Revolution beim E-Auto: Fahren mit Sonnenlicht statt Steckdose
Mercedes geht mit einem ambitionierten Forschungsprojekt an die Öffentlichkeit: Ein hauchdünner Solarlack, aufgetragen direkt auf die Karosserie eines Elektroautos, soll künftig Strom liefern – nicht nur im Stand, sondern auch während der Fahrt. Laut dem Hersteller sind damit unter optimalen Bedingungen bis zu 12.000 zusätzliche Kilometer pro Jahr möglich – ganz ohne herkömmliche Ladung.
Herzstück der Technologie ist ein nur fünf Mikrometer dünner Lackfilm mit einem Gewicht von 50 Gramm pro Quadratmeter. Der Farblack auf Nanopartikelbasis lässt 94 Prozent des Sonnenlichts ungehindert passieren – ein entscheidender Faktor für die hohe Effizienz. Auf einem Mittelklasse-SUV mit elf Quadratmetern Karosseriefläche ließen sich so die versprochenen Zusatzkilometer erzielen.
Stuttgart oder Los Angeles? Sonnenstunden entscheiden
Mercedes hat konkrete Rechenbeispiele veröffentlicht: In Stuttgart, wo im Jahr rund 1.700 bis 1.800 Sonnenstunden gezählt werden, könnten etwa 62 Prozent der durchschnittlichen Fahrleistung durch den Solarlack abgedeckt werden. Das entspräche rund 52 Kilometern täglich – eine beachtliche Zahl, die viele Arbeitswege emissionsfrei möglich machen würde.
Noch deutlicher wird das Potenzial in sonnenreicheren Regionen: In Los Angeles mit bis zu 3.300 Sonnenstunden jährlich, wären sogar bis zu 20.000 Kilometer allein durch Sonnenenergie denkbar. Ein Wert, der selbst ambitionierten E-Auto-Skeptikern zu denken geben dürfte – besonders im Lichte steigender Kosten für fossile Brennstoffe ab 2026.
Nachhaltig, leicht, vielseitig – und keine seltenen Erden
Ein weiterer Pluspunkt: Die Mercedes-Entwicklung kommt ohne seltene Erden aus und verzichtet gänzlich auf Silizium. Das macht die Lösung nicht nur ressourcenschonender, sondern auch recyclingfreundlich. Die Farbwahl bleibt dabei überraschend flexibel: Während Schwarz den höchsten Wirkungsgrad erzielt, verursachen Farben wie Blau, Rot oder Grün laut Mercedes-Manager Jochen Schmid nur etwa fünf Prozent Effizienzverlust. „Wir wollten eine Technologie, die nicht nur funktioniert, sondern auch alltagstauglich ist“, sagte Schmid dem Fachmagazin Automotive News Europe.
Das Auto als mobile Energietankstelle
Spannend ist auch ein zusätzlicher Nutzen: Überschüssige Energie, die der Solarlack erzeugt, könnte ins Hausnetz eingespeist werden. Damit würde das Auto zur mobilen Stromquelle – ein Konzept, das bereits in der Branche Kreise zieht. Neben Mercedes setzen auch andere Hersteller auf Solartechnik: Toyota etwa bietet bereits serienmäßig Solarzellen in ausgewählten Modellen an, Nissan testet sogar ausfahrbare Solardächer.
Geduld gefragt: Serienstart noch in weiter Ferne
Trotz der verheißungsvollen Perspektiven wird es noch dauern, bis der Solarlack in Serie geht. Mercedes nennt als möglichen Zeithorizont frühestens das Jahr 2040. Bis dahin müssen sich Autofahrer – darunter auch Fans von Verbrenner-Kultmodellen, die 2025 eingestellt werden – noch gedulden. Die Vision ist da, nun beginnt der lange Weg zur Marktreife.
Faktenblock
- Reichweite: Bis zu 12.000 Kilometer pro Jahr durch Sonnenenergie
- Lackstärke: 5 Mikrometer
- Flächengewicht: 50 g/m²
- Transparenz: 94 % Lichtdurchlässigkeit
- Fläche (SUV): ca. 11 m² nutzbar
- Farben: Schwarz optimal, andere mit minimalen Verlusten
- Zeithorizont: Serienreife ab 2040 geplant
(VOL.AT)
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