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Rohrbombe und Abschiedsvideo nach Grazer Amoklauf entdeckt

Die Polizei durchsuchte die Wohnung des 21-Jährigen.
Die Polizei durchsuchte die Wohnung des 21-Jährigen. ©APA/AFP/ALEX HALADA
Nach dem Amoklauf an einer Schule in Graz haben Ermittler bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung des mutmaßlichen Täters eine selbstgebaute, nicht funktionstüchtige Rohrbombe sichergestellt.
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Die Landespolizeidirektion bestätigte entsprechende Medienberichte auf APA-Nachfrage Mittwochfrüh. Die Bombe wurde in der Wohnung des mutmaßlichen Täters gefunden, der noch am Dienstag Suizid begangen hat.

21-Jähriger schickte Abschiedsvideo an Mutter

Neben der Rohrbombe wurde auch ein Abschiedsvideo, das der mutmaßliche Täter an seine Mutter geschickt hatte, entdeckt, bestätigte die Polizei am Mittwoch. Außerdem wurde auch ein analoger Abschiedsbrief gefunden. Am frühen Mittwochnachmittag berichtete die Landespolizeidirektion, dass darüber hinaus auch offenbar verworfene Pläne für einen Sprengstoffanschlag in der Wohnung gefunden worden. Der Anschlag habe sich dabei ebenfalls auf das Gymnasium bezogen, wie es von der Landespolizeidirektion auf APA-Nachfrage hieß. Zum Sprengstoff selbst erteilte die Polizei keine Auskunft.

Die verwendete Schrotflinte sowie die Pistole hatte der 21-Jährige legal besessen. "Er hätte sie jedoch unter keinen Umständen führen dürfen", sagte Polizeisprecher Sabri Yorgun zur APA. Die Tatwaffen werden nun kriminaltechnisch untersucht. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Profil" war der 21-Jährige in einem Grazer Sportschützenverein aktiv und lernte dort den Umgang mit Waffen. Das bestätigte jedenfalls der Leiter des namentlich nicht näher genannten Vereins dem Magazin. Ein Sprecher der Landespolizeidirektion wollte das weder bestätigen noch dementieren, man könne lediglich auf Basis des derzeitigen Ermittlungsstandes Auskunft geben.

Trittbrettfahrer nahmen Amoklauf zum Anlass für Drohungen

Wie der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, am Mittwoch in der Früh im Interview mit dem Ö1-Morgenjournal sagte, hätten in der Zwischenzeit mehrere Nachahmungstäter den Fall für weitere Drohungen zum Anlass genommen. "Mehrere Nachahmungstäter", wie Ruf erklärte, seien festgestellt worden. "Es gibt Verdächtige, die sich nun darauf stürzen, dass ein Amoklauf stattgefunden hat", so Yorgun gegenüber der APA.

Konkret sei bereits am Dienstag unter anderem eine Bombendrohung gegen den Grazer Hauptbahnhof eingegangen sowie am Mittwoch auch ein Drohschreiben gegen eine weitere Grazer Schule. "Natürlich haben wir Vorsichtsmaßnahmen getroffen", sagte Yorgun. Die Ermittlungen gegen derartige Trittbrettfahrer werden parallel geführt. Die Bundespolizeidirektion verstärkte den Kontakt mit Bildungseinrichtungen und ordnete die verstärkte Bestreifung der Einrichtungen an.

Rotes Kreuz unterstützt bei Trauerarbeit

Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krisenintervention des Roten Kreuzes waren am Mittwoch weiter gefordert. "In den nächsten Tagen werden täglich rund zehn Kollegen an den Trauerorten sein und für die Begleitung der betroffenen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schüler zur Verfügung stehen", teilte Sprecher Stefan Loseries mit. Auch die gemeinsam mit Ö3 betriebene Kummernummer (116 123) sei aufgestockt worden. Zudem fänden noch immer laufend Nachgespräche statt, hieß es vom Roten Kreuz.

Schulpsychologen ebenfalls gefordert

Der schulpsychologische Dienst der Bildungsdirektion Steiermark betreut gemeinsam mit dem Kriseninterventionsteam des Landes Steiermark (KIT) die rund 300 unverletzten Schüler und Schülerinnen, deren Eltern sowie das pädagogische Personal des BORG Dreierschützengasse. "Wir werden von Schulpsychologen aus ganz Österreich unterstützt, wodurch wir auf ein Team von 30 geschulten Personen zurückgreifen können", sagte dessen Leiter, Josef Zollneritsch im Gespräch mit der APA.

Man werde jedenfalls bis Freitag in der nahe gelegenen Helmut-List-Halle sein, ob der Schulbetrieb am kommenden Montag wieder starten kann, sei "noch in Diskussion". Neben der Betreuung vor Ort können und werden die Schulpsychologen auch von weiteren Grazer Schulen angefordert: "Es gibt große Betroffenheit. Und es gibt vor allem auch vonseiten der Eltern große Sorge, was Wiederholungstaten anbelangt. Hier ist es wichtig, dass die Betroffenen über ihre Gefühle und Ängste sprechen können, um nachhaltige Traumatisierungen zu verhindern." In den Schulen werden Einzel- und Gruppengespräche angeboten.

Zur Krisenversorgung von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern haben die steiermärkischen Krankenanstalten KAGes tägliche Sondersprechstunden in der Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) am LKH Graz II, Standort Süd eingerichtet. Bei Ängsten, Schlafstörungen, Reizbarkeit, schulmeidendem Verhalten, Depressionen, Trauer-Reaktionen, Gefühlen des Betäubtseins, innerer Leere oder auch andere Veränderungen können sich betroffene, besorgte, symptomatische Jugendliche und deren Eltern melden, um zeitnah niederschwellig Hilfe und Entlastung zu finden, teilte die KAGes mit. Jugendlichen, Eltern und Bezugspersonen wurde geraten, "lieber zu früh als zu spät" einen Termin zu vereinbaren.

(APA/Red)

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