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Der Weg in den Heeressport

©Turnsport Austria
Warum Vorarlberg im Heeressport so stark vertreten ist und welche Anforderungen junge Talente erfüllen müssen, zeigt ein Blick ins Heeresleistungssportzentrum Dornbirn.

37 Heeressportlerinnen und -sportler zählt Vorarlberg derzeit, 25 von ihnen trainieren im HLSZ 09. Vizeleutnant Daniel Devigili, Karate-Weltmeister 1994 und seit Jahren Kommandant des Zentrums, beschreibt ein System, das klar strukturiert und eng mit den Verbänden verzahnt ist. "Wir arbeiten seit Jahrzehnten nach denselben Grundsätzen: klare Kriterien, klare Abläufe.“ Der Einstieg erfolgt über drei Kategorien: Grundwehrdienst, Militärperson auf Zeit und Berufssoldat im Spitzensport.

Seit 2000 HLSZ-9-Kommandant: Vizeleutnant Daniel Devigili. ©VN/Stiplovsek

Klare Zugänge, klare Anforderungen

Für viele beginnt der Weg im sechsmonatigen Grundwehrdienst. Die Fachverbände nominieren, das Bundesheer prüft. Gefordert sind Tauglichkeitsstufe fünf und ein Leistungsformblatt, das Ergebnisse und internationale Einsätze dokumentiert. Rund 150 Athleten werden österreichweit jährlich aufgenommen, in Vorarlberg zwischen fünf und zwölf. Nach Basisausbildung und Athletenbetreuungswoche folgt die Zuteilung an den gewünschten Standort, bei den Badminton-Assen Serena Au Yeong und Anna Hagspiel ist es die Südstadt.

Serena Au Yeong (links) und Anna Hagspiel rechts zählen ebenfalls zu den Heeressportlerinnen in Vorarlberg sind allerdings in der Südstadt stationiert. ©Martin Göggel

Frauen steigen freiwillig in dasselbe System ein. Verband, Sport Austria, Eignungsprüfung und Athletenbeurteilungskonferenz bilden die entscheidenden Schritte. Die Einrückung erfolgt ebenso im Juli oder Oktober.

Für Sportlerinnen und Sportler, die bereits im internationalen Wettkampfgeschehen stehen, gibt es die Militärperson auf Zeit. Ein sechs- bis achtmonatiges Provisorium entscheidet über eine Verpflichtung von bis zu 15 Jahren. Staatsmeistertitel, Nachwuchskader oder internationale Rangierungen im Bereich sieben bis fünfzehn gehören zu den Kriterien. "Wer hier aufgenommen wird, muss zeigen, dass er im internationalen Vergleich bestehen kann“, erklärt der 54-Jährige. Die beständigsten Athleten wechseln später in das dauerhafte Dienstverhältnis des Spitzensports.

Ein Alltag, der den Sport vorgibt

Der Dienst beginnt um 7.30 Uhr mit der Standeskontrolle, gefolgt von organisatorischen Punkten und dem Trainingsblock. Die Dienstzeit endet um 16.30 Uhr. Training ist Dienstauftrag, Wettkämpfe gelten als dienstliche Entsendungen. Zusätzlich müssen die Athleten zu Beginn jeder Woche einen Wochenaktivitätsplan erstellen, damit jederzeit nachvollziehbar ist, wo sie trainieren, und welche Einheiten anstehen.

Gino Vetter ist seit Juli 2025 als Heeressportler aktiv. ©Turnsport Austria

Der 18-jährige Kunstturner Gino Vetter aus Hohenems, sechsmaliger Staatsmeister, hat seinen Dienst im Juli begonnen. "Die Abläufe sind klar, der Fokus liegt auf dem Training“, sagt er. Besonders schätzt er die Wege: "Dass die Halle direkt neben dem Zentrum liegt, erleichtert vieles.“ Die größte Umstellung sei das frühe Aufstehen gewesen: "Aber das gehört dazu.“

Für Lea Kempf war sofort klar das sie Heeressportlerin werden will. ©Austria Climbing

Auch die 20-jährige Andelsbucherin Lea Kempf, aktuelle Boulder-Staatsmeisterin, wusste früh, wohin ihr Weg führen soll. "Für mich war von Anfang an klar, dass ich in den Heeressport will“, sagt sie. "Als der Verband gefragt hat, ob grundsätzlich Interesse besteht, habe ich keine Sekunde gezögert.“ Für sie ist vor allem die Betreuung entscheidend: „Die Unterstützung bei medizinischer Versorgung und organisatorischer Planung ist groß, das hilft als Athletin enorm.“ Militärmeisterschaften und offizielle Auftritte gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben.

Stütze für Karrieren

Der Heeressport bietet jungen Athleten eine stabile Basis. "Unsere Rekruten sind nicht im klassischen Kasernenbetrieb. Sie können sich auf Training und Regeneration konzentrieren“, sagt Devigili. Für viele wäre die Kombination aus Spitzensport, Ausbildung und Alltag sonst kaum zu bewältigen.

Der Hohenemser Gino Vetter erhält im Jänner seinen Anschlussvertrag, eine jährliche Leistungsbeurteilung entscheidet über den Verbleib. "Man wird an den Leistungen gemessen, aber es zählt das große Ganze“, sagt er. Sein langfristiges Ziel: Olympia 2028.

Auch Kempf arbeitet an internationalen Topplatzierungen und verfolgt den Traum von Olympia 2028 in Los Angeles: "Das wäre das Größte.“

Zielsetzung bleibt konstant

Das Bundesheer verfolgt seit Jahren dieselbe Linie: Athletinnen und Athleten sollen den Weg zu Welt- und Europameisterschaften und letztlich zu Olympischen Spielen schaffen. Dornbirn liefert dafür weiterhin einen überdurchschnittlich großen Beitrag.

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