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PR-Agentur der Ried-Straße

Bregez/Lustenau/VN - S18-Nachfolge: Innsbrucker PR-Büro mit Lobby-Verbindung zu Strasser spricht für den „Planungsprozess“.
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Georg Hofherrs Innsbrucker PR-Agentur „hofherr communikation“ ist in Tirol eine große Nummer, betreut unter anderem neben Swarovski die Landwirtschaftskammer, das Amt der Tiroler Landesregierung, den Kraftwerkskonzern Tiwag, die Tiroler Versicherung, die Lebenshilfe Tirol und viele andere, zum Beispiel Seilbahnkonzerne, weil Hofherr auch ein spezielles Produkt für Krisen-PR anbietet.

Selbst im Rampenlicht

Zuletzt standen die PR-Profis aber selbst im Rampenlicht, weil die Tiwag auch mit
dem Ex-ÖVP-Abgeordneten Ernst Strasser zusammengearbeitet hatte, um Journalisten und Politiker zu „neutralisieren“, wie es in einem internen Mail hieß (die VN berichteten).

Die Zusammenarbeit mit der Tiwag sorgt auch weiter für Schlagzeilen, weil ein Rechnungshofbericht Unsauberkeiten im Rahmen des Lobbying­ für Kraftwerks­projekte der Tiwag­ und die Gemeinderats­wahlen 2010 aufgedeckt hat: Für einzelne von derAgentur Hofherr verrechnete Leistungen waren laut Rechnungshof keine schriftlichen Unterlagen vorhanden, berichtet etwa die Tiroler Tageszeitung. Die Prüfer deckten auf, dass der Bürgermeister der Gemeinde Kaunertal über ein Sparbuch verfügen konnte, das von der Tiwag gefüttert wurde. Außerhalb der Gemeindebuchhaltung, versteht sich.

Ausgerechnet die Ried-Straße

In Vorarlberg ist die Agentur Hofherr mit dem Landhaus im Geschäft. Ausgerechnet der brenzlige Planungsprozess zum Nachfolgeprojekt der umstrittenen Autobahn-Verbindung S18, die der Vorarlberger ÖVP seit 30 Jahren unverdaut im Magen liegt, wird von „hofherr communikation“ betreut. „Wir lobbyieren wohlgemerkt nicht für die Vorarlberger Landesregierung, sind vom politischen Prozess meilenweit entfernt. Es handelt sich nur um einen klassischen PR-Auftrag mit Presseaussendungen und Ähnlichem“, sagt der aus Vorarlberg stammende Hofherr-Büroleiter Markus Bischof. VN-Informationen deuten aber auch darauf hin, dass die Agentur Argumentationsunterlagen für Politiker und Beamte vorbereitet hat, etwa im Vorfeld des VN-Stammtischs zum Thema Verkehr in Lustenau.

Man muss in Sachen Öffentlichkeitsarbeit wissen: Es ist seit geraumer Zeit üblich, dass die Landesregierung längst nicht mehr vornehmlich über die eigene Landespressestelle (9 Mitarbeiter) kommuniziert. Entweder informieren die Landesräte ausgewählte Medienvertreter direkt oder beauftragen externe Büros für Öffentlichkeitsarbeit (PR). Seien es Landes-Kampagnen wie „Respektiere Deine Grenzen“ oder „Mobil im Rheintal“, Öffentlicher Verkehr oder Fahrrad-Wettbewerbe – sie alle werden von PR-Büros betreut.

293.000 Euro Gesamtvolumen

Der Auftrag von „hofherr communikation“ ist etwas Besonderes. Erstens ist es der einzige PR-Auftrag, der an ein Büro jenseits der Landesgrenzen vergeben wurde. Und er ist vom Gesamtvolumen mit 293.000 Euro brutto einer der größten PR-Aufträge, den die Vorarlberger Landesregierung zu vergeben hat. 50 Prozent trägt die Asfinag. Seit 2008 seien rund 240.000 Euro an Hofherr ausbezahlt worden, rechnet der zuständige Landesrat Karlheinz Rüdisser auf VN-Anfrage vor. Das Verfahren selbst sei ordnungsgemäß gelaufen. 21 Büros holten die Ausschreibungsunterlagen ab, acht nahmen dann am Verfahren teil. Das Tiroler Büro Hofherr ging als Best- und Billigstbieter hervor. Seither agiere man „im Hintergrund als Ansprechpartner für das Regionalforum“, wie Hofherr-Mitarbeiter Markus Bischof bestätigte. Eine solche Funktion sei notwendig, damit jemand jederzeit für das nur alle zwei Monate tagende Forum sprechen könne.

Keine Polit-Aufträge mehr

Dass die Agentur Hofherr durch die aktuellen Vorgänge für alle sichtbar in Polit-Nähe gerückt ist, erkennt auch das Unternehmen selbst zunehmend als Problem. Dass es mit Strasser in Verbindung gebracht wird, missfällt den Tirolern offenkundig. Die Konsequenzen sollen dieser Tage gezogen werden: Hofherr wolle künftig nicht mehr für Parteien/Politiker arbeiten, kündigte Markus Bischof den VN an, man bereite intern einen entsprechenden Text vor.
Der Auftrag der Vorarlberger Landesregierung ist freilich nicht betroffen. Nach Hofherr-Definition handle es sich schließlich um keinen politischen Auftrag.

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