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Welches Limit ist gefährlicher? Experten in Sachen Tempo 30 uneinig

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Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
In Bregenz gilt seit rund einer Woche Tempo 30 im Stadtgebiet. Der Straßenverkehr soll so sicherer werden. Unfallforscher Gerhard Kronreif sieht das kritisch. Wir haben beim Kuratorium für Verkehrssicherheit nachgefragt, wie dem Thema "Tempo 30" gegenüberstehen.

Seit vergangener Woche gilt auf allen öffentlichen Straßen in der Landeshauptstadt ein neues Tempolimit. Statt 50 darf man jetzt nur noch 30 km/h fahren. Die Schadstoffbelastung soll so gesenkt und die Verkehrssicherheit für alle erhöht werden.

Überholen in der 30er-Zone: Ein riskantes Unterfangen

In einem Nachrichtenmagazin bei "Servus TV" äußert eine Autofahrerin aus Bregenz Bedenken über die Praktikabilität des Überholens von Fahrradfahrern in 30er-Zonen, da dies zu längeren Überholwegen und potenziellem Druck von nachfolgenden Fahrzeugen führt.

Mehr neue Gefahren statt Gewinn laut Gefahrenforscher

Unfallforscher Gerhard Kronreif bestätigt in der "Servus TV"-Sendung diese Problematik und weist auf die erhebliche Verlängerung der Überholwege hin, die bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h entstehen, besonders da E-Bike-Fahrer oft nahe an dieser Geschwindigkeit fahren. Kronreif, der als Unfallsachverständiger in Salzburg tätig ist, sieht in der Begrenzung auf 30 km/h eher eine Quelle neuer Gefahren als einen Gewinn für die Sicherheit. Er empfiehlt stattdessen eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h, die die Verkehrssicherheit steigern und sogar zu einer Reduktion der Stickoxide und des CO₂-Ausstoßes im Vergleich zu 50 km/h führen würde, während bei 30 km/h der Schadstoffausstoß nicht weiter abnimmt.

Gutachter Gerhard Kronreif beim Begutachten eines Unfallfahrzeuges. © APA/WWW.VOGL-PERSPEKTIVE.AT

Klarer Sicherheitsgewinn durch Tempo 30

Martin Pfanner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit betont gegenüber VOL.AT hingegen die positiven Auswirkungen einer Geschwindigkeitsreduktion auf Tempo 30. Durch die geringere Geschwindigkeit erhöhe sich die Reaktionszeit und das Sichtfeld, was insbesondere Radfahrern und Fußgängern zugutekommt. Jedes km/h weniger kann bei einem Zusammenstoß entscheidend für die Unfallschwere sein. Pfanner verweist auf Studien, die die erhöhte Überlebenswahrscheinlichkeit bei niedrigeren Kollisionsgeschwindigkeiten belegen.

Jedes km/h weniger kann bei einem Zusammenstoß entscheidend für die Unfallschwere sein. ©KFV

Tempo 30 - eine bewährte Maßnahme

Entgegen der Kritik einiger Unfallforscher sieht das Kuratorium für Verkehrssicherheit in der Geschwindigkeitsreduktion auf 30 km/h eine bewährte Maßnahme. Ziel sei es, den Fahrradverkehr in diesen Zonen zu fördern und die Verkehrssicherheit allgemein zu erhöhen. Die Einrichtung solcher Zonen, wie aktuell in Bregenz, wird als legitimer Schritt betrachtet.

Eine Geschwindigkeitsreduktion auf 30 km/h ist eine bewährte Maßnahme. ©Canva

Reisezeit und Umweltbelastung

Die oft geführte Diskussion um längere Fahrzeiten bei niedrigeren Geschwindigkeiten werde durch Studien entkräftet, die keine merkliche Verlängerung der Fahrzeit feststellen. Auch der Einwand eines höheren Schadstoffausstoßes bei Tempo 30 halte der Überprüfung nicht stand. Das Vermeiden von Stop-and-Go sei laut dem Experten sowohl für die Lärmbelästigung als auch für den Schadstoffausstoß wichtiger als die reine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Das Vermeiden von Stop-and-Go sei laut dem Experten sowohl für die Lärmbelästigung als auch für den Schadstoffausstoß wichtiger. ©Canva

Fazit: Vorteile von Tempo 30

Zusammenfassend unterstreicht Pfanner die Vorteile von Tempo 30: ein sicheres Miteinander im Straßenverkehr, mehr Rücksichtnahme und ein klarer Nutzen für schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer und Fußgänger.

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