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Aus für Geburtenstation Dornbirn: Reaktionen aus der Politik

Was Politiker zur Schließung der Dornbirner Geburtenstation sagen.
Was Politiker zur Schließung der Dornbirner Geburtenstation sagen. ©Canva; Stiplovsek; Grüne; Neos
Die mögliche Verlegung oder Schließung der Geburtenstation am Krankenhaus Dornbirn sorgt weiterhin für Wirbel. VOL.AT hat mit Vertretern aus der Politik gesprochen.

Mario Leiter (SPÖ): "Was hier passiert, ist ein Rückschritt – auf dem Rücken der Frauen"

SPÖ-Klubobmann Mario Leiter sieht in den Plänen zur Verlegung der Geburtshilfe- und Kinderabteilung vom Stadtspital Dornbirn nach Bregenz einen Angriff auf die regionale Versorgung: "Das ist keine Strukturanpassung, sondern ein Verschlechterungsprojekt, und zwar auf Kosten der Frauen, die in Dornbirn und Umgebung ein Kind zur Welt bringen wollen." Er verweist auf über 1300 Geburten allein im Vorjahr in Dornbirn und auf Investitionen in Millionenhöhe: "Und jetzt soll das alles eingestampft werden? Das ist weder nachvollziehbar noch verantwortungsvoll. So geht man nicht mit Frauen um, die in einer sensiblen Lebenssituation Sicherheit brauchen – und auch nicht mit dem engagierten Personal, das diese Betreuung tagtäglich möglich macht."

Die SPÖ warnt vor konkreten Nachteilen für werdende Mütter: "Wer mitten in den Wehen ist, braucht keine zusätzlichen Kilometer und womöglich Stau auf der A14. Jede Minute zählt – und gerade bei Komplikationen kann das entscheidend sein." Besonders scharf fällt Leiters Urteil zur politischen Kommunikation aus: "Wenn man Gemeinden und Betroffene vor vollendete Tatsachen stellt, verliert man jede Glaubwürdigkeit."

Auch die Richtung der Reform stellt er infrage: "Wir brauchen eine Gesundheitsreform, die Nähe sichert, nicht abschafft. Die Landesregierung nennt ihre Vorgehensweise zynisch ‚Strukturdialog‘ – in Wahrheit ist es ein Sparprogramm, das über die Köpfe der Menschen beschlossen wird." Für ihn ist klar: "Das Land darf nicht länger behaupten, es gehe um Qualität, wenn in Wahrheit Kapazitäten abgebaut werden."

Juliane Alton (Grüne Dornbirn): "Wer sagt, dass die Hebammen und Ärzte, die jetzt in Dornbirn tätig sind, nach Bregenz wechseln wollen?"

Juliane Alton meint auf VOL.AT-Nachfrage: "Klar ist: Es ist nicht möglich, einfach eine Geburtenstation, wo jährlich 1400 Kinder zur Welt kommen, so mir nichts, dir nichts in ein anderes Spital zu verlegen. Wo gibt es da die notwendigen Räume? Wer sagt, dass die Hebammen und Ärzt:innen, die jetzt in Dornbirn tätig sind, nach Bregenz wechseln wollen? Die Kommunikation des Landes in Sachen Spitalsreform lässt sehr zu wünschen übrig. Es werden Patient:innen und Gesundheitspersonal verunsichert. Mehr hat das Umrühren bisher nicht gebracht."

Eva Hammerer (Die Grünen): "Das ist ein Chaos und verursacht massive Ängste"

Eva Hammerer, Landessprecherin und stellvertretende Klubobfrau der Grünen, zeigt sich nach Rücksprache mit Gesundheitslandesrat Daniel Zadra besorgt: "Nach Bludenz werde nun offenbar die zweite Geburtenstation geschlossen. Faktum ist: Es wissen ja nicht einmal die Betroffenen, wann, wie, wo, was. Das ist jetzt durchgesickert. Ich denke, dass diese Information schon stimmen wird."
Die Verlegung der Geburten- und Kinderstation nach Bregenz hält sie für wahrscheinlich: "Das hat Martina Rüscher schon öffentlich im Landtag gesagt: entweder Bregenz oder Dornbirn."
Kritik übt Hammerer besonders an der mangelnden Kommunikation mit dem Personal: "Sie werden vor vollendete Tatsachen gestellt." Der Informationsfluss über Medien statt über interne Kanäle sei problematisch: "Das ist ein Chaos und verursacht massive Ängste. Es sind extrem viele Arbeitsplätze betroffen."

Die Grünen-Politikerin warnt vor der zusätzlichen Belastung für verbleibende Standorte: "Das erhöht logischerweise den Druck auf die anderen Geburtenstationen. Wenn der Druck erhöht wird, dann bewirkt das mehr Stress bei der einzelnen Geburt." Die jüngsten Investitionen in Dornbirn seien damit infrage gestellt. Mit Blick auf die für 6. November angekündigte Präsentation meint sie: "Ich glaube, dass es dann brutal rumpelt."

Alexander Juen (ÖVP Dornbirn): "Dornbirn wäre prädestiniert als Krankenhaus Nord"

Alexander Juen, Vizebürgermeister von Dornbirn und ÖVP-Stadtparteiobmann, betont, dass es bislang keine offizielle Entscheidung gebe: "Es gab verschiedene Überlegungen. Ich glaube nicht, dass es eine fixe Entscheidung ist." Die ÖVP Dornbirn habe in der Stadtvertretung einen Antrag eingebracht, das Krankenhaus in seiner jetzigen Form zu erhalten.

Juen verweist auf die strategische Bedeutung des Standorts: "Wir vertreten die Ansicht, dass Dornbirn prädestiniert wäre als Krankenhaus Nord." Die Lage, die Ausstattung und das Personal sprächen dafür. Auch die kürzliche Eröffnung der neuen Kreißsäle und die renovierte Kinderabteilung unterstreichen für ihn die Wichtigkeit des Standorts.

Besonders betont er die Rolle der Mitarbeitenden: "Man muss mit dem Personal reden. Das ist das Um und Auf. Sie machen einen wahnsinnig guten Job." Dornbirn habe ein großes Einzugsgebiet: "60 Prozent der Patienten des Krankenhauses Dornbirn kommen aus der Umgebung drum herum."
Ein Wegfall der Geburtenstation würde "sicher große Wellen schlagen", so Juen. Er zeigt Verständnis für die Bemühungen des Landes zur Kostensenkung, mahnt aber: "Wichtig ist, dass das Patientenwohl im Vordergrund steht – und auch das Personal."

Claudia Gamon (Neos): "Diese Intransparenz ist keine Politik"

Neos-Klubobfrau und Landessprecherin Claudia Gamon kritisiert den Reformprozess scharf: "Die aktuelle Umsetzung der Spitalscampus-Reform ist auf bestem Weg, kolossal zu scheitern. Diese unterirdische Informationspolitik grenzt an Sabotage."

Gamon fordert mehr Offenheit und Ehrlichkeit: "Was ist die Entscheidungsgrundlage? Wer wusste im Vorfeld Bescheid? Wer Vertrauen will, muss auch bereit sein, ehrlich zu informieren. Diese Intransparenz ist keine Politik – hier wird Vertrauen zerstört, und damit auch das Reformvorhaben selbst."
Die Neos fordern deshalb die sofortige Veröffentlichung der Datengrundlage durch die Landesregierung. Sollte es völlig gegensätzliche Konzepte in der Vergangenheit gegeben haben, komme man "nur zum Schluss, dass es hier nicht um Fakten, sondern um Politik geht."

Martina Hladik (Neos Dornbirn): "Wir wurden durch Medienberichte informiert"

Martina Hladik, Fraktionsvorsitzende der Neos in Dornbirn, zeigt sich erschüttert über die Kommunikationspraxis des Landes: "Ich bin fassungslos, dass wir nun alle durch Medienberichte über die Schließung der Geburtenstation informiert werden – ohne Datenlage, ohne Fakten und ohne vertrauensvolle und transparente Kommunikation."

Sie stellt auch die finanziellen Entscheidungen infrage: "Gerade erst wurde in eine neue moderne Geburtenstation investiert. Das ist doch reine Geldverschwendung. Mit dieser Verlegung wird Steuergeld geradezu vernichtet – und wir wissen nicht warum."

Hladik fordert mehr Beteiligung an weitreichenden Entscheidungen: "Wir Neos erwarten uns, dass über Strukturen, Schwerpunkte und Investitionen nicht über die Köpfe der Menschen und Verantwortlichen hinweg entschieden wird." In Richtung der Landesregierung betont sie: "Diese Art der intransparenten Vorgehensweise lehnen wir entschieden ab. So geht man mit der größten Stadt Vorarlbergs nicht um."

(VOL.AT)

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