Krankenkassen-Schock in der Schweiz: Familien unter Druck - steigende Prämien!

Die Krankenkassenprämien in der Schweiz steigen weiter und belasten insbesondere einkommensschwache Haushalte stark. Das Hilfswerk Caritas Schweiz warnt vor den dramatischen Folgen dieser Entwicklung, die viele Schweizerinnen und Schweizer an ihre finanziellen Grenzen bringt.
Krankenkassenprämien steigen erneut
Der Vergleichsdienst Comparis prognostiziert für das Jahr 2025 einen durchschnittlichen Anstieg der Krankenkassenprämien um sechs Prozent. In einigen Kantonen und Regionen könnte der Anstieg sogar über zehn Prozent betragen. Bereits im Jahr 2024 ist die mittlere Monatsprämie um 8,7 Prozent auf 359,50 Franken gestiegen. Für Erwachsene ab 26 Jahren beträgt die Prämie nun 426,70 Franken, für junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren 300,60 Franken und für Kinder 111,80 Franken.
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Finanzielle Belastung durch Krankenkassenprämien
Für viele Schweizerinnen und Schweizer sind das schlechte Nachrichten, da sie bereits jetzt Mühe haben, die Prämien zu bezahlen. Laut Caritas Schweiz geraten immer mehr Menschen mit knappem Budget in Zahlungsrückstand und verzichten auf notwendige medizinische Behandlungen.
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Verzicht auf medizinische Versorgung
Die Folgen der steigenden Prämien sind gravierend. "Viele Betroffene gehen erst dann zum Arzt, wenn es absolut dringend ist", so die Caritas-Sozialberatungen. Besonders psychotherapeutische Unterstützung und Zahnarztbesuche bleiben oft aus, da diese Leistungen nicht von der Grundversicherung übernommen werden. Dies betrifft primär einkommensschwache Familien, die bereits jetzt jeden Franken zweimal umdrehen müssen. Im Jahr 2023 schuldete die Schweizer Bevölkerung den Krankenkassen insgesamt 44 Millionen Franken.
Soziale Ungleichheiten verschärfen sich
Die hohen Krankenkassenprämien tragen dazu bei, dass soziale Ungleichheiten in der Schweiz zunehmen. Familien mit tiefem Einkommen wählen oft die höchste Franchise, um Prämien zu sparen. Bei ernsthaften Erkrankungen können sie dann die hohen Kosten für medizinische Behandlungen nicht tragen und müssen bei anderen Ausgaben Abstriche machen oder sich verschulden. Die mittlere Franchise beträgt dabei zwischen 300 und 2500 Franken, wobei höhere Franchisen gewählt werden, um monatliche Prämien zu senken.
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Forderungen an die Politik
Die Caritas Schweiz fordert von der Politik Maßnahmen zum Schutz vor den akuten Folgen der steigenden Prämien. Dazu zählen existenzsichernde Löhne und Arbeitsbedingungen, echte Bildungschancen sowie eine wirksame Prämienverbilligung. "Die individuelle Prämienverbilligung kann Armut sehr wirksam und zielgerichtet vorbeugen", betont die Schweizer Caritas. Zudem müsse verhindert werden, dass kostendämpfende Maßnahmen zu einer Zweiklassenmedizin führen.
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Maßnahmen zur Prämienentlastung
Um die Ausgaben durch hohe Prämien zu mindern, gibt es in der Schweiz das Instrument der Prämienverbilligungen. Diese werden jedoch von Kanton zu Kanton unterschiedlich gehandhabt. Im Jahr 2022 gaben die Kantone insgesamt 2,5 Milliarden Franken für Prämienverbilligungen aus. Viele einkommensschwache Familien können die individuellen Prämienverbilligungen heute nur teilweise oder gar nicht nutzen, was die soziale Ungleichheit weiter verstärkt.
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Geplante Abstimmung zur Prämien-Entlastungs-Initiative
- Am 9. Juni 2024 stimmen die Schweizer Stimmberechtigten über die Volksinitiative "Maximal 10% des Einkommens für die Krankenkassenprämien (Prämien-Entlastungs-Initiative)" ab. Die Initiative fordert, dass Versicherte höchstens 10 Prozent ihres Einkommens für Prämien aufwenden müssen, wobei Bund und Kantone die Prämienverbilligung erhöhen sollen. Bundesrat und Parlament lehnen die Initiative ab und unterstützen einen indirekten Gegenvorschlag, der die Kantone zu höheren Prämienverbilligungen verpflichtet, ohne zusätzliche Kosten für den Bund.
Vergleich der Gesundheitssysteme in Österreich und der Schweiz
- Das Schweizer Gesundheitssystem ist eine Mischung aus Staat und Privatwirtschaft. Auf einem stark reglementierten Markt agieren private Krankenversicherungen in strengem Wettbewerb. Leistungserbringer wie Ärzte und Spitäler sind teils privat, teils staatlich. Trotz der föderalistischen Struktur und der Kompetenzen der Kantone ist das Schweizer Gesundheitssystem eines der teuersten der Welt.
Versicherungspflicht und Finanzierung
In beiden Ländern herrscht Versicherungspflicht, jedoch mit unterschiedlichen Prinzipien. In Österreich basiert sie auf dem Solidaritätsprinzip, während in der Schweiz das föderalistische Prinzip gilt. Die Schweizer Bürger haben die freie Wahl über die gewünschte Krankenversicherung aus mehr als 60 Anbietern, während in Österreich weniger als 20 nicht konkurrierende Versicherer existieren.
Das österreichische System finanziert sich größtenteils durch Sozialbeiträge, während in der Schweiz eine stärkere private Finanzierung vorherrscht. In Österreich übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung fast alle Kosten, während in der Schweiz hohe Selbstbehalte und zusätzliche private Versicherungen üblich sind.
Selbstbehalte und Leistungen
In Österreich sind Selbstbehalte im Allgemeinen niedriger, es sei denn, es handelt sich um Selbständige, die 20 Prozent der Kosten selbst tragen müssen. Die gesetzlichen Leistungen umfassen unter anderem ärztliche Hilfe, Medikamente, Zahnersatz, Krankengeld und Vorsorgeuntersuchungen, wobei fast die gesamte Bevölkerung abgedeckt ist.
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verzeichnete 2023 ein Minus von 397 Millionen Euro, was 2,2 Prozent des Gesamtbudgets von 18,4 Milliarden Euro entspricht. Die ÖGK erwartet jedoch für 2024 ein Plus von 58 Millionen Euro und ab 2025 eine stabile wirtschaftliche Lage. Die Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) rechnet für 2024 mit einem Minus von 70 Millionen Euro, plant jedoch ab 2025 einen positiven Trend mit einem Plus von 7,6 Millionen Euro und weiteren Zuwächsen in den folgenden Jahren.
In der Schweiz sind die Selbstbehalte höher und beinhalten neben pauschalen Beträgen auch Anteile an den Behandlungskosten. Dies führt zu einer höheren finanziellen Belastung für die Versicherten, obwohl die Qualität der medizinischen Versorgung als sehr hoch gilt.
Rezeptgebühren und Heilbehelfe in Österreich
In Österreich sind für Medikamente Rezeptgebühren zu zahlen, die ab einer bestimmten Obergrenze entfallen. Heilbehelfe wie Brillen oder orthopädische Schuheinlagen werden ebenfalls von der ÖGK unterstützt. Dabei trägt die versicherte Person einen Kostenanteil von 10 Prozent, mindestens jedoch 40,40 Euro. Für Kinder und bestimmte sozial schwache Gruppen entfallen diese Selbstbehalte.
Wahlfreiheit und Wartezeiten
Das Schweizer Gesundheitssystem bietet erhebliche Wahlfreiheit und kurze Wartezeiten bei Ärzten und Krankenhausbesuchen. Dies umfasst auch komplementäre Behandlungen und eine freie Spitalswahl. Die Wartezeiten sind in der Schweiz im Vergleich zu rein staatlichen Gesundheitsdiensten wesentlich kürzer, was zu einer höheren Patientenzufriedenheit führt.
Krankenhauspflege und Rehabilitation in Österreich
In Österreich übernimmt die ÖGK die Kosten für die Krankenhauspflege in öffentlichen und privaten Vertragskrankenhäusern vollständig, wobei für die Versicherten ein gesetzlich festgelegter Kostenbeitrag zu zahlen ist. Für medizinisch notwendige Behandlungen in nicht vertragsgebundenen Krankenhäusern leistet die ÖGK einen täglichen Pflegekostenzuschuss. Auch medizinische Rehabilitationsmaßnahmen werden von der ÖGK umfassend unterstützt, wobei die Zuzahlung abhängig vom Einkommen der Versicherten ist.
Wichtigste Punkte:
- Prognose für 2025: Durchschnittlicher Anstieg der Krankenkassenprämien um sechs Prozent, in einigen Regionen über zehn Prozent.
- Prämien 2024: Mittlere Monatsprämie beträgt 359,50 Franken, für Erwachsene 426,70 Franken, für junge Erwachsene 300,60 Franken, für Kinder 111,80 Franken.
- Finanzielle Belastung: Viele Haushalte können Prämien kaum noch bezahlen, was zu Zahlungsrückständen und Verzicht auf medizinische Versorgung führt.
- Soziale Ungleichheit: Hohe Prämien verstärken die soziale Ungleichheit, insbesondere für einkommensschwache Familien.
- Politische Forderungen: Caritas fordert existenzsichernde Löhne, bessere Bildungschancen und wirksamere Prämienverbilligungen, um Armut vorzubeugen.
- Prämienverbilligungen: Im Jahr 2022 gaben die Kantone 2,5 Milliarden Franken für Prämienverbilligungen aus, die Handhabung variiert jedoch stark zwischen den Kantonen.
- Dringlichkeit: Ohne politische Maßnahmen drohen mehr Menschen in finanzielle Not zu geraten und notwendige medizinische Behandlungen aus Kostengründen zu meiden.
- Vergleich mit Österreich: In der Schweiz gibt es mehr Versicherer und höhere Selbstbehalte, aber auch mehr Wahlfreiheit und kürzere Wartezeiten. In Österreich ist das System stärker solidarisch und durch Sozialbeiträge finanziert, mit niedrigeren Selbstbehalten und regulierter Versorgung.
- Versicherungspflicht und Leistungen in Österreich: Fast die gesamte Bevölkerung ist gesetzlich versichert, mit umfassenden Leistungen und niedrigen Selbstbehalten, außer für bestimmte Berufsgruppen.
- Wirtschaftliche Lage der Krankenversicherungen: Die ÖGK verzeichnete 2023 ein Minus von 397 Millionen Euro, erwartet aber ab 2024 eine positive Entwicklung. Die SVS plant ebenfalls eine Trendwende ab 2025.
- Rezeptgebühren und Heilbehelfe: In Österreich sind für Medikamente Rezeptgebühren zu zahlen, die ab einer bestimmten Obergrenze entfallen. Heilbehelfe werden zu 90 Prozent von der ÖGK übernommen, der Selbstbehalt entfällt für sozial schwache Gruppen und Kinder.
- Krankenhauspflege und Rehabilitation: Die ÖGK übernimmt die Kosten für Krankenhausaufenthalte vollständig und unterstützt umfangreiche Rehabilitationsmaßnahmen, mit einkommensabhängigen Zuzahlungen.
(VOL.AT)
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