Nach Knalleffekt: Warum es für den Vorarlberger Radproduzenten doch noch Hoffnung gibt

Die Meldung schlug ein wie eine Bombe: Der renommierte Vorarlberger Radproduzent Simplon ist insolvent. Die Marke, auf die so viele Vorarlberger vertrauen und die für ihre High-Performance-Fahrräder bekannt ist, geriet ins Wanken. Doch trotz der Insolvenzanmeldung ist das letzte Kapitel noch nicht geschrieben. Warum Simplon noch eine Zukunft haben könnte, erfahren Sie hier.
Aktuell steht Fahrradhersteller Simplon vor der größten Herausforderung seiner Firmengeschichte. Ein unerwarteter Umsatzeinbruch von 30 Prozent in der diesjährigen Radsaison und eine Schuldenlast von 44,5 Millionen Euro haben das Unternehmen dazu gezwungen, ein Sanierungsverfahren einzuleiten.
Umsatzrückgang und wirtschaftliche Schieflage
Der wirtschaftliche Einbruch in der diesjährigen Radsaison traf Simplon besonders hart. Ein regnerischer Frühling und volle Lagerbestände bei Händlern führten dazu, dass die Verkaufszahlen um etwa 30 Prozent einbrachen. Diese Entwicklung kommt zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt, da Simplon ohnehin schon mitten in einem Restrukturierungsprozess steckte.
Was die Pläne von Simplon durchkreuzte
„Das Wetter hat uns dieses Jahr einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht“, erklärt Jakob Luksch, der Geschäftsführer von Simplon. Trotz erster Erfolge bei der Restrukturierung – darunter die Erneuerung von 40 Prozent des Produktportfolios und die Verjüngung der Marke – konnte das Unternehmen die Verluste nicht ausgleichen. Simplon, bekannt für seine Premium-Fahrräder, steht nun unter großem Druck, einen Weg aus der Krise zu finden.
Foto: Matak Studios für Simplon
Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung: Ein Rettungsversuch
Am 24. September 2024 reichte das Harder Unternehmen beim Landesgericht Feldkirch einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung ein. Dieser Schritt erlaubt es dem Unternehmen, die Kontrolle über den laufenden Betrieb zu behalten und gleichzeitig Gläubiger und Investoren an den Verhandlungstisch zu holen. Das Ziel ist es, eine Rückzahlung von 30 Prozent der Schulden innerhalb der nächsten zwei Jahre zu erreichen.
Simplon braucht frisches Kapital
Der Druck ist hoch: Von den 44,5 Millionen Euro Schulden entfallen 36,1 Millionen auf Banken. Simplon braucht dringend frisches Kapital, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und die Schulden zu restrukturieren.
Gute Nachricht
Die gute Nachricht: Es gibt Interesse von Investoren. „Wir befinden uns in fortgeschrittenen Gesprächen“, sagt Luksch im Gespräch mit den "Vorarlberger Nachrichten".
Vermögenswerte als Hoffnungsträger
Trotz der immensen Schulden hat Simplon einen Trumpf im Ärmel: seine Vermögenswerte. Diese belaufen sich auf einen Buchwert von 33,2 Millionen Euro.

Die Anlagen, Produktionsstätten und Immobilien des Unternehmens bieten Investoren eine solide Grundlage, um Simplon wieder auf Kurs zu bringen.
Allerdings zeigt ein genauerer Blick, dass der Liquidationswert dieser Vermögenswerte nur bei 7,3 Millionen Euro liegt – weit entfernt von den benötigten Summen, um die Schulden vollständig zu decken. Das bedeutet, dass im Falle einer Zwangsverwertung der Vermögenswerte – beispielsweise im Rahmen einer Insolvenz – diese deutlich weniger einbringen würden als ihr aktueller Buchwert.

„Wenn wir den Betrieb weiterführen können, sind unsere Vermögenswerte viel wertvoller“, betont Luksch im VN.AT-Gespräch. Solange Simplon in der Lage ist, seine Produkte zu verkaufen und die Produktion aufrechtzuerhalten, bietet das Unternehmen durchaus Potenzial für eine erfolgreiche Sanierung.
Der Rückzug von Hannover Finanz: Ein Warnsignal?
Zusätzliche Unsicherheit bringt das Verhalten des bisherigen Mehrheitseigentümers, Hannover Finanz. Der deutsche Investor, der seit 2014 die Mehrheit an Simplon hält, hat das Unternehmen kurz nach Bekanntwerden des Sanierungsverfahrens aus seinem Beteiligungsportfolio gestrichen. Ein klares Zeichen, dass Hannover Finanz sich von Simplon offensichtlich distanzieren möchte.

Dieser Rückzug kommt zur Unzeit: Gerade jetzt, wo Simplon dringend Investoren benötigt, könnte das Verhalten von Hannover Finanz Zweifel an der Zukunft des Unternehmens schüren.

Warnsignal für Investoren?
In Finanzkreisen war laut einer Meldung der "Wirtschaftspresseagentur" bereits bekannt, dass Hannover Finanz seit Längerem auf der Suche nach einem Käufer für seine Anteile war. Dass dies jedoch genau jetzt passiert, wo Simplon um seine Existenz kämpft, ist besonders brisant. Investoren könnten dies als Warnsignal interpretieren und zögern, sich auf das Unternehmen einzulassen.
Gibt es noch Hoffnung?
Trotz aller Schwierigkeiten gibt es für Simplon noch Hoffnung. Die Premium-Marke für Fahrräder ist in der Branche weiterhin angesehen, und mit einem neuen Investor könnte das Unternehmen wieder auf die Beine kommen.

„Simplon ist nach wie vor eine starke Marke im Premium-Segment“, sagt Jakob Luksch. „Wir haben viele Jahre in die Weiterentwicklung unserer Produkte investiert, und das zahlt sich aus.“
Sollte es gelingen, einen Investor zu finden, der bereit ist, Kapital in Simplon zu stecken, könnte das Unternehmen die Schulden restrukturieren und sich wieder stabilisieren. Zudem hat Simplon gezeigt, dass es in der Lage ist, Kosten zu senken und effizienter zu arbeiten. So hat das Unternehmen auch schon Einsparungen im Produktionsprozess erzielt.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Wenn die Investorengespräche erfolgreich verlaufen und Simplon seine Vermögenswerte weiterhin produktiv nutzen kann, besteht die Chance, das Unternehmen wieder auf eine solide Basis zu stellen.
Fazit: Ein schmaler Grat zwischen Scheitern und Erholung
Simplon steht vor einem kritischen Wendepunkt. Die finanzielle Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos. Die Schuldenlast ist hoch, und der Rückzug von Hannover Finanz sorgt für zusätzliche Unsicherheit. Doch Simplon verfügt über wertvolle Vermögenswerte und eine starke Marke im Premium-Fahrradsegment, die es für potenzielle Investoren attraktiv machen könnten. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob Simplon die Wende schafft und sich langfristig stabilisieren kann. Die Sanierung mit Eigenverwaltung ermöglicht Simplon jedenfalls, die Kontrolle über den operativen Betrieb zu behalten und gleichzeitig neue Investoren an Bord zu holen. (VOL.AT)
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