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"400 Millionen für Riedstraße"

Schwarzach – VN Interview. ASINFAG-Vorstand Alois Schedl über Pfändertunnel, Riedstraße, Anschluss-Stellen und das Frontradar
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ASFINAG-Chef Klaus Schierhackl appelliert an die Mineralölindustrie, die Preise an den Autobahntankstellen, die traditionell höher sind als an anderen Tankstellen, zu überdenken. Schließlich leide die Branche ja selbst unter den teureren Zapfsäulenpreisen – im Vorjahr war der Literabsatz an den Autobahnen bereits um zehn Prozent zurückgegangen, für heuer droht ein Minus von 15 Prozent. Die ASFINAG erhält zwei bis drei Prozent des Treibstoff-Umsatzes, die Stellplätze betreibt sie selbst – zu beachtlichen Kosten. Die Errichtung eines einzigen Lkw-Standplatzes kostet 130.000 Euro. Alleine von Anfang 2008 bis Anfang 2010 wurden 1449 Lkw-Stellplätze errichtet.

Wie läuft‘s beim Bau der zweiten Pfändertunnel-Röhre?

Alois Schedl: Wir liegen voll im Plan. Und profitieren im Hinblick auf die Baukosten von der Wirtschaftslage; die Firmen brauchen Aufträge und werden daher günstiger. Beim Pfändertunnel haben wir ursprünglich Gesamtkosten von 216 Millionen Euro erwartet. Auf die zweite Röhre sollten 210 Millionen Euro entfallen – jetzt werden es voraussichtlich 190 Millionen Euro. Darauf bin ich sehr stolz.

 

Was machen Sie mit dem Geld, das übrig bleibt? Werden andere Projekte vorgezogen?

Schedl: So einfach ist das nicht. Mit unseren Maut­einnahmen könnten wir in einem Zeitraum von weniger als 30 Jahren unsere Schulden (zwölf Milliarden Euro) zurückzahlen. Wenn wir etwas investieren, verlängert sich diese Frist.

 

Und gibt es schon einen fixen Termin fürdie Eröffnung der zweiten Pfänder-Röhre?

Schedl: Einen Eröffnungstag gibt es noch nicht. Ich gehe aber davon aus, dass das im Juni 2012 passiert, also noch vor der Reisezeit. Dann wird bis 2013 die bestehende Röhre saniert.

 

Was bringt die zweite Röhre?

Schedl: Staus vor dem Pfändertunnel wird es nicht mehr geben, wenn ab 2013 beide Röhren in Betrieb sind. Viele Autofahrer werden dann auch nicht über Bregenz ausweichen, um einem Stau zu entgehen.

 

Die Vorarlberger Politik hilft Ihnen seit Jahren zu sparen, nachdem die S18 bzw. dieRiedstraße bisher nicht realisiert wurde. Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab, die Variante Z mit einem Tunnel könnte aber Mehrkosten verursachen.

Schedl: Ich möchte mich da wirklich zurückhalten. Es sind schon viele Varianten vorgestellt und dann wieder verworfen worden. Die vorliegenden Varianten haben einen Pferdefuß, nämlich den Naturschutz bzw. die Frage der Genehmigungsfähigkeit und der Auflagen. Wenn das Ganze ein Tunnel wird in einem nicht gerade günstigen Baugrund, kann das sehr teuer werden.

 

Das heißt, die Realisierung kann auch an den Kosten scheitern?

Schedl: Aus ASFINAG-Sicht handelt es sich um eine hochrangige Verbindungsstraße. Aber die Wirtschaftlichkeit, also die Abwägung zwischen Nutzen und Kosten, ist für uns immer auch ein wichtiges Kriterium.

 

Die Chance der Realisierung der „Variante Z“ mit einem Tunnel ist aber groß, zumal ein Landschaftsökologe eingebunden ist. Hat es schon Vorgespräche der Vorarlberger Politik mit Ihnen gegeben?

Schedl: Nein. Wir warten ab, wie sich das Land entscheidet. Dann werden wir gemeinsam entscheiden, wie wir das finanzieren können.

 

Präferieren Sie eine bestimmte Variante?

Schedl: Wir haben das Projekt in unsere langfristige Finanzplanung ab 2019/2020 aufgenommen; und zwar mit 400Millionen Euro. Fürdie „Variante Z tief“ (Tunnel) werden jetzt 430 Millionen Euro angegeben. Aber da ist noch kein Risikozuschlag dabei, es könnten also noch einmal 100 Millionen Euro dazukommen.

 

Heißt das, die ASFINAG zahlt 100 Millionen Euro und das Land muss den Rest tragen?

Schedl: Nein. Mit den 400Millionen haben wir eine Größenordnung in die langfristige Planung eingesetzt.

 

Wird das Land einen Beitrag leisten müssen?
Schedl:Das will ich jetzt noch nicht sagen, das ist abhängig von der Wirtschaftlichkeit der Variante, die sich letztlich durchsetzt.
Wie lange wird die Bauzeit etwa dauern?

Schedl: Jedenfalls fünf Jahre. Aber das ist natürlich abhängig von der Variante und der Geologie, den Setzungen.

 

Wann bekommt Vorarlberg die geplanten Autobahnanschluss-Stellen?

Schedl: Zu Rheintal Mitte (Dornbirn Wallenmahd) gab es schon vor Jahren mit dem damaligen LR Rein eine Vereinbarung. Aber das wird immer wieder verschoben.

 

Wie schaut der aktuelle Zeitplan aus?

Schedl: Bei Klaus haben wir als Baubeginn 2012 und Kosten von 4,7 Millionen Euro vorgesehen, bei Bludenz-Bürs als Baubeginn 2014 und Kosten von 20 Millionen Euro. Bei Rheintal-Mitte ist 2017 geplant, aber da sind wir gerade an einer Finanzierungsverhandlung mit dem Land.

 

Wer ist schuld daran, dass es erst dann dazu kommt? Die Vorarlberger Politik?

Schedl: Die Politik, die Wünsche und Interessen insgesamt. Immer, wenn man sich auf eine Variante verständigt, gibt es neue Vorstellungen.

 

Auf sich warten lässt auch die Raststätte Hörbranz.

Schedl: Dieses Projekt scheitert seit geraumer Zeit an der Plangenehmigung.

 

Ist eine weitere Raststätte neben Hohenems überhaupt rentabel?

Schedl: Zwei private Bieter haben sehr gute Angebote vorgelegt; daher wird es rentabel sein.

 

Immer wieder wird über Roadpricing (kilometerabhängige Maut) diskutiert.

Schedl: Das macht nur dann Sinn, wenn mehr verlangt wird; die Vignette bringt etwa zwei Cent pro Kilometer. Wenn man aber teurer wird, besteht die Gefahr, dass Verkehr von der Autobahn verdrängt wird. Und das wäre kontraproduktiv.

 

Ist der Vignetten-Preis (76,50 Euro) fair?

Schedl: Ja. Natürlich glauben wir, dass mehr drinnen wäre. Aber das ist eine Entscheidung der Politik.

 

Wie viel Geld bringen ihnen die Strafen?

Schedl: Als Straßenerhalter bekommen wir 80 Prozent der StVO-Strafen; 2010 waren das 65 Millionen Euro. Das ist ein gewaltiger Posten.

 

Frontradar wurde zur Lachnummer. Wie konnte das passieren?

Schedl: Bei ausländischen Fahrern brauchen wir nicht nur die Nummerntafel, sondern auch ein Foto von vorne. Die Ausschreibung für ein solches System hat Siemens gewonnen. Jetzt steigt Siemens aus diesem Geschäftsfeld aus, auf Kosten des Unternehmens werden wir aber neue Geräte eines anderen Anbieters erhalten. Uns entstehen keine Kosten.

 

Wird es Frontradar auch in Voralberg geben?

Schedl: Das ist eine Entscheidung des Innenministeriums. Zurzeit ist das nicht vorgesehen.

 

VN / Christian Ortner und Johannes Huber

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