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Ärztekammer-Kritik an Apothekengesetz

Ärzte warnen vor einer massiven Qualitätsminderung durch das Apothekengesetz.
Ärzte warnen vor einer massiven Qualitätsminderung durch das Apothekengesetz. ©AP Photo/ Jan Bauer, File
Die Novelle des Apothekengesetzes wird von der Ärztekammer scharf kritisiert und es wird vor einer signifikanten Verschlechterung der Qualität gewarnt.
Entwurf des Apothekengesetzes erntet Kritik
Apothekengesetz bekommt eine Reform

Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart äußerte sich am Montag bei einer Pressekonferenz und erklärte, dass die geplante Reform das genaue Gegenteil von dem sei, was eine Stärkung des niedergelassenen Sektors vor Ort verspreche. Die Möglichkeit der Eröffnung von bis zu drei Filialapotheken bezeichnete er als "eine absolute Kriegserklärung und Zerstörung der Hausapotheke".

Ärztekammer kritisiert Nicht-Einbindung in Apothekengesetz

Der Präsident der Ärztekammer äußerte seine Verärgerung darüber, dass die Ärzte nicht in die Überarbeitung des Apothekengesetzes einbezogen wurden. Er betonte jedoch, dass die längeren Öffnungszeiten der Apotheken das einzige positive Element der vorgestellten Novelle seien. Steinhart bezeichnete alles andere als ein echtes Problem. Er warf der Standesvertretung der Apotheker vor, dass sie in extrem invasiver Weise versucht, Zuständigkeiten für sich zu beanspruchen, die eigentlich in ärztlicher Kompetenz liegen.

Apothekengesetz bedroht laut Ärztekammer Hausapotheken

Die Ärztekammer betrachtet die Erweiterung der möglichen Filialapotheken auf bis zu drei Abgabestellen als größtes Problem. Silvester Hutgrabner, Leiter des Referats Hausapotheken und Medikamentenangelegenheiten der Ärztekammer, kritisiert dies als klaren Angriff auf die Hausapotheken und somit auf die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Wenn es Filialapotheken gibt, wird es noch schwieriger, Ärzte für kleine Gemeinden zu finden, da diese keine Hausapotheke betreiben können. Denn es gibt viele Ordinationen im ländlichen Bereich, die nicht rentabel wären, wenn sie keine Hausapotheke zusätzlich hätten, argumentiert Edgar Wutscher, Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte und Vize-Präsident der Ärztekammer.

Im Gesundheitsministerium hat man hier keine Bedenken. Schon jetzt erfolge die Versorgung mit Medikamenten "in erster Linie" über öffentliche Apotheken. Wenn es in der Ortschaft bereits eine Hausapotheke gebe, dürfe außerdem auch künftig keine Filialapotheke errichtet werden, hieß es gegenüber dem "Kurier". Gleichzeitig verhindere auch eine Filialapotheke nicht die Bewilligung einer ärztlichen Hausapotheke, wird die Apothekerkammer ebendort zitiert.

Die Ärztekammer äußert Bedenken hinsichtlich der geplanten Durchführung von Medikationsanalysen durch Apotheken und hält die Ausbildung der Apotheker für unzureichend. Laut Wutscher ist jemand, der einen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein absolviert hat, besser medizinisch geschult. Ohne weitere Informationen über den Patienten wie Laborwerte und Krankheitsgeschichte macht eine Medikationsanalyse keinen Sinn. Zudem erachtet Wutscher die Durchführung einfacher Gesundheitstests als nutzlos, wenn anschließend keine ärztlichen Maßnahmen ergriffen werden können. Es ist auch noch nicht geklärt, wie und ob eine Dokumentation der Befunde stattfinden soll.

Ärztekammer will mit Rauch Gespräch zu Apothekengesetz suchen

Die Ärztekammer plant als nächste Maßnahmen, das Gespräch mit Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) zu suchen und die Patienten in den Arztpraxen zu informieren. Darüber hinaus erwägen die Ärzte alternative Wege zur Medikamentenversorgung aufgrund der weiterhin bestehenden Schwierigkeiten, wie zum Beispiel über das Internet. Dies erklärte Steinhart.

(APA/Red)

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