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"Völlig überrascht über Ermittlungen"

Am Dienstag, kurz nach neun Uhr vormittags, fuhren bei der Montfort Werbung in Klaus Beamte des Landeskriminalamts vor und begannen eine Hausdurchsuchung. Dies wurde auch vom Sprecher der Staatsanwaltschaft in Feldkirch, Heinz Rusch, auf VN-Anfrage bestätigt.
Erneut Hausdurchsuchung
Deutsche Fahnder ermitteln
Hausdurchsuchung in Klaus
Montfort Werbung durchsucht
Firmengeflecht Montfort Werbung

Weitere Informationen wollte Rusch zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt geben. Das Unternehmen gilt als Spezialist für Industrie­werbung und Finanzkommunikation und ist in über 100 Ländern weltweit aktiv. Der Geschäftsführer der Montfort Werbung, Richard Morscher, gibt sich in einer Pressemitteilung „völligüberrascht über diese neuerlichen Ermittlungsmaßnahmen“. Und weiter heißt es dort: „Es werden nämlich die alten Vorwürfe aus dem Jahre 2008, die bereits von der Staatsanwaltschaft Bielefeld und im Anschluss von der Staatsanwaltschaft Feldkirch untersucht wurden, noch einmal überprüft. Auch die Gildemeister AG selbst überprüfte den Sachverhalt mittels aufwändiger externer Gutachten und stellte keine Beanstandungen fest.“ Gildemeister in Bielefeld meldete sich gestern ebenfalls bei den VN und erklärte, der Vorgang sei auch bei Gildemeister vor Jahren ausgiebig untersucht worden. Es habe keinerlei Hinweis auf irgendwelche Verfehlungen seitens Montfort oder der handelnden Personen gegeben. Abschließend verlautet: „Für Gildemeister ist diese seit Jahren anhaltende Diffamierungskampagne seitens der Staatsanwaltschaft Feldkirch unverständlich.“ Bereits im Jänner 2008 war bei der Montfort Werbung eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden. Diese stand im Zusammenhang mit Untersuchungen der Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen den Chef des deutschen Werkzeugmaschinenherstellers Gildemeister, Rüdiger Kapitza. Dieser stand damals im Verdacht der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit sowie der Steuerhinterziehung. Morscher erklärte damals, er habe die Vorwürfe, es habe überhöhte Rechnungen an Gildemeister mit Kick-back-Zahlungen gegeben, entkräften können.


Diversionsverfahren

Gildemeister, einer der weltweit führenden Werkzeugmaschinenhersteller, war damals der größte Kunde der Montfort Werbung. Die Bielefelder Behörden stellten das Verfahren gegen Kapitza nach einer Diversion bei aufrechter Unschuldsvermutung später ein. In Österreich wurde das Verfahren gegen Kapitza in erster Instanz ebenfalls eingestellt, befindet sich aber im Rechtsmittelverfahren, weil der Staatsanwalt dagegen Beschwerde erhoben hat. Seit der Einstellung des Verfahrens gegen Kapitza in Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft Feldkirch in Österreich weiter. Im Zuge dieser Ermittlungen ist die gestrige Hausdurchsuchung zu sehen. Die Vorwürfe, die auf 2008 zurückgehen, lauten auf Untreue bzw. Kick-back-Zahlungen.


Wirbel um Ansiedelung

Erst kürzlich sorgte die Ansiedelung von Gildemeister in Vorarlberg wieder für Gesprächsstoff. Sie war nämlich Grund für die Einleitung von Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs gegen den pensionierten Großbetriebsprüfer beim Finanzamt Feldkirch und ORF-Stiftungsrat Edelbert Meusburger. Er soll gemeinsam mit zwei Kollegen günstige Abschreibungsmethoden für die Gildemeister-Niederlassung in Vorarlberg sowie in Liechtenstein zumindest toleriert haben. Meusburger hat die Vorwürfe vehement zurückgewiesen.


Die Firmenstruktur

Wenn man im Firmenbuch über die Firmenstruktur der Montfort Werbung nachforscht (Grafik), scheint die RIMO-Privatstiftung in Klaus die sogenannte „Großmutter“ zu sein. Dieser Stiftung gehören rein rechtlich alle untergeordneten Firmen und Firmenanteile. Die RIMO ist eine Privatstiftung nach österreichischem Recht, und als Vorstand sind laut Firmenbuchauszug RA Dr. Wilhelm Klagian, der verstorbene Mag. Wilfried Lenz und Bernhard Ölz („Meisterbäcker“) angeführt. Unter sich hat die Stiftung die Montfort Financial Finanzkommunikation GmbH und die Montfort Werbung Holding GmbH. Die Finanzkommunikation GmbH erscheint laut der Firmenbuchbilanz 2010 operativ kaum Geschäfte zu machen. Ganz im Gegensatz zur Montfort Werbung GmbH, die als mittelgroße GmbH mit Stichtag 31. Dezember 2010 rund 9,5 Mill. Euro Eigenkapital besitzt und 2010 ein Jahresergebnis von 5,5 Mill. Euro erzielt hat. Die Geschäftsführer sind Peter Loacker und Bernd Schuler. Die Montfort Werbung GmbH hat weitere Standorte im liechtensteinischen Eschen (Ruggell), in Chicago und Singapur. Im Firmenbuch ist das abgebildete Organigramm zur Privatstiftung zu finden, das weitere Firmen z. B. in Shanghai aufzeigt.

Beteiligung an cree GmbH

Die RIMO-Privatstiftung hat sich an der neu gegründeten cree GmbH mit 15 Prozent oder 450.000 Euro beteiligt. Diese Firma beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung von Holzbausystemen. Die restlichen Gesellschafter sind die Rhomberg Holding GmbH und die SIGNA Holding GmbH. Die cree GmbH wird von Dipl.-Ing. Hubert Rhomberg als Geschäftsführer geleitet.

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