"Benzos": "Bei Mischkonsum kann die Atmung aussetzen"

Ein Thema, das offensichtlich schon lange in der heimischen Szene bekannt wird, und nun immer mehr Verantwortliche auf den Plan ruft: Medikamentenmissbrauch! Der Rausch auf Rezept, im konkreten Fall: verschreibungspflichtige Medikamente wie Benzodiazepine oder Z-Drugs als beliebte Partydrogen. Im VOL.AT-Interview bestätigt Primar Dr. Jan Di Pauli, Leiter der Erwachsenen-Psychiatrie am LKH Rankweil, den gefährlichen Trend und warnt ausdrücklich vor Mischkonsum.
VOL.AT: "Benzodiazepine": Wobei handelt sich bei dieser Gruppe von Präparaten?
Primar Dr. Jan Di Pauli: Es handelt sich um ein typisches Schlaf- oder Beruhigungsmittel, eingesetzt bei Schlafstörungen, aber auch bei Angststörungen oder Panikattacken. Speziell in der Psychiatrie werden sie verwendet, um jenen Zeitraum zu überbrücken, bis spezifische Medikationen wie Antidepressiva beginnen zu wirken.
VOL.AT: Bei Vorarlberg LIVE warnte Prim. Kloimstein ausdrücklich, dass diese Präparate sehr schnell abhängig machen. Worin liegen die Gefahren beim Missbrauch dieser Medikamente?
Primar Dr. Jan Di Pauli: Das Risiko der Abhängigkeit steigt mit der Dauer der Einnahme und der Art des Präparats. Man sollte prinzipiell immer einen Plan haben, wie man Benzodiazepine wieder absetzt. Ab vier Wochen steigt die Gefahr, abhängig zu werden, deutlich an. Eine schrittweise Absetzung funktioniert in der Regel gut. Ein Entzug kann leichte Auswirkungen bis hin zu schweren Formen wie Blutdruckkrisen oder lebensgefährlichen Auswüchse annehmen.
VOL.AT: Offensichtlich hat unsere Gesellschaft aktuell ein Problem mit Benzodiazepinen und Mischkonsum wie z.B. mit Alkohol. Teilen Sie diese Einschätzung?
Primar Dr. Jan Di Pauli: Wie die Situation bei Jugendlichen aussieht, kann ich nur vermuten, da meine Klientel aus dem Erwachsenenbereich kommt. Von den Zahlen her haben wir aber aktuell definitiv ein Problem mit Benzodiazepinen und Alkohol.
VOL.AT: Worin liegen die größten Gefahren bei Mischkonsum?
Primar Dr. Jan Di Pauli: Benzodiazepine wirken atemdepressiv. Genauso wie Morphium und Alkohol. In Kombination verstärken sich die jeweiligen Mittel. Und als direktes Resultat kann dann der Atemreflex, wenn man beispielsweise einschläft, aussetzen und zum Tod führen. Gerade im Bereich von Drogenabhängigen kann eine erhöhte Dosis von Benzodiazepinen der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
(VOL.AT)
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