"Benzodiazepine": Land ruft Expertenrunde auf den Plan

Ein brisantes Thema bestimmte in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen: der gefährliche Rausch auf Rezept. Konkret handelt es sich um verschreibungspflichtige Medikamente, hauptsächlich Benzodiazepine oder kurz "Benzos", die missbräuchlich als Drogen verwendet werden. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher zeigte sich aufgrund des gefährlichen Trends, der für viele Menschen, gerade im Fall einer Mischintoxikation tödlich enden kann, alarmiert.
In einer Videokonferenz mit hochkarätigen Fachvertretern und Experten lud sie zum informativen Austausch über den aktuellen Stand der Dinge. So widmeten sich dem Thema Dr. Burkhard Walla (Ärztekammer), Prim. Dr. Philipp Kloimstein (Chefarzt Maria Ebene), Mag. pharm. Susanne Schützinger-Österle (Apothekerkammer), Dr. Wolfram Metzger (Fachgruppenobmann Kinder- und Jugendpsychiatrie), Arno Schedler (Land Vorarlberg) sowie Landesrätin Martina Rüscher.
Austausch auf Augenhöhe
Im Mittelpunkt des Gesprächs stand eine fachliche Auseinandersetzung mit der Problematik – auf Augenhöhe und mit dem Ziel, die Dimensionen des Problems auszuloten. Sämtliche Experten zeigten sich der Gefahren von Benzodiazepinen und insbesondere deren Missbrauchs bewusst und verwiesen auf die Berührungspunkte mit ihren Fachgebieten. Während man vonseiten der Ärzte auf den berechtigten Einsatz der Präparate hingewiesen wurde, sehe man sich aber mit einem leichten Anstieg bei den Verschreibungen von Benzodiazepinen oder ähnlichen Medikamenten, gerade auch bei Jugendlichen konfrontiert. Rund 10 Prozent seiner Klientel in der Maria Ebene seien abhängig, wobei es aber gerade im Suchtbereich weit größere Problemfelder als dieses Segment gäbe, führte Prim. Kloimstein weiter aus.

Dass es zwischen Ärzten und Apothekern gelegentlich zu Spannungen kommt, ist nichts Neues. In diesem Fall wäre es auch nicht weit hergeholt, den "Schwarzen Peter" jenen Ärzten weiterzugeben, die allzu "leicht" eine Unterschrift unter ein Rezept für die im Mittelpunkt stehenden Medikamente setzen. Vonseiten der Apothekerkammer würde man sich diesbezüglich vielleicht etwas mehr Bewusstseinsbildung erwarten, ohne den Medizinern Vorwürfe zu unterstellen.
Elementar sei die Arbeit in der Prophylaxe, um die Ursachen des Problems und nicht seine Symptome zu bekämpfen. Sowohl Kostenintensität als auch fehlende Ressourcen würden therapeutische, stationäre Einrichtungen vor große Probleme stellen. Im Land arbeite man aber mit Hochdruck auf allen Ebenen daran, die lokalen Einrichtungen zu entlasten, z.B. mit einem verstärkten Angebot an psychosozialen Diensten und Anlaufstellen.
Schwebendes Damoklesschwert:
Personalmangel auf allen Ebenen
Abschließend konstatierte Landesrätin Rüscher, dass man sich den verschiedenen Herausforderungen, gerade auch im Umgang mit Jugendlichen, die aufgrund der schwierigen Situation angesichts der Pandemie, auf psychosoziale Betreuung angewiesen seien, stelle. Ein Hauptproblem fußt aber in einem Umstand, den aktuell viele Branchen verzeichnen: dem prekären Mangel an ausgebildeten Fachkräften. Es scheitere keineswegs an der Bereitstellung von finanziellen Mitteln, einzig die Suche nach qualifizierten Kräften sei immens schwierig.
(VOL.AT)
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