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Von der Toilette bis in die Dornbirner Ach: Was passiert mit dem Abwasser?

Was macht eigentlich ein Klärwärter? Das hat sich VOL.AT in Hard angeschaut.
Was macht eigentlich ein Klärwärter? Das hat sich VOL.AT in Hard angeschaut. ©VOL.AT/Schwärzler
Was geschieht, nachdem ich die Klospülung betätigt habe und das Abwasser im Kanal verschwunden ist? VOL.AT hat sich nach dem Motto "Nase zu und durch" in der Kläranlage Hofsteig in Hard angeschaut, wie dort das Abwasser aufbereitet wird, bis es in die Dornbirner Ach geleitet wird.

1800 Liter in der Sekunde

Bei der Ankunft bei der Kläranlage in Hard wird gleich beim Einatmen deutlich: Hier dreht sich alles um das Abwasser. Aus trübem Schmutzwasser wird dort nur innerhalb eines Tages am Ende sauberes Wasser gezaubert, das dann im klaren Zustand wieder in die Natur entlassen wird.

VOL.AT beim Besuch bei der Abwasserreinigungsanlage Hofsteig in Hard. ©VOL.AT/Schwärzler

Acht Gemeinden

Von ganzen acht Gemeinden wird dort das Abwasser gesäubert: Gaißau, Fußach, Höchst, Lustenau, Hard, Wolfurt, Lauterach und Bildstein. Bis zu 1800 Liter pro Sekunde können in der Kläranlage aufgenommen und gereinigt werden. Beim Besuch von VOL.AT kommen dort gerade 200 Liter pro Sekunde an.

Beim Wasserverband Hofsteig gibt es mehrere Becken für die einzelnen Schritte. ©VOL.AT/Schwärzler

Spitzen erkennbar

Anhand der Zuflussmenge bei der Kläranlage ist bemerkbar, wann die Bewohner der umliegenden Gemeinden duschen, Waschen und aufs Klo gehen. "Wir sehen Spitzen, wenn man am Mittag kocht, am Abend aufs Klo geht", so Klärwärter Christoph Lang-Böni. Doch in der Harder Anlage des
Wasserverband Hofsteig kommt es erst zeitversetzt an, da das Wasser erst den 28 Kilometer langen Kanal der Abwasserreinigungsanlage Hofsteig durchlaufen muss.

Was dann ab der Ankunft des Abwassers in der Kläranlage passiert, erklärt der Klärwärter ausführlich im Video-Interview:

Zäune und Rettungsringe schützen vor Unfällen. ©VOL.AT/Schwärzler

"Ich rieche es schon noch"

Lang-Böni schaut in der Abwasserreinigungsanlage Hofsteig bereits seit zehn Jahren dazu, dass alles reibungslos abläuft. Dafür kann der mit seinen 35-Jahren der Jüngste der acht Mitarbeiter auch seine Berufsausbildung als Elektriker gut brauchen: "Ich mag den Beruf als Klärwärter, weil es sehr abwechslungsreich ist. Ich habe mit dem Labor zu tun, mit Chemie, mit Biologie und meinem alten Job als Elektriker zu tun. Auch helfe ich bei Schlosserarbeiten mit."

Christoph Lang-Böni mag die Abwechslung in der Kläranlage. ©VOL.AT/Schwärzler

Der Gestank in der Kläranlage macht ihm hingegen schon lange nichts mehr aus: "Ich rieche es schon noch, aber nach zehn Jahren ist es einem ziemlich egal, ob es riecht." Durch die Hygienevorschriften und das täglich Duschen in der Arbeit nimmt er den Geruch auch nie nach Feierabend mit nach Hause.

Das Wasser durchläuft mehrere Schritte. Dafür braucht der Klärwärter Wissen in diversen Bereichen. ©VOL.AT/Schwärzler

Kondome, Tampons und Legosteine

Aus den Augen, aus dem Sinn, denken sich wahrscheinlich viele, wenn sie Dinge in der Toilette hinunterspülen. Die meisten vergessen dabei aber wohl, dass dies dann spätestens in der Kläranlage wieder zum Vorschein kommt. Der Klärwärter hat tiefe Einblicke, was die Vorarlberger so in die Toilette werfen. So hat er im Abwasser schon Kissen, Legosteine, Geld, Kondome oder auch Tampons entdeckt. Das Geld gibt er natürlich ab, sagt er lachend. Nichts von all diesen Dingen gehört is Klo. Denn für die Kläranlage bedeutet dies Mehraufwand und verursacht Kosten oder auch verstopfte Pumpen.

Hier wird dazu geschaut, dass alles auf der Anlage nach dem Rechten läuft. ©VOL.AT/Schwärzler

Cannabis am Beliebtesten

Der 35-Jährige weiß auch über den Drogenkonsum in der Region Bescheid - Abwasserproben werden regelmäßig nach Innsbruck ins Labor geschickt. Diese Methode zur Ermittlung ist spätestens seit Einsetzen der Coronapandemie weitläufig bekannt. Corona und Influenza wird immer noch regelmäßig überprüft. Welche Droge in Vorarlberg vorherrschend ist? "Cannabis", meint er. So wie auch in den anderen Bundesländern.

Regelmäßig wird das Abwasser auf Drogen und Infektionskrankheiten untersucht. ©VOL.AT/Schwärzler

Kein Trinkwasser

Doch abseits des Monitorings, das in allen Köpfen präsent ist, wird dort auch täglich im Hintergrund dafür gesorgt, dass unser Abwasser wieder sauber ist. Getrunken kann das Wasser nach dem Durchlaufen aller Schritte in der Kläranlage trotzdem nicht werden, so der Klärwärter. Doch für die Dornbirner Ach sei dieser Reinigungsgrad kein Problem.

(VOL.AT)

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