Maxwell verbüßt ihre Strafe derzeit in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Texas.
(VOL.AT)
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