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Schüsse auf Polizisten bei Razzia in "Reichsbürger"-Szene

Der Zustand des angeschossenen Polizisten ist ersten Informationen zufolge stabil.
Der Zustand des angeschossenen Polizisten ist ersten Informationen zufolge stabil. ©AFP, dpa
Bei einer Durchsuchung im Auftrag der Bundesanwaltschaft ist im baden-württembergischen Reutlingen ein Beamter eines Spezialeinsatzkommandos durch einen Schuss leicht verletzt worden.

Der Beamte ist nach dpa-Informationen stabil und der Täter festgenommen. Die Aktion am Mittwoch fand im Zusammenhang mit Ermittlungen im "Reichsbürger"-Milieu statt.

Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft bestätigte die Festnahme und dass ein Schuss abgegeben wurde. Gegen die Person werde wegen eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt. Weitere Festnahmen habe es nicht gegeben. Zu möglichen Verletzten konnte sie noch keine Angaben machen, auch nicht zum Hintergrund und Umfang der Durchsuchungen.

"Reichsbürger"-Szene: Schütze galt bislang nicht als "tatverdächtig"

Der Schütze soll sich dem Vernehmen nach beim Eintreffen der Einsatzkräfte verschanzt und zur Wehr gesetzt haben. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur am Einsatzort in Reutlingen berichtete, in einem Haus habe es am Vormittag fünf Mal laut geknallt. Ein Polizeisprecher vor Ort bestätigte einen Zusammenhang mit den Ermittlungen, nannte aber keine Details. Die Polizei sprengte nach dpa-Informationen eine abgeschlossene Tür.

Nach den Angaben der Karlsruher Behörde handelte es sich um eine Durchsuchung bei einer bislang nicht tatverdächtigen Person. Sie könnte noch am Mittwoch dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Nach Österreich: Auch Razzien in sieben deutschen Bundesländern

WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" berichteten, es habe Durchsuchungen bei 19 Personen in sieben Bundesländern und in der Schweiz gegeben. Laut "Spiegel" werden in ganz Deutschland 22 Objekte durchsucht, unter anderem in Berlin und in Singen. Betroffen war auch ein Objekt im Raum Göttingen, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover sagte.

Anfang Dezember hatte es eine großangelegte Anti-Terror-Razzia gegen "Reichsbürger" in mehreren Bundesländern, Österreich und Italien gegeben. Damals waren 25 Männer und Frauen festgenommen worden. In diesem Verfahren ermittelte die Bundesanwaltschaft außerdem gegen 30 weitere Menschen. Es hatte immer geheißen, es sei nicht ausgeschlossen, dass im Laufe der Zeit mehr Beschuldigte hinzukommen.

"Reichsbürger"-Razzien: Die zwischenzeitlichen Entwicklungen

Die neuen Durchsuchungen stehen damit im Zusammenhang. WDR, NDR und "SZ" berichteten unter Berufung auf die Bundesanwaltschaft, unter den Durchsuchten seinen nun fünf zusätzliche Beschuldigte. Sie kämen aus Bayern, Sachsen und Niedersachsen. Die übrigen 14 würden bislang nicht als Beschuldigte gelten, sondern als Zeugen, und seien offenbar in Chats aufgetaucht.

"Reichsbürger" sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen. Der Verfassungsschutz rechnete der Szene der "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" 2022 deutschlandweit etwa 23 000 Menschen zu, 2000 mehr als im Vorjahr.

(dpa)

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