70 Jahre Befreiung von Auschwitz: Von Vorarlberger Opfern und Engeln

Die Liste der Vorarlberger Opfer des Holocaust, auch als Shoah (hebräisch für Katastrophe, großes Unheil) bezeichnet, ist lang. Viele dieser Namen sind untrennbar mit dem größten Vernichtungslager des Dritten Reichs verbunden: Auschwitz-Birkenau.
Die Opfer der Konzentrationslager
Manche hatten Glück
Andere, wie der in Dornbirn lebende Jude Hans-Joachim Albu, haben mehr Glück. Er durchlebt ein mehr als zweijähriges Märtyrium in den Lagern Auschwitz, Lublin-Majdanek und Dachau. Nach dem Krieg kehrt er nach Bregenz zurück, bevor er 1946 in die USA auswandert. Auch ein Neffe von Edmund Turteltaub kann im Gegensatz zu vielen Verwandten fliehen und findet in Palästina Zuflucht. Seine Erlebnisse und sein Verhältnis zu Österreich fasste er in einem Buch zusammen.
Der Engel von Auschwitz
Doch Auschwitz-Birkenau kennt nicht nur Vorarlberger Opfer. Die Krankenschwester Maria Stromberger wurde als “Engel von Auschwitz” bekannt. Sie ließ sich freiwillig in das Krankenrevier des Konzentrationslagers verlegen, nachdem sie von Soldaten und Häftlingen von den Zuständen in Polen erfuhr. In Auschwitz-Birkenau half sie, wo sie konnte. Nach dem Krieg wurde sie von den Franzosen interniert, bald aber wieder freigelassen. Vor Gericht sagte sie gegen den KZ-Leiter Rudolf Höß und SS-Arzt Carl Clauberg aus, bevor sie 1957 starb. Mehr zum Schicksal des Auschwitzer Engels lesen Sie im heutigen Kommentar vom Nationalratsabgeordneten Harald Walser.
Vorarlberger Täter in vorderster Reihe
Doch Vorarlberg kennt auch Täter. Der bekannteste von ihnen ist der Bregenzer Arzt Imfried Eberl. Als Euthanasie-Arzt war er Teil der Aktion T4, 1940 leitete er die Tötungsanstalt Brandenburg. Dort nahm er nach Möglichkeit jede Vergasung persönlich vor. Nach einem Zwischenstop in der Euthanasieanstalt Bernburg übernahm er die Leitung des neuen Vernichtungslagers Teblinka. Nach der Liquidierung des Warschauer Ghettos wurden hier so viele Juden getötet, dass man mit den Bestattungen nicht mehr nachkam. Erst als sich tausende Leichen im gesamten Lager stapelten, wurde Eberl abgelöst. Nach dem Krieg war er wieder als Arzt tätig, bevor er festgenommen wurde. Er starb 1948 durch Suizid in der Untersuchungshaft. Sein Bruder Harald wurde Finanzreferent des Gau Vorarlberg unter den Nationalsozialisten.
Dünnes Eis der Aufklärung
Werner Bundschuh, Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft und Mitarbeiter von erinnern.at, will Auschwitz nicht isoliert betrachten. “Die zentrale Frage ist, welche gesellschaftliche Zustände haben zu Auschwitz geführt”, betont der Historiker. Die Ursachen des Holocaust seien auch heutzutage noch in der Gesellschaft vorhanden. “Das Eis der Aufklärung, auf dem wir uns bewegen, ist sehr dünn.” Dies sei heute klarer als noch vor einigen Jahren.
Die Hölle der Vernichtungslager
11.000 Österreicher sollen in Auschwitz gestorben sein. Nur ein Zug ging direkt von Österreich nach Auschwitz, die meisten kamen über Ghettos und andere Konzentrationslager in das größte Vernichtungslager des Nationalsozialismus. Insgesamt gab es acht solche Vernichtungslager im heutigen Polen und Weißrussland. Eines davon war Maly Trostinez bei Minsk, hier dürften weitere 11.000 Österreicher den Tod gefunden haben. Die Zahlen können nur geschätzt werden, da viele bereits bei der Ankunft im Lager ohne Aufzeichnungen erschossen wurden.
70 Jahre Befreiung von Auschwitz
Alles zum größten Vernichtungslager der Nazis in unserem Themen-Special.
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