Wie geht das? Helsinki hatte 2024 keinen einzigen(!) Verkehrstoten

Helsinki schreibt Geschichte. Die finnische Hauptstadt meldete für das Kalenderjahr 2024 keinen einzigen tödlichen Verkehrsunfall - und das in einer Großstadt mit 684.018 Einwohner (Stand 31. Dezember 2024). Laut Stadtverwaltung datiert der letzte tödliche Unfall auf Juli 2023. Damit ist Helsinki die erste europäische Hauptstadt, die das Ziel der sogenannten "Vision Zero" zumindest für ein Jahr vollständig erreicht hat.
"Vision Zero" für Europa
Die „Vision Zero“-Strategie, ursprünglich in Schweden entwickelt, wurde von der EU übernommen. Ihr langfristiges Ziel: Bis 2050 soll es keine Verkehrstoten mehr geben. Helsinki ist dem nun um viele Jahre voraus.
Der europäische Vergleich: Zahlen, die aufrütteln
Im EU-weiten Vergleich wird die Dimension des Erfolgs deutlich. In Oslo starben 2024 vier Menschen im Straßenverkehr – ein im internationalen Vergleich ebenfalls sehr niedriger Wert. Berlin verzeichnete im selben Zeitraum 55 Verkehrstote, Wien 20 und Rom sogar 154. Insgesamt kamen laut EU-Kommission rund 19.800 Menschen 2024 auf Europas Straßen ums Leben – immerhin drei Prozent weniger als im Vorjahr.
Das Erfolgsrezept der Finnen
1. Tempo 30 als Standard, nicht als Ausnahme
Bereits seit 2018 gilt auf über 60 Prozent der Straßen in Helsinki Tempo 30. Das wirkt: Während Ende der 1980er-Jahre noch jährlich über 1.000 Unfälle mit 30 Todesopfern registriert wurden, sind es aktuell 277 Verletzte – und keine Toten.
Die Statistik erklärt sich plausibel: Wird ein Fußgänger bei 30 km/h erfasst, überleben neun von zehn. Bei 50 km/h hingegen nur fünf. Geschwindigkeit entscheidet also über Leben und Tod – buchstäblich.
2. Straßenbau mit Sicherheitsfokus
Die Stadt hat ihre Infrastruktur bewusst entschleunigt: Fahrbahnen wurden verschmälert, Kreuzungen beruhigt, Sichtachsen verbessert und Ampelschaltungen angepasst. Dabei geht es nicht nur um Planung, sondern um schnelle Umsetzung. Laut dem Magazin „Politico“ werden Unfalldaten laufend ausgewertet – gefährliche Stellen teils schon nach wenigen Monaten umgebaut.
3. Strikte Kontrolle mit Radarkameras
70 automatische Radarkameras überwachen den Verkehr in Helsinki. Laut dem Fachmagazin „Nordic Road & Transport Research“ haben sich die Tempoverstöße an diesen Stellen mehr als halbiert. Verkehrsinseln, farblich markierte Radwege und gesicherte Übergänge ergänzen die Maßnahmen.
4. Strenge Regeln, spürbare Strafen
Finnland verfolgt einen sozialen Ansatz bei Verkehrsstrafen: Die Höhe des Bußgelds richtet sich nach dem Einkommen. Fahranfänger erhalten bei Verstößen doppelt so viele Strafpunkte wie erfahrene Fahrer. Auch die Fahrprüfung gilt als besonders anspruchsvoll – ein weiterer Grund, warum junge Fahrer vorsichtiger unterwegs sind.
5. E-Scooter? Ja, aber mit Regeln
In Finnland dürfen E-Scooter zwischen Freitag- und Sonntagnacht nicht verliehen werden. Hintergrund: Die Zahl der alkoholisierten Fahrer war zu hoch. Zudem herrscht Helmpflicht für alle Zweiräder – auch das ein Beitrag zur Verkehrssicherheit.
Ein Vorbild für Europa?
Der Weg Helsinkis zeigt: Verkehrssicherheit ist keine Frage des Schicksals, sondern der politischen und gesellschaftlichen Prioritäten. Wer Infrastruktur, Regelwerk und Kontrolle konsequent auf Sicherheit ausrichtet, kann Vision Zero Realität werden lassen – sogar in einer europäischen Hauptstadt mit dichtem Stadtverkehr.
Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Helsinki ein Einzelfall bleibt – oder zum Vorbild für andere Metropolen wird.
(VOL.AT)
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