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Ärzte laufen Sturm gegen Spitalsreform – Umfrage zeigt massiven Widerstand

Ärztekammer-Umfrage: Massive Kritik an Reformplänen des Landes.
Ärztekammer-Umfrage: Massive Kritik an Reformplänen des Landes. ©VN/Steurer; Ärztekammer Vorarlberg
Eine Umfrage der Ärztekammer zeigt: Zwei Drittel der Vorarlberger Spitalsärzt:innen lehnen die Reformpläne des Landes ab. Besonders die fehlende Einbindung und mangelnde Transparenz sorgen für Unmut – mit potenziell drastischen Folgen.

Kritik an Reform: "Nicht so, nicht jetzt, nicht so schnell"

Die geplante Spitalsreform des Landes Vorarlberg stößt bei der Mehrheit der angestellten Ärzt:innen auf deutliche Ablehnung. Zwar wird die Notwendigkeit struktureller Veränderungen grundsätzlich anerkannt, doch die konkreten Pläne des Landes werden von 67 Prozent der befragten Mediziner:innen als "schlecht" bewertet. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Ärztekammer für Vorarlberg unter allen 1089 Spitalsärzt:innen. Mit 567 Teilnehmer:innen liegt die Rücklaufquote bei beachtlichen 52 Prozent.

Reformziel ja, aber nicht in dieser Form

Drei Viertel der Befragten stehen grundsätzlich hinter dem Ziel, medizinische Leistungen zu bündeln und durch die Zusammenlegung von Abteilungen die Versorgungsqualität zu sichern. Doch die Art und Weise, wie das Land Vorarlberg die Reform aufgleist, überzeugt kaum jemanden.

Insbesondere der sogenannte "partizipative Strukturdialog", also der angeblich breit angelegte Beteiligungsprozess im Vorfeld, fällt durch: 89 Prozent bewerten diesen negativ. Der Vorwurf: Der Dialog war mehr Schein als Sein. Viele fühlten sich weder eingebunden noch ausreichend informiert.

Unsicherheit und Zweifel überwiegen

Die kritischen Stimmen wiegen schwer. Rund 70 Prozent der befragten Ärzt:innen befürchten negative Auswirkungen der Reform auf die Mitarbeiterzufriedenheit und die Attraktivität der Spitalsarbeit. Eine oft kolportierte Kostenersparnis durch die geplanten Umstrukturierungen halten 69 Prozent für unwahrscheinlich.

In betroffenen Abteilungen denkt bereits ein Drittel der Ärzt:innen konkret über eine Niederlassung nach, fast ein Viertel sogar über einen Wechsel ins Ausland. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend in der Gynäkologie in Dornbirn (50 Prozent denken an Niederlassung) und in der Urologie in Bregenz, wo 60 Prozent über einen Auslandswechsel nachdenken.

Ärztekammer-Präsident Walla: "Ziele nicht glaubhaft vermittelt"

Dr. Burkhard Walla, Präsident der Ärztekammer für Vorarlberg, findet deutliche Worte: "Viele Betroffene fühlen sich nicht ausreichend in die Gestaltung der Zukunft involviert. Die Pläne wirken zum Teil oberflächlich, fehlerhaft oder schlichtweg unplausibel." Die gesetzten Ziele – Spezialisierung, Effizienz und Kosteneinsparung – seien für viele nicht glaubwürdig kommuniziert worden. Stattdessen wünscht sich ein großer Teil der Spitalsärzteschaft eine umfassendere und langfristig gedachte Planung, idealerweise mit dem Ziel eines gemeinsamen Zentrums Nord.

Dr. Burkhard Walla, Präsident der Ärztekammer für Vorarlberg
Dr. Burkhard Walla, Präsident der Ärztekammer für Vorarlberg ©Ärztekammer Vorarlberg

Lohnreform fehlt, Ausbildungskonzept unklar

Auch Dr. Alexander Loibnegger, Ärztekammer-Referent für die Spitalsreform, sieht erhebliche Mängel: "Die angekündigte Strukturreform wird ohne die gleichzeitig versprochene Lohnreform durchgezogen. Das erzeugt Unverständnis und Frust." In manchen Abteilungen sei die Stimmung bereits gekippt – eine Mischung aus Verunsicherung und Resignation mache sich breit.

Zudem kritisiert Loibnegger das Fehlen eines klaren Ausbildungskonzepts sowie eines attraktiven und nachhaltigen Gehaltsmodells. "Wer wirklich reformieren will, muss auch organisatorische und strukturelle Modernisierung mitdenken – nicht nur bauliche Maßnahmen." Ob unter diesen Bedingungen eine Verbesserung der Patientenversorgung überhaupt möglich sei, sei laut Ärztekammer "mehr als fraglich".

Nächster Schritt: Öffentliche Diskussion am 4. Dezember

Die Ärztekammer will die Reformpläne weiterhin genau prüfen und Anfang Dezember eine fundierte Stellungnahme an das Land übermitteln. Bereits am 4. Dezember lädt sie gemeinsam mit betroffenen Primarärzt:innen zu einer Informationsveranstaltung in die Aula des Krankenhauses Dornbirn. Ziel sei es, die Ärzt:innen im Land umfassend über die Inhalte und möglichen Folgen der Reform zu informieren.

(VOL.AT)

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