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Giftige Mode im Netz: Test zeigt massive Chemikalienbelastung bei Temu und Shein

AK-Test findet gefährliche Chemikalien in Mode – EU-Grenzwerte teils tausendfach überschritten.
AK-Test findet gefährliche Chemikalien in Mode – EU-Grenzwerte teils tausendfach überschritten. ©APA/AFP
Ein Chemikalien-Test der AK Oberösterreich und GLOBAL 2000 offenbart: In Modeartikeln von Temu und Shein stecken gefährliche Substanzen. Sieben von 20 Produkten dürften in der EU gar nicht verkauft werden.

Ein aktueller Test der Arbeiterkammer Oberösterreich in Kooperation mit der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 bringt besorgniserregende Ergebnisse ans Licht: In Kleidungsstücken der chinesischen Online-Plattformen Temu und Shein wurden in großem Ausmaß gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien gefunden. Von 20 untersuchten Artikeln waren sieben derart belastet, dass sie nach geltendem EU-Recht gar nicht verkauft werden dürften.

Chemikalienalarm: 4.154-fache Überschreitung des Grenzwerts

Besonders gravierend war der Fall einer Damenjacke von Temu. Hier wurde ein Wert für Perfluorcarbonsäuren (PFCA) gemessen, der das erlaubte EU-Limit um das 4.154-Fache überstieg. PFCA zählt zu den sogenannten Ewigkeitschemikalien, die nicht abgebaut werden, sich im menschlichen Körper anreichern und die Fortpflanzung gefährden können. Auch die Perfluoroctansäure (PFOA), ein weiterer hochkritischer Stoff, wurde festgestellt – 770 Mal über dem zulässigen Grenzwert.

©Global 2000/Leo Daublebsky

Insgesamt wurden in vier Kleidungsstücken Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) nachgewiesen. Diese Chemikalien sind dafür bekannt, sich weltweit in Umwelt und Organismen anzureichern, ihre Wirkung reicht von hormonellen Störungen bis hin zu krebserregendem Potenzial.

Weichmacher und Blei in Schuhen entdeckt

Auch Schuhe blieben im Test nicht unauffällig. Drei der überprüften Paare enthielten erhöhte Mengen an Phthalaten – Weichmacher, die hormonähnlich wirken und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. In einem Winterstiefel von Shein wurde zudem ein besonders hoher Bleigehalt in der Sohle festgestellt. Blei gilt als besonders gefährlich, da es sich über Jahre hinweg im Körper anlagert und chronische Vergiftungen verursachen kann.

Kunststoffmode als Mikroplastikschleuder

Ein weiteres Problem betrifft die Materialien, aus denen die Produkte gefertigt sind. 85 Prozent der untersuchten Artikel bestanden aus Kunststoffen wie PVC, Polyester, Elasthan oder EVA – allesamt auf Erdölbasis. Diese Materialien setzen beim Waschen oder Entsorgen Mikroplastik frei, das über Flüsse und Meere in die Nahrungskette gelangt. Die Umweltauswirkungen sind massiv und langfristig kaum kontrollierbar.

©AFP

Wegwerfgesellschaft befeuert Umweltproblem

Der Test zeigt auch einen besorgniserregenden Trend im Konsumverhalten: In Österreich landen pro Jahr durchschnittlich 23 Kilogramm Kleidung pro Person im Müll – das ist fast doppelt so viel wie im EU-Durchschnitt. Gleichzeitig boomen Billig-Plattformen wie Temu und Shein ungebremst. Innerhalb eines Jahres wuchs Temu um 63 Prozent, Shein um 19 Prozent.

AK fordert gesetzliche Verschärfungen für Onlinehandel

Die Arbeiterkammer fordert angesichts dieser Ergebnisse klare Konsequenzen. „Wir brauchen dringend strengere Kontrollen und einheitliche Regeln für Online-Plattformen, damit Produkte mit gefährlichen Chemikalien gar nicht erst auf den Markt kommen“, heißt es vonseiten der AK Oberösterreich. Die derzeitigen rechtlichen Schlupflöcher ermöglichen es Plattformen wie Temu und Shein, problematische Ware in großen Mengen nach Europa zu bringen.

©AFP

Die Kritik richtet sich auch an die Produktionsbedingungen: Hoher Wasserverbrauch, Pestizideinsatz, gesundheitsgefährdende Chemikalien und schlechte Arbeitsbedingungen sind in der Herstellung von Ultra-Fast-Fashion keine Ausnahme, sondern oft die Regel.

Konsumententipps: Weniger ist mehr

Die AK rät Verbraucherinnen und Verbrauchern, ihren Modekonsum zu überdenken: Weniger zu kaufen, dafür bewusst ausgewählte und langlebige Stücke – idealerweise fair produziert oder Second-Hand. Wer mehr über nachhaltige Kleidung erfahren möchte, findet Informationen im „Fair Fashion Guide“ der Arbeiterkammer.

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(VOL.AT)

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