Klimawandel, Mordfälle, Katastrophen: Das war das Chronik-Jahr 2023

Das Chronik-Jahr 2023 war geprägt von der Erderwärmung mit den wohl heißesten zwölf Monaten der Messgeschichte. Die Durchschnittstemperatur eines Tages übersteigt dabei erstmals die vorindustrielle saisonale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad.
Zudem beendet die Weltgesundheitsorganisation WHO nach mehr als drei Jahren den Corona-Notstand und bei einem Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion sterben mehr als 50.000 Menschen. Ein Jahresrückblick.
KLIMAWANDEL
Die weltweite Durchschnittstemperatur übertrifft an einem Tag erstmals die vorindustrielle saisonale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad (exakt 2,06 Grad am 17.11.). Im Pariser Klimaabkommen von 2015 war vereinbart worden, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Das Jahr 2023 ist laut EU-Klimawandeldienst Copernicus global gesehen das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts und löst damit das Jahr 2016 ab. Geosphere Austria bilanziert ebenfalls eines der wärmsten Jahre der heimischen Messgeschichte. In Langenlebarn gibt es mit 30,3 Grad einen neuen österreichischen Temperaturrekord für einen Oktobertag (3.10.).
Die UNO-Klimakonferenz in Dubai endet am 13.12. mit einem Kompromiss. Im Schlussdokument findet erstmals ein Abkehrbekenntnis von den fossilen Energiequellen Erwähnung. Die EU-Staaten können ihre Forderung, einen klaren Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zu vereinbaren, nicht durchsetzen. Umweltorganisationen protestieren das Jahr über weltweit für mehr Klimaschutz. In Österreich sorgen vor allem Aktionen der "Letzten Generation" für Aufregung, deren Mitglieder unangemeldet Verkehrsknotenpunkte in Großstädten wie Wien blockieren und dabei teilweise ihre Hände an Straßen kleben oder betonieren, was ihnen die Bezeichnung "Klimakleber" und Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung einbringt.
CORONAVIRUS-PANDEMIE ZU ENDE
Mehr als drei Jahre nach Beginn der Coronavirus-Pandemie stuft die Weltgesundheitsorganisation WHO Covid-19 nicht mehr als weltweiten Gesundheitsnotstand ein (5. Mai). Durch die Pandemie sind laut WHO weltweit mindestens 20 Millionen Menschen gestorben.
Das Virus zirkuliert global weiter, hat sich aber in seiner Gefährlichkeit abgeschwächt und viele Menschen haben durch Impfung und durchgemachte Infektionen einen besseren Immunschutz aufgebaut. An die neuesten Virusvarianten angepasste Impfstoffe werden in Österreich in erster Linie noch für Risikogruppen empfohlen.
MEDIKAMENTENENGPASS UND STARKE GRIPPEWELLE
In der Erkältungszeit Anfang 2023 trifft ein Medikamentenengpass Österreich und weitere westliche Länder, der auch Ende des Jahres nicht überwunden ist. Nach Aufhebung fast aller Corona-Maßnahmen gibt es viele Grippefälle. In der Saison 2022/23 wird von der MedUni Wien die höchste Zahl an Infektionen seit der Einführung der Influenzaüberwachung 1999/2000 registriert. Hinzu kommen RSV- und Corona-Infektionen.
Neben diesem Umstand sorgt auch die Konzentration der Arzneimittelproduktion an wenigen Standorten in Asien für zusätzliche Lieferschwierigkeiten. U.a. fehlt es an Kinder-Antibiotika und starken Schmerzmitteln für unheilbar kranke Kinder. Im Lauf des Jahres werden auch neue Diabetes-Medikamente, die bei der Gewichtsreduktion helfen, knapp, weil sie vermehrt Nicht-Diabetikern zum Abnehmen verschrieben werden. Im Herbst gibt es in einer Corona-Welle einen Engpass beim Covid-Mittel Paxlovid.
PHYSIK-NOBELPREIS FÜR ÖSTERREICHER, JENER FÜR CHEMIE FÜR MRNA-IMPFUNG
Nach Anton Zeilinger im Vorjahr, bekommt 2023 wieder ein Österreicher den Physik-Nobelpreis (3.10.). Der österreichisch-ungarische Forscher Ferenc Krausz, sein in den USA tätiger Kollege Pierre Agostini und die in Schweden arbeitende Physikerin Anne L'Huillier erhalten die Auszeichnung als Pioniere der Attosekunden-Physik, die mit ultrakurzen Lichtpulsen Elektronen sichtbar macht.
Der Medizin-Nobelpreis wird der gebürtigen Ungarin Katalin Karikó und dem US-Forscher Drew Weissman für die Arbeit zur mRNA-Technologie zugesprochen. Auf Basis ihrer jahrzehntelangen Forschung konnten in Rekordzeit mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 entwickelt werden, "die zusammen Millionen Leben gerettet haben", betont das Nobelpreiskomitee in Stockholm (2.10.).
"LUFT-HUNDERTER" TEILWEISE AUFGEHOBEN
Das Land Salzburg kündigt am 2.9. an, das flexible Tempo-100-Limit aufzuheben, das im November 2008 auf der Tauernautobahn (A10) zwischen Salzburg und Golling nach dem Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-Luft) verordnet worden ist. Grund sind verbesserte Luft-Schadstoffwerte. Am 13.11. ist die Maßnahme dann Geschichte, auch Tirol folgt auf der Inntalautobahn (A12) dem Salzburger Beispiel. Oberösterreich behält dagegen das Tempolimit zum Gesundheitsschutz der Anrainer bei.
AUFSEHENERREGENDE TÖTUNGSDELIKTE
In Wien kommt es ab 12. Juli im Sommer zu drei Messerangriffe auf schlafende Obdachlose mit zwei Toten. Die Ermittlern tappen im Dunkeln, bis sich am 11. Dezember ein 17-Jähriger auf einer Polizeiinspektion stellt und die Taten gesteht.
In der Nacht auf 1. Jänner wird in Wien-Donaustadt ein 74-jähriger Apotheker in seinem Haus erschlagen und in der Nacht auf den 8. Jänner eine 31-jährige zweifache Mutter in ihrem Wohnhaus in Wien-Floridsdorf. Sie sind Zufallsopfer eines 51-jährigen Obdachlosen mit schwerer Persönlichkeitsstörung. Er wird gefasst und am 13.11. nicht rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt.
Prominentes Opfer eines Tötungsdelikts auf offener Straße wird der Ex-Fußballprofi Volkan Kahraman in Wien-Simmering (8.2.). Hintergrund ist offenbar Eifersucht, der Todesschütze begeht nach der Tat Suizid.
Am 24. Juli tötet eine 36-Jährige im niederösterreichischen Bezirk Tulln ihre beiden Töchter im Alter von sieben Jahren und sieben Monaten. Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigt der Frau Zurechnungsunfähigkeit. Ein 41-jähriger verletzt seine 39-jährige Ex-Frau in Wien-Liesing mit einem Hammer und verschwindet mit dem gemeinsamen Sohn (6.8.). Eine Woche später werden die Leichen des Fünfjährigen und seines Vaters aus der Donau geborgen, beide starben durch Ertrinken.
Auch 2023 sorgen in Österreich zahlreiche Tötungen von Mädchen und Frauen durch Männer (Femizide) für Erschütterung. Laut einer Zählung des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) gibt es bis Mitte Dezember 26 von Männern verübte Femizide mit Naheverhältnis zwischen Opfer und Täter. Ein am 25. August veröffentlichter Rechnungshof-Bericht fordert bessere Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen.
ERDBEBEN IN TÜRKEI UND SYRIEN SOWIE MAROKKO UND AFGHANISTAN
Ein Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion (6.2.) kostet in beiden Ländern insgesamt mehr als 50.000 Menschen das Leben - davon fast 6.000 in Syrien. Hunderttausende Einwohner werden obdachlos. Auch das österreichische Bundesheer hilft an Ort und Stelle.
Marokko wird am 8. September von einem Erdstoß der Stärke 6,8 erschüttert. Knapp 3.000 Menschen kommen ums Leben und rund 50.000 Häuser werden zerstört. Am 7. Oktober bebt die Erde in der afghanischen Grenzregion zum Iran. Rund 1.500 Menschen sterben.
TAUSENDE TOTE BEI UNWETTER IM MITTELMEERRAUM
Am 10. September erfasst ein Sturm mit heftigen Unwettern Libyen, in dem Land kommen mehr als 3.800 Menschen ums Leben. Auch Griechenland, Bulgarien und die Türkei werden daraufhin von Überschwemmungen getroffen. In Griechenland stirbt dabei u.a. ein Paar aus der Steiermark.
Eine Hochwasserkatastrophe sucht ab 4. August auch Slowenien heim. Es gibt Tote und Schäden in Höhe von 4,7 Milliarden Euro. In Südösterreich geht in diesen Tagen ebenfalls Starkregen nieder, der vor allem Hangrutschungen auslöst. Das Bundesheer rückt in Kärnten und der Steiermark zum Assistenzeinsatz für die Aufräumarbeiten aus.
100 TODESOPFER BEI WALDBRAND AUF HAWAII
Waldbrände toben auf der Hawaii-Insel Maui und erfassen in der Nacht auf 8. August die Stadt Lahaina. Rund 100 Personen kommen ums Leben als die Bewohner von dem Feuer überrascht und eingeschlossen werden. Weitere große Waldbrände halten im Sommer auch wieder die Menschen in Griechenland und Spanien - inklusive der Kanarischen Inseln - sowie in Kanada in Atem.
AMOKLÄUFE IN SERBIEN UND DEN USA
In Serbien schocken zwei Amokläufe das Land, bei denen innerhalb einer Woche insgesamt 17 Personen getötet und 21 verletzt werden. Am 3. Mai erschießt ein 13-Jähriger in einer Belgrader Schule neun Mitschüler und einen Wachmann. Einen Tag später feuert ein 21-Jähriger in Mladenovac bei Belgrad auf Menschen und tötete acht von ihnen. Aus der serbischen Bevölkerung werden daraufhin freiwillig mehr als 100.000 illegale Waffen abgegeben.
Ein Schütze richtete in einer kleinen Stadt im US-Staat Maine ein Blutbad mit 18 Toten und zahlreichen Verletzten an (25.10.). Seine Leiche wird zwei Tage später von der Polizei gefunden.
SOHN IN NIEDERÖSTERREICH IN HUNDEBOX GESPERRT UND GEQUÄLT
Erst am 12. Juni wird bekannt, dass eine 32-Jährige ihren Sohn im Waldviertel in eine Hundebox gesperrt, gequält und hungern lassen haben soll, sodass er ins Koma fiel. Der Zwölfjährige wird bereits im Herbst 2022 unterernährt und stark unterkühlt in kritischem Zustand ins Spital gebracht und die Mutter damals festgenommen, sie sitzt seither in Krems in U-Haft. Auch eine 40-jährige mutmaßliche Mittäterin ist in Untersuchungshaft.
ZWEI TÖDLICHE HUNDEATTACKEN
Eine 60-jährige Joggerin wird in Naarn (Bezirk Perg) von einem American Staffordshire angefallen und so schwer verletzt, dass sie noch an Ort und Stelle stirbt. Gegen die 37-jährige Hundebesitzerin werden Ermittlungen wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung eingeleitet, das Tier eingeschläfert.
Nach einer Hundeattacke in Wilfleinsdorf in Bruck an der Leitha am 26. Juli, bei der eine 52-Jährige und ihre beiden Enkel verletzt werden, stirbt die Frau mehr als zwei Monate später im Krankenhaus (6.10.) an den Folgen. Der Hund soll aus einem Garten auf die Straße gelaufen sein und die drei angegriffen haben.
NASHORN TÖTET PFLEGERIN IN SALZBURG
In der Nashornanlage im Zoo Salzburg geht ein 1,8 Tonnen schweres Weibchen bei der täglichen Routine plötzlich auf eine 33-jährige Tierpflegerin los und tötet sie. Als daraufhin ihr Ehemann - er ist auch Pfleger - versucht, das Tier zu verscheuchen, greift das Nashorn auch ihn an, dabei wird er schwer verletzt.
MISSERFOLGE IN DER RAUMFAHRT
Das größte jemals gebaute Raketensystem "Starship" bricht bei seinem ersten Testflug wenige Minuten nach dem Start auseinander (20.4.). Auch der zweite Testflug der Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk endet in einer Explosion (18.11.).
Russlands erste Mondmission seit fast 50 Jahren scheitert. Das unbemannte Fluggerät "Luna-25" gerät außer Kontrolle und zerschellt auf der Mondoberfläche (20.8.). Indien schafft dagegen drei Tage später (23.8.) als viertes Land nach den USA, der Sowjetunion und China eine sanfte Landung auf dem Mond. Lander und Rover der Mission "Chandrayaan-3" sammeln nach der Landung Daten, lassen sich dann aber bald nicht mehr aus dem Schlafmodus wecken.
PRIVATES TAUCHBOOT IMPLODIERT AM WEG ZUR "TITANIC"
Das private Tauchboot "Titan" implodiert bei einer geplanten Erkundungstour zum Wrack der "Titanic" im Nordatlantik (18.6.). Alle fünf Insassen sterben. Nach tagelanger Suche und Ungewissheit werden nur noch Trümmerteile und sterbliche Überreste gefunden. Die privaten U-Boot-Touren kosteten rund 230.000 Euro pro Person.
INDISCHE ARBEITER IN TUNNEL EINGESCHLOSSEN
Am 28.11. werden 41 Arbeiter in Indien nach zweieinhalb Wochen aus einem eingestürzten Autobahntunnel befreit. Die im Bau befindliche Röhre stürzt am 12.11. teilweise ein. Die Rettungsarbeiten sind von vielen Rückschlägen geprägt. Die letzten Meter des Gerölls überwinden spezialisierte Bergleute zusammen mit der Armee per Hand mit kleinstem Gerät - zuletzt versagten alle großen Maschinen. Den geretteten Männern geht es den Umständen entsprechend gut.
240 MILLIONEN EURO LOTTERIEGEWINN FÜR ÖSTERREICHER
Ein Online-Spielteilnehmer aus Österreich holt sich am 8.12. mit 240 Millionen Euro den höchsten Gewinn, der jemals bei EuroMillionen vergeben wurde. Es ist zudem der höchste Gewinn, der jemals in Österreich bei EuroMillionen erzielt werden konnte.
SOCIETY: OPERNBALL-COMEBACK UND PROMIS VOR GERICHT
Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause geht am 16. Februar wieder ein Opernball in der Wiener Staatsoper über die Bühne. Unter den 5.150 Besucherinnen und Besuchern ist neben der Politspitze auch US-Schauspielerin und Fitness-Ikone Jane Fonda - auf Einladung von Baumeister Richard Lugner.
Ex-Fußball-Nationalteamspielerin Nina Burger erhält am Landesgericht St. Pölten neun Monate Haft, davon drei unbedingt (17.4.). Die 35-Jährige bekennt sich schuldig, im Vorjahr mit einer Alkoholisierung von zumindest 0,78 Promille und übermüdet eine Pkw-Kollision verursacht zu haben, bei der ein 37-jähriger Lenker starb.
US-Schauspieler Kevin Spacey wird in einem Londoner Strafprozess in allen Anklagepunkten freigesprochen (26.7.). In dem Gerichtsverfahren hatten vier Männer dem Hollywoodstar sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
Rund 27 Jahre nach dem Mord an US-Rapper Tupac Shakur wird ein Verdächtiger des Mordes beschuldigt. Der 60-Jährige frühere Gang-Anführer wird festgenommen und angeklagt (30.9.). Er plädiert auf nicht schuldig.
(APA/Red)
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