Von Günther Bitschau (WPA)
Das Windrad soll den größten SFS-Produktionsstandort der Schweiz mit regenerativer Energie versorgen - die Anlage produziert den jährlichen Strombedarf von 1.300 Haushalten - bei Bachmann electronic spricht man von einer "wichtigen Symbolwirkung" für den dringend notwendigen Aufbruch hin zu regenerativen Energieträgern
Das bei Windkraft sich in völliger Flaute bewegende Bundesland Vorarlberg kann sich allem Anschein nach bald erste Reihe fußfrei schon einmal an den Anblick einer großen Windkraftanlage gewöhnen. Denn der Schweizer Industriekonzern SFS Group plant an seinem Produktionsstandort Heerbrugg im St. Galler Rheintal die Errichtung und den Betrieb einer großen Windkraftanlage. Der Standort des geplanten Windrades ist etwa zwei Kilometer Luftlinie von der Staatsgrenze auf Höhe Lustenau entfernt.
Wie SFS bereits vor einem Monat mitteilte, werde die Windkraftanlage eine Nabenhöhe (Motor) von 130 Meter haben. Das bedeutet, dass das Windrad mitsamt den Rotorblättern mehr als 170 Meter hoch werden dürfte. Zum Vergleich: Der Sendemast im Lustenauer Ried ist 116 Meter hoch, der Sendemast auf dem Pfänder etwas mehr als 94 Meter. Die Anlage werde pro Jahr rund fünf Gigawattstunden Strom für den Eigenbedarf produzieren, was dem Verbrauch von etwa 1.300 Haushalten entspreche.
Großer Energiebedarf bei SFS
Der Standort Heerbrugg ist das größte Produktionswerk der SFS Group. Obwohl das Unternehmen mit der Kaltmassivumformung auf ein sehr effizientes Produktionsverfahren setze, erfordere die Produktionstätigkeit einen großen Energieeinsatz, hauptsächlich in Form von Strom, wie es heißt. Als Mitglied des UN Global Compact bekenne sich SFS zu den Netto-Null-Zielen des Pariser Klimaabkommens. Bis ins Jahr 2030 sollen die eigenen CO2-Emissionen um über 90 Prozent gesenkt werden.
Sonnenenergie allein reicht nicht
Erreicht werden soll dieses Ziel mit Effizienzsteigerungen und Verbrauchsreduktion, aber auch mit selbst erzeugter elektrischer Energie. Bereits jetzt verwende SFS an allen Schweizer Produktionsstandorten ausschließlich klimaneutrale Elektrizität und verfüge in Heerbrugg über eine der größten Photovoltaikanlagen der Ostschweiz. Obwohl dafür alle geeigneten Gebäudedächer genutzt werden, könne die Sonnenenergie nur rund zehn Prozent des Strombedarfs der SFS Produktionswerke in der Schweiz abdecken.
Umfassende Voruntersuchungen
Mit dem Betrieb einer Windenergieanlage könne dieser Anteil deutlich ausgebaut werden. SFS habe umfassende Vorabklärungen bezüglich technischer Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Siedlungsverträglichkeit getroffen. Sowohl die Windverhältnisse als auch die Lage im Industriegebiet würden den Standort Heerbrugg für den Betrieb einer Windenergieanlage prädestinieren. Dank schalloptimiertem Betriebsmodus und der Verwendung eines Schattenwurfmoduls mit Abschaltautomatik könnten allfällige Auswirkungen auf die Umgebung minimiert und die Vorgaben problemlos eingehalten werden. Auch die technische Beurteilung des Bundesamtes für Energie (BFE) sowie vertiefte Abklärungen bei verschiedenen Bundes- und Kantonsstellen seien positiv verlaufen. Parallel zum Bewilligungsverfahren führe man aufwändige Windmessungen durch. Vor Ort sei die Infrastruktur für die Einspeisung des so erzeugten Stroms bereits vorhanden.
Öffentlichkeit wird informiert
Valentina Dönz von der Abteilung Corporate Communications bei SFS sagte auf wpa-Anfrage, dass das Unternehmen am 24. Juni ab 17.00 Uhr am SFS Standort in Heerbrugg eine für alle interessierten Besucher und Besucherinnen öffentliche Informationsveranstaltung zu dem geplanten Windrad durchführen werde.
Das sagt Bachmann electronic
Mit dem Feldkircher Unternehmen Bachmann electronic sitzt ausgerechnet der Weltmarktführer für Steuerungen und Zustandsüberwachungssysteme von Windkraftanlagen in Vorarlberg. Ein Bundesland, in dem es bislang kein einziges Windrad gibt. Geschäftsführer Bernhard Zangerl freut sich über die geplante Windkraftanlage in Heerbrugg. "Sie ist ein gutes Symbol für den dringend notwendigen Aufbruch in Richtung regenerative Energieträger." Die Politik habe in den vergangenen Jahren in Energiefragen zu kurzfristig gedacht. Jetzt werde der Handlungsdruck schlagartig größer. "Wir brauchen einen langfristig und unaufgeregt-pragmatisch ausgerichteten Fokus auf die Umstellung unseres Energiesystems."
Die Bedenken hinsichtlich Windkraftanlagen seien zwar teilweise nachvollziehbar, so wie es bei jeder Form der Energieerzeugung irgendwelche Nebenwirkungen gebe, sagte Zangerl. Etwa wenn es um Akustik, Eisabwurf oder Schlagschatten gehe. Allerdings habe sich die Technologie in den vergangenen Jahren massiv weiterentwickelt und viele dieser Probleme deutlich entschärft.
(WPA)
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