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Trotz Freitodbegleitung in der Schweiz: Sarco-Kapsel führt zu Festnahmen

Das Foto zeigt die "Suizidkapsel" in einem Schweizer Waldstück, wo sich eine 64-Jährige Amerikanerin das Leben nahm.
Das Foto zeigt die "Suizidkapsel" in einem Schweizer Waldstück, wo sich eine 64-Jährige Amerikanerin das Leben nahm. ©AFP/THE LAST RESORT
In der Schweiz kam erstmals die umstrittene Suizidkapsel "Sarco" zum Einsatz. Dabei schied eine 64-jährige Frau freiwillig aus dem Leben.
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Trotz der grundsätzlichen Erlaubnis zur Freitodbegleitung kam es zu mehreren Festnahmen. Das Gerät sei nach Angaben der Behörden nicht rechtskonform.

Humane Sterbehilfe oder rechtliche Grauzone?

Das von Philip Nitschke, einem australischen Sterbehilfe-Aktivisten, entwickelte Gerät soll den Sterbewunsch ohne ärztliche Hilfe ermöglichen. Die Kapsel, die aus dem 3D-Drucker stammt, kann von der Person selbst per Knopfdruck aktiviert werden. Anschließend wird Stickstoff in die Kabine geleitet, was nach wenigen Atemzügen zur Bewusstlosigkeit und innerhalb von fünf Minuten zum Tod durch Sauerstoffmangel führt.

Trotz dieser technologischen Entwicklung und der bisherigen Akzeptanz der Freitodbegleitung in der Schweiz, erklärte die Schweizer Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider, dass die Suizidkapsel nicht den gesetzlichen Anforderungen entspreche. Das Gerät erfülle weder die Vorgaben des Produktsicherheitsrechts noch sei die Verwendung von Stickstoff mit dem Chemikaliengesetz vereinbar.

US-Amerikanerin als erste Nutzerin der Kapsel

Bei der ersten Person, die die "Sarco"-Kapsel nutzte, handelte es sich um eine 64-jährige Frau aus den USA. Sie litt seit vielen Jahren an einer Immunschwäche und deren gesundheitlichen Folgen und reiste extra in die Schweiz, um die Kapsel in Anspruch zu nehmen. Laut Aussagen der beteiligten Organisation funktionierte die Maschine wie vorgesehen.

Festnahmen nach Suizidvorfall

Nach dem begleiteten Suizid nahe der deutschen Grenze in Merishausen im Kanton Schaffhausen nahm die Schweizer Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. Dabei wurden mehrere Personen festgenommen, darunter der Co-Präsident der Sterbehilfeorganisation "The Last Resort", Florian Willet, sowie zwei Anwälte und ein holländischer Journalist. Ein Strafverfahren wegen "Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord" wurde eingeleitet.

Drei Tage nach dem Tod der Amerikanerin sind drei der vier Festgenommenen laut Schweizer Medienberichten wieder auf freiem Fuß.

Die Organisation "The Last Resort" erklärte, mit der "Sarco"-Kapsel einen würdevollen und friedlichen Tod zu ermöglichen. Es sei sogar geplant, eine Version der Kapsel für Paare zu entwickeln, die gemeinsam aus dem Leben scheiden wollen.

Wie funktioniert "Sarco"?

Die Sarco-Kapsel ist ein 3D-gedrucktes Gerät zur Durchführung von assistiertem Suizid, das auf eine friedliche und schmerzfreie Art des Sterbens abzielt.

Sie funktioniert durch das Einleiten von Stickstoff in die Kapsel, wodurch der Sauerstoffgehalt innerhalb von Sekunden auf null sinkt. Dies führt schnell zu Bewusstlosigkeit und dann zum Tod, ohne dass die betroffene Person das Gefühl des Erstickens oder Panik erlebt. Dieser Prozess umgeht die natürliche Reaktion des Körpers auf erhöhte Kohlendioxidwerte, die normalerweise zu Atemnot führen würde.

(VOL.AT)

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