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Wiener Philharmoniker für Star-Dirigent Riccardo Muti "Hüter europäischer Kultur"

Riccardo Muti dirigierte in diesem Jahr das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.
Riccardo Muti dirigierte in diesem Jahr das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. ©APA/MAX SLOVENCIK
Die Wiener Philharmoniker sind für Star-Dirigent Riccardo Muti Siegelwahrer der Kultur Europas. Der 83-Jährige gibt am 25. Februar ein Konzert mit dem Orchester an der Mailänder Scala.
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"Sie sind die Hüter europäischen Kultur, denn Wien ist ein Schmelztiegel von tschechischen, italienischen, slawischen und deutschen Einflüssen, und das Orchester ist der höchste Ausdruck davon", sagt Riccardo Muti im "La Repubblica"-Interview. "Bei den Wiener Philharmoniker fühle ich mich wie ein Vater. Ich habe drei Generationen von Musikern kennengelernt", so der Star-Dirigent weiter. Am kommenden Dienstag (25. Februar) tritt Muti mit den Wiener Philharmonikern an der Mailänder Scala auf. Das Konzert ist ausverkauft. Aufgeführt wird Schuberts Symphonie Nr. 4 und Bruckners Symphonie Nr. 7.

Riccardo Muti: "Wiener Philharmoniker waren für mich der Everest"

Im Interview erinnert sich der 83-jährige Muti an sein erstes Konzert mit den Wiener Philharmonikern im Jahr 1971 zurück. "Ich war von Herbert von Karajan nach Salzburg eingeladen worden und dachte sogar, er hätte sich bei der Einladung geirrt. Ich war damals 30 Jahre alt. Drei Jahre lang war ich Dirigent am Theater Maggio musicale fiorentino in Florenz gewesen, aber die Wiener... Die älteren Musiker hatten mit Toscanini und Furtwängler gespielt. Sie waren der Everest", erinnert sich Muti zurück. "Ich nahm den Zug. Ich kam in einem Wien an, das nicht die lebendige Hauptstadt von heute war. Am Bahnhof nahm ich ein Taxi zum Sofiensaal, wo die Proben für 'Don Pasquale' stattfanden, und ich zitterte. Wenn ich mich daran erinnere, werde ich ein bisschen emotional, denn heute sind Wien, Berlin, Chicago, diese großen Orchester, für mich ein Zuhause, aber an diesem Tag war ich wie in einem Märchen, mit einem schrecklichen Herzklopfen", erzählte der italienische Dirigent. "Der Taxifahrer ist falsch abgebogen. Ich kam, das erste und letzte Mal in meinem Leben zu spät zur Probe, atemlos und mit dem halben Orchester vor dem Saal, das auf mich wartete... Dann fingen wir an, Donizettis Ouvertüre zu spielen", erinnert sich der Dirigent zurück.

Muti wird von Karajan ewig dankbar sein

Herbert von Karajan werde er ewig dankbar sein. "Viele Dirigenten meiner Generation wurden von ihm gefördert. Dies ein Aspekt, der nie genug hervorgehoben werden kann. Er lud mich 1972 ein, mit den Berliner Philharmonie zu spielen, zusammen mit Maurizio Pollini als Solist", so Muti. Auf die Frage, was er von der Künstlichen Intelligenz halte, antwortete der Maestro: "Ich bin nicht gegen künstliche Intelligenz, aber wenn man sie nicht kontrolliert, führt sie ins Leere. In Japan steht bereits ein Roboter auf dem Podium, aber was macht er? Er bewegt seine Arme. Ein Dirigent muss die Noten mit seiner Seele hören, nicht mit seinen Ohren. Und deshalb muss man studieren, studieren, studieren".

(APA/red)

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