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Verkehrsbilanz alarmiert: Mehr Tote, mehr Risiko – Experten fordern Helm- und Tempopflicht

Deutlich mehr Verkehrstote in Österreich – KFV warnt vor E-Scootern und E-Bikes
Deutlich mehr Verkehrstote in Österreich – KFV warnt vor E-Scootern und E-Bikes ©CANVA (Symbolbild)
Die Zahl der Verkehrstoten in Österreich ist im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Besonders betroffen sind Radfahrer, Kinder – und E-Bike-Nutzer. Das KFV fordert eine Helmpflicht, der VCÖ will Tempo 80 auf Freilandstraßen.

Die Entwicklung der Verkehrsunfälle in Österreich gibt Anlass zur Sorge: Laut aktueller Auswertung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) sind im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 162 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen – ein Anstieg um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (138 Tote). Besonders tragisch: Vier der Verstorbenen waren Kinder.

Das Ziel der nationalen Verkehrssicherheitsstrategie – maximal 310 Todesopfer im gesamten Jahr – dürfte damit kaum erreichbar sein.

E-Bikes und Scooter mit rasantem Anstieg bei Todesfällen

Besonders auffällig: Die Zahl der getöteten Radfahrer, E-Bike- und E-Scooter-Nutzer hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt – konkret um 108 Prozent. Laut KFV machen sie bereits 16 Prozent aller Verkehrstoten aus. Als Reaktion fordern Verkehrsexperten eine gesetzliche Helmpflicht für E-Bikes und E-Scooter sowie den flächendeckenden Ausbau der Radinfrastruktur.

"Durch die höhere Geschwindigkeit sind ungeschützte Verkehrsteilnehmer heute einem viel größeren Risiko ausgesetzt", erklärte Klaus Robatsch, Leiter der KFV-Verkehrssicherheitsforschung. Die aktuellen Zahlen basieren auf Daten des Innenministeriums und der Statistik Austria bis inklusive 29. Juni 2025.

Kinder unter den Opfern – KFV fordert schnellere Prüfungen bei Bahnübergängen

Unter den Todesopfern befinden sich auch vier Kinder – zwei davon kamen unabhängig voneinander mit dem Fahrrad an unbeschrankten Bahnübergängen ums Leben. Das KFV fordert daher beschleunigte Überprüfungen sämtlicher Eisenbahnkreuzungen im Land.

Juli birgt höchste Unfallgefahr

Mit dem Ferienstart in Ostösterreich und der beginnenden Reisesaison warnt der ÖAMTC vor den unfallreichsten Tagen des Jahres. Laut dem Club sind allein am 6. Juli in den vergangenen Jahren im Schnitt 155 Unfälle mit Personenschaden registriert worden – rund 55 mehr als an einem durchschnittlichen Tag. Auch die erste Juliwoche insgesamt zählt zu den unfallträchtigsten Perioden im Jahr.

Hauptgründe sind laut ÖAMTC-Experte Christoph Schönlechner neben Unachtsamkeit und Ablenkung auch Hitzebelastung und Übermüdung. Er rät zu regelmäßigen Pausen, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und dem Verzicht auf zu lange Etappen.

VCÖ fordert Tempo 80 auf Freilandstraßen

Angesichts der hohen Zahl tödlicher Unfälle auf Freilandstraßen – 56 Prozent aller Verkehrstoten im Vorjahr – spricht sich der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) für eine Reduktion des generellen Tempolimits aus. Tempo 80 statt 100 soll künftig die Regel sein, Tempo 100 nur mehr in begründeten Ausnahmefällen zulässig.

"Länder mit niedrigeren Geschwindigkeiten haben deutlich weniger Verkehrstote", so VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Zudem fordert der VCÖ mehr Tempokontrollen – insbesondere auf Freilandstraßen – sowie härtere Strafen bei Handyverstößen am Steuer.

Handy am Steuer: VCÖ will Vormerkdelikt

Besonders kritisiert wird das aktuell geringe Strafausmaß bei gefährlichem Verhalten im Straßenverkehr: Wer mit dem Handy telefoniert, riskiert derzeit lediglich eine Strafe von 100 Euro. Laut VCÖ sei das Schreiben von Nachrichten beim Fahren gefährlicher als Fahren mit 0,8 Promille. Deshalb fordert Jaschinsky, Handyvergehen künftig ins Vormerksystem aufzunehmen.

Langfristiger Trend: Rückgänge nur in einzelnen Bundesländern

Im Zehnjahresvergleich zeigt sich, dass die niedrigsten Halbjahreszahlen während der Pandemiejahre 2020 und 2021 (153 bzw. 151 Tote) verzeichnet wurden. 2018 lag der Wert noch bei 199. Ein Rückgang wurde zuletzt nur in Kärnten, Salzburg und der Steiermark beobachtet. In anderen Bundesländern wie Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol, Wien und dem Burgenland stiegen die Unfallzahlen teils deutlich.

(VOL.AT)

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