"Ich glaube, ich arbeite mein ganzes Leben schon auf das Turnier hin." Gemeint ist die Karate-Weltmeisterschaft in Kairo, für die sich Hanna Devigili im Oktober in Paris qualifiziert hat. Zum ersten Mal startet sie im Einzel bei den Erwachsenen. Mit gerade einmal 22 Jahren.
"Die Vorfreude ist riesig", sagt sie. Und in ihrer Stimme liegt alles: Erleichterung, Stolz und ein kleines Zittern, das zeigt, wie viel dieser Moment für sie bedeutet. Sie gehört zu den besten 32 der Welt. Das erste Mal, dass nicht Länder nominieren, sondern die Kämpferinnen sich selbst durch ein hartes Qualifikationssystem durchsetzen mussten. Hanna hat das geschafft. Ganz allein.
Die Tochter eines Weltmeisters
Was die Geschichte besonders macht: Hanna ist die Tochter eines Weltmeisters. Ihr Vater Daniel Devigili wurde vor 31 Jahren Weltmeister, bis heute eine Ausnahmeleistung im österreichischen Karate. "Was Papa damals geleistet hat, war unglaublich", sagt Hanna. Lange trainierte sie unter seiner Anleitung. Doch sie ist längst mehr als nur seine Schülerin. Sie ist selbst eine Kämpferin mit eigener Geschichte.
"Mein Onkel und meine Tante haben schon gesagt, ich könnte es ein Jahr vor meinem Papa schaffen. Er war 23, als er Weltmeister wurde, ich bin 22", sagt sie mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Knapp 100 Plätze vorgekämpft
Der Weg nach Kairo war lang. Und alles andere als gerade. Anfang des Jahres war Hanna auf Platz 125 der Weltrangliste. Jetzt ist sie auf Rang 33. "Wenn mir jemand gesagt hätte, du stehst dieses Jahr bei der WM, ich hätte gelacht." Doch sie hat sich durchgekämpft, Rang für Rang, Turnier für Turnier.
Dabei musste sie sogar neu anfangen, nach dem Wechsel der Gewichtsklasse von -61 auf -68 Kilogramm. "Ich habe die Weltrangliste komplett verloren und mich wieder raufkämpfen müssen", erzählt sie. Eine Entscheidung, die nicht leicht war, aber richtig. "Mit meinem Körperbau wäre es bis 61 Kilogramm immer ein Kampf gewesen."
Kindheitsträume und echte Ziele
Schon als Kind wusste sie, was sie wollte. In jedes Freundschaftsbuch schrieb sie denselben Satz: Sie wolle Heeressportlerin werden. Heute ist sie beim Bundesheer, lebt ihren Traum. Das zweite Ziel lautete: Karateweltmeisterin. Auch das scheint nicht mehr unerreichbar.
"Natürlich gehe ich als Rookie in das Turnier. Ich habe keine allzu hohen Erwartungen. Aber wenn man schon bei einer WM dabei ist, dann ist alles möglich." Hanna sagt das mit dieser Mischung aus Demut und Entschlossenheit, die man nicht oft hört.
Die letzten Tage vor dem großen Kampf
Jetzt zählt jeder Moment. "Ich fokussiere mich einfach auf mich und möchte Spaß haben", sagt Hanna. Der Kampfstil bleibt, nur an Kleinigkeiten wird noch gearbeitet. Ihr Körper ist fit, sie ist gesund. "Es läuft tipptopp."
Am Dienstag fliegt sie mit ihrer Familie nach Kairo. Dass sie dabei ist, bedeutet ihr viel. Mittwoch ist die Waage, Donnerstag Akklimatisierung und vielleicht auch ein bisschen Sightseeing, Freitag dann der erste Kampf. Der Wettkampf bei der Weltmeisterschaft zieht sich über mehrere Tage. Doch auch das kennt sie schon. "Bei der EM habe ich auch von Mittwoch bis Sonntag durchgekämpft – das lief hervorragend."
Hanna Devigili ist nicht einfach die Tochter eines Weltmeisters. Sie ist eine junge Frau, die ihren eigenen Weg geht und heute dort steht, wo nur die Besten hinkommen. Vielleicht gelingt ihr, was in Österreich nur ihrem Vater Daniel und der Salzburgerin Alisa Buchinger bislang gelang. Und vielleicht wird sie sogar die Erste in der Familie, die mit 22 Weltmeisterin wird.
(VOL.AT)
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