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Graz gedenkt der Opfer des Amoklaufs

Die offiziellen Trauerfeierlichkeit der Stadt Graz anlässlich der Attacke mit zehn Todesopfern in einer Grazer Schule.
Die offiziellen Trauerfeierlichkeit der Stadt Graz anlässlich der Attacke mit zehn Todesopfern in einer Grazer Schule. ©APA
Die Schüler und Lehrer, die Stadt Graz, die Steiermark und die Republik gedachten am Sonntag um 18.00 Uhr am Grazer Hauptplatz der Opfer der Amoktat am BORG Dreierschützengasse vom Dienstag.

Unter "Wir halten zusammen" kamen Betroffene, Vertreter von Religionsgemeinschaften und Vertreter von Politik und Einsatzkräften zusammen, um gemeinsam innezuhalten. Laut KAGes war eine weitere verletzte Person im UKH von der Intensivstation auf die Normalstation verlegt worden.

Laut Stadt Graz und dem Bürgermeisteramt waren in der etwa einstündigen Veranstaltung Ansprachen und Botschaften im Ausmaß von höchstens fünf Minuten von Schülern, Elternvertretern und Musikstücke geplant. Letztere werden von Schülern selbst, vom HIB art chor sowie der Kunstuni Graz (KUG) vorgetragen. Die Politik wollte sich an dem Trauertag zurückhalten: So sandte Bundespräsident Alexander Van der Bellen eine Videobotschaft, die zum Auftakt gezeigt wurde. Der Präsident hatte bereits unmittelbar nach der Amoktat mit Schülerinnen und Schülern, Eltern und Einsatzkräften gesprochen. Der Rede von Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) folgte ein Statement des Schulsprechers.

Reden-Splitting der Politik, Betroffene im Mittelpunkt

Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) waren übereingekommen, ihre Redezeiten zu teilen. Kahr richtete am Sonntagabend am Hauptplatz nach Bundespräsident Van der Bellen, Bundeskanzler Stocker und dem Schulsprecher ihre Worte an die Trauernden. Kunasek - der am Sonntag anwesend war - wird dafür am Dienstag im Grazer Dom bei der interreligiösen Gedenkfeier im Dom reden, wobei Kahr dafür an diesem Tag "lediglich" unter den Trauernden sein wird. Nach den Ansprachen der Politik gab es Ansprachen des Elternvereins und einen "Interreligiösen Impuls" von Religionsvertretern. An Musikstücken swaren unter anderem "We are the world" und als Abschluss "Imagine" vorgesehen.

Die Trauerfeier für mehrere tausend Menschen hatte Sperren des Öffi-Verkehrs in der Innenstadt nach sich gezogen. Für die Trams durch die Herrengasse waren bis 20.00 Uhr Ersatzbusse geplant. Der Individualverkehr war an manchen Stellen eingeschränkt. Am Hauptplatz und in den umliegenden Straßen und Gassen wurden WC-Häuschen aufgestellt. Das Rote Kreuz richtete Anlaufstellen ein. Polizei und Ordnungswache waren mit großen Kopfstärken präsent. Für diejenigen, die am Hauptplatz keinen Platz fanden - der ganze Platz war von den sonst üblichen Würstlständen u. ä. geräumt worden - hatte man Videowalls aufgestellt, um die Zeremonie auf der Bühne vor dem Rathaus verfolgen zu können.

Gedacht wurde der zehn getöteten und elf verletzten Menschen, auf die ein Ex-Schüler in der Schule in der Dreierschützengasse am Dienstagvormittag geschossen hatte, bevor er Suizid verübte. Vor fast genau zehn Jahren, am 28. Juni 2015, hatte ebenfalls am Hauptplatz eine von über 10.000 Menschen besuchte Trauerfeier für die drei Menschen stattgefunden, die während einer Amokfahrt eines Mannes durch die Innenstadt acht Tage zuvor getötet worden waren.

Weitere verletzte Person auf Normalstation verlegt

In Hinblick auf die Verletzten gab es am Sonntag gute Nachrichten: Wie eine Sprecherin der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) der APA sagte, sind von den elf Verletzten der Amoktat alle medizinisch stabil. Im LKH-Uniklinikum Graz sind alle sechs Patienten auf der Normalstation. Im UKH Graz sind von den fünf Patienten noch zwei auf der Intensivstation. Eine verletzte Person konnte auf die Normalstation verlegt werden.

Bei der seit Mittwoch laufenden Online-Aktion der Initiative #aufstehn für ein sofortiges Schusswaffenverbot für Privatpersonen haben mittlerweile 88.100 Menschen (Stand später Sonntagvormittag) unterzeichnet. Die Petition richtet sich an Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und die Bundesregierung.

Headset des Attentäters war Gehörschutz

Seitens der steirischen Polizei hieß es am Sonntag auf APA-Anfrage, dass mittlerweile gesichert sei, dass es sich beim Headset des Attentäters um einen Gehörschutz wie auf einem Schießstand handle. Dieser Gehörschutz sei nicht sende- und empfangsfähig gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Auf der Upload-Plattform des Innenministeriums, auf der Videos und Fotos für die Polizei hochgeladen werden können, waren bis Sonntag später Vormittag noch Hinweise dazugekommen: Am Samstagvormittag waren es 790 Dateien, davon 378 Videos, nunmehr werteten die Ermittler 846 Dateien und 379 Videos aus, sagte Polizeisprecher Sabri Yorgun zur APA. Die Plattform bleibt weiter online und Zeugen können Dateien weiterhin unter https://upload.bmi.gv.at/ hochladen. Man sei sehr dankbar für die immer noch einlaufenden Hinweise und gehe jedem nach.

(APA)

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