Ablöse vor den Olympischen Spielen: ORF trennt sich von Sportchef
 
    ORF-Sportchef Hannes Aigelsreiter wurde am Mittwochnachmittag von seiner Entbindung als Leiter der ORF-Sportredaktion informiert. Laut einem Bericht des "Standard" soll ein Interview mit der "Tiroler Tageszeitung", das ohne Abstimmung mit der Unternehmenskommunikation geführt wurde, den Ausschlag für die Entscheidung gegeben haben.
Mehrere ORF-nahe Quellen bestätigten dem "Standard", dass man Aigelsreiter "unternehmensschädigendes Verhalten" vorwerfe. Der ORF bestätigte die Entbindung Aigelsreiters gegenüber der APA am Donnerstag.
Vertrauensverlust durch Führungsstil und interne Konflikte
Die Trennung kam nicht aus heiterem Himmel: Aigelsreiter sei bereits seit Monaten intern in der Kritik gestanden. Laut "Standard" wurden ihm unter anderem mangelnde Umsetzung von Arbeits- und Entwicklungsaufträgen vorgeworfen – dazu zählten redaktionelle, budgetäre und personalpolitische Themen.
Auch seine Führungsqualitäten und Teamfähigkeit wurden infrage gestellt. Aus Sicht der Unternehmensführung fehlte letztlich die Loyalität gegenüber dem ORF, was zum vollständigen Vertrauensverlust führte.
Offene Bewerbung um Generaldirektion als Nebenschauplatz
Für zusätzliche Brisanz sorgte ein Zitat aus dem umstrittenen Interview, in dem sich Aigelsreiter offen für eine Bewerbung um die Nachfolge des ORF-Generaldirektors 2027 zeigte: "Ja, ich kann mir eine Bewerbung vorstellen."
Und weiter: "In meiner Welt geht es bei einer Bewerbung um diese Position ausschließlich um einen fairen, produktiven und erfolgversprechenden Wettbewerb der besten Ideen und Konzepte für die Zukunft des ORF." Diese Aussagen fielen zeitlich mit internen Überlegungen über einen geordneten Rückzug Aigelsreiters zusammen – inklusive eines Handshake-Angebots, das er laut "Standard" bis dahin abgelehnt hatte.
Gespräche über Abschied laufen – ORF schweigt offiziell
Nach der Entbindung durch Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz fanden laut Bericht Gespräche über die weitere Vorgangsweise statt. Bereits am frühen Mittwochabend hatte "derStandard.at/Etat" über den Fall über seinen WhatsApp-Kanal berichtet – der vollständige Artikel konnte aufgrund technischer Probleme erst später veröffentlicht werden.
Sportliche Großereignisse vor der Tür
Die Entbindung Aigelsreiters kommt zu einem heiklen Zeitpunkt: Der ORF bereitet sich auf die Olympischen Winterspiele 2026 in Italien vor, gefolgt von der Fußball-WM, an der der Sender zumindest teilweise beteiligt ist – auch wenn die Hauptrechte bei ServusTV liegen. Die Neuorganisation der Sportberichterstattung dürfte unter hohem Zeitdruck erfolgen müssen.
Rückholaktion des Ex-Sportchefs
Bereits im Laufe des Jahres 2024 hatte der ORF den ehemaligen Sportchef Hans Peter Trost zurückgeholt – als Berater für zentrale Sportrechte. Die Maßnahme galt vielen als Indiz dafür, dass man mit der Amtsführung Aigelsreiters unzufrieden war. In der Vergangenheit hatte es wiederholt Berichte über interne Spannungen gegeben, unter anderem mit Moderator Rainer Pariasek.
Politisch gut vernetzt
Aigelsreiter begann seine Karriere 1989 im ORF-Landesstudio St. Pölten. Ab 2002 leitete er die Radio-Innenpolitik und war später Radio-Chefredakteur. Seine Bestellung zum Sportchef im Jahr 2023 folgte auf die Bewerbung für den multimedialen Newsroom 2022.
Laut "Standard" gilt Aigelsreiter als gut vernetzt in der ÖVP Niederösterreich – eine Zuschreibung, die er stets zurückwies. Trotz politischer Rückendeckung konnte er sich im Sportbereich offenbar nicht durchsetzen. Interne Stimmen warfen ihm mangelnde Präsenz bei wichtigen Terminen und fehlende Konfliktlösungskompetenz vor.
(VOL.AT/APA)
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