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Forscher warnen: Ohne Meeresströmung droht Europa eine Eiszeit

Strömung im Atlantik verliert an Kraft – Studie zeigt Folgen (SYMBOLBILD)
Strömung im Atlantik verliert an Kraft – Studie zeigt Folgen (SYMBOLBILD) ©CANVA
Ein auffälliger Kältefleck im Nordatlantik deutet laut einer aktuellen Studie auf eine zunehmende Schwächung der Atlantischen Umwälzzirkulation (AMOC) hin – einer zentralen Meeresströmung, die das Klima in Europa maßgeblich beeinflusst.

Sollte dieser ozeanische Wärmetransport vollständig zusammenbrechen, wären tiefgreifende klimatische Veränderungen zu erwarten.

Warnsignal im Meer

Die Region südlich von Grönland, in der normalerweise salzhaltiges, schweres Wasser absinkt und damit die Strömung antreibt, zeigt seit Jahrzehnten eine auffällige Anomalie: Die Wassertemperatur steigt dort deutlich langsamer als in anderen Teilen des Ozeans. Dieser sogenannte "Cold Blob" wird durch Schmelzwasser aus grönländischen Gletschern verstärkt, das die Dichte des Wassers senkt und so das Absinken bremst.

Neue Modellstudie zeigt langfristige Entwicklung

Laut einer im Fachjournal „Communications Earth & Environment“ veröffentlichten Studie analysierten die Klimaforscher Kai-Yuan Li und Wei Liu (University of California Riverside) historische Daten zu Temperatur und Salzgehalt und fütterten diese in 94 Klimamodelle. Etwa die Hälfte der Modelle konnte die Existenz des Kälteflecks mit einer Abschwächung der AMOC in Verbindung bringen.

Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bezeichnet die Kälteanomalie als "klaren Fingerabdruck" der schwächelnden Umwälzzirkulation. Diese habe seit Mitte des 20. Jahrhunderts etwa 12 bis 15 Prozent ihrer Stärke eingebüßt.

Folgen für Europa

Ein vollständiger Zusammenbruch der AMOC gilt laut Forschern im aktuellen Jahrhundert als unwahrscheinlich, doch eine weitere Abschwächung sei realistisch – mit möglichen Folgen wie kälteren Wintern, häufigeren Stürmen und veränderten Regenmustern. Der niederländische Klimaforscher René van Westen warnt: "In Berlin könnten dann 54 zusätzliche Frosttage pro Jahr auftreten."

Klimaschutz bleibt entscheidend

Langfristig könnte ein Versiegen der AMOC zu einem Anstieg des Meeresspiegels und großräumigen klimatischen Verschiebungen führen. Forscher betonen, dass das Risiko deutlich sinkt, wenn die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt wird.

Häufige Fragen zum Thema

Was ist über den Vorfall bekannt?

Eine aktuelle Studie zeigt: Die Atlantische Umwälzzirkulation (AMOC) schwächt sich ab – nachweisbar an einem Kältefleck südlich von Grönland.

Wer ist betroffen?

Europa könnte von kälteren Wintern, veränderten Wetterlagen und steigendem Meeresspiegel betroffen sein – bei weiterem Fortschreiten der Abschwächung.

Weitere Informationen?

Die vollständige Studie ist im Fachjournal "Communications Earth & Environment" erschienen. Ergänzend: Einschätzungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

(VOL.AT)

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