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Trauer nach US-Schulmassaker

Gebete, Trauer, Entsetzen in Newtown nach schlimmstem Blutbad an einer US-Schule.
Gebete, Trauer, Entsetzen in Newtown nach schlimmstem Blutbad an einer US-Schule. ©AP
US-Präsident Obama hat bei der Trauerfeier für die Opfer des Amoklaufs mit 27 Toten zu entschlossenen Schritten für strengere Waffengesetze aufgerufen.
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Er selbst werde sich in den kommenden Wochen dafür einsetzen, sagte er in Newtown in Connecticut. Das Land müsse jetzt mehr tun, um seine Kinder zu schützen. Die Hintergründe des Schulmassakers liegen auch Tage nach dem Blutbad noch im Dunkeln.

“Wir können das nicht mehr tolerieren. Diese Tragödien müssen enden”, sagte Obama. Der Präsident kündigte zwar nicht direkt Schritte zu einer Verschärfung von Waffengesetzen an. Aber er versprach: “In den kommenden Wochen werde ich meine Macht im Amt … zu Bemühungen nutzen, die darauf abzielen, weitere Tragödien wie diese zu verhindern.”

Obama bei Eltern der Opfer zu Gast

Vor der Sandy-Hook-Grundschule in Newtown stehen 26 Weihnachtsbäume. Sie sind über und über mit Spielsachen beladen für Kinder, die nie damit spielen werden. “Ruht in Frieden, Ihr kleinen Engel”, steht auf einem. Newtown trauert um die Opfer des Amoklaufs vom Freitag und der Präsident trauert mit. Am Sonntagabend (Ortszeit) war Barack Obama bei den Eltern der Opfer.

“Wir sind hier, um 20 wunderbare Kinder und sechs großartige Erwachsene zu betrauern, die in einer Schule starben, die jede Schule in Amerika hätte sein können”, rief Obama den Trauernden zu. “Eure verletzten Herzen kann niemand heilen. Aber welche Hilfe wir auch immer geben können, um euer Los zu lindern, werden wir geben! Newtown, du bist nicht allein.” Die Stadt habe sich vorbildlich verhalten. “Im Angesicht des unbeschreiblichen Bösen habt ihr aufeinander acht gegeben.” Als er die Namen der getöteten Kinder vorliest, geht bei jedem ein Schluchzen durch den Saal.

17-Jährige: “Es ist alles so traurig”

“Ich habe den Präsidenten noch nie gesehen”, sagt Lauren. “Und ich habe ihn auch heute nicht gesehen.” Die 17-Jährige wirkt nicht enttäuscht, diesmal nicht. “Normalerweise hätte ich es als Ehre empfunden, wenn der Präsident in eine so kleine Stadt wie unsere kommt. Aber doch nicht wegen…” Sie stockt. “Es ist alles so traurig.”

Obama traf auf ein Städtchen, das trauert und diese Trauer auch zeigt. Überall hängen Plakate, auf den meisten steht “Betet für Newtown” oder auch “Betet für die Kinder”. Im örtlichen Diner ist der Weihnachtsschmuck mit schwarzen Bändern überhängt, die Kellnerinnen tragen schwarze Schleifen an ihren Schürzen. Nicht weit davon stehen 20 gebastelte Engel auf einem Rasen, Blumensträuße, Kerzen und immer wieder Teddybären finden sich an fast jeder Ecke der kleinen Stadt.

“Es hilft ein bisschen und gibt Trost”

“Es ist gut, dass der Präsident da war”, sagt Nancy Elis. “Er ist ein Vater und er fühlt jetzt genau wie wir.” Die 66-Jährige hat selbst drei Kinder in Newtown großgezogen – und auf die Volksschule geschickt. “Selbst in Deutschland trauern die Menschen mit uns”, fragt sie ungläubig und kann vor Tränen kaum sprechen. “Es hilft ein bisschen und gibt Trost, dass so viele Menschen an uns denken. Zumindest uns hilft es. Die Familien, die ein kleines Kind verloren haben, können sicher durch nichts Trost finden.”

Vermutlich auch durch Obama nicht. Was soll schon einen Vater trösten, der vielleicht am Morgen seine Tochter bei der Schule abgesetzt hat und nie wiedersah? Wie kann eine Mutter Erleichterung finden, die vielleicht noch für den kleinen Sohn Schulbrote gemacht hat, die nie gegessen wurden?

“Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich will es mir nicht vorstellen”, sagt Bella Cristovao. Sie schiebt ihren Sohn Danny im Kinderwagen an den Blumen und Kerzen vorbei und der Eineinhalbjährige lächelt ein bisschen scheu. “Lasse uns gut auf ihn aufpassen”, sagt sie leise zu ihrem Mann und geht langsam davon. Ein andere Mutter zeigt ihrem vielleicht dreijährigen Sohn die mit Spielsachen geschmückten Weihnachtsbäume. Als er fragt, ob die Kinder denn damit spielen kommen würden, bricht sie in Tränen aus und zieht das Kind fest an sich. Der Kleine lässt es etwas ratlos mit sich geschehen.

Sechsjähriger stirbt bei Schulmassaker

Am Montag sollten in Newtown die ersten Beisetzungen stattfinden, zuerst die von Noah Pozner. Seine Zwillingsschwester hat das Massaker überlebt. Er starb am siebten Tag von Chanukka, dem jüdischen Lichterfest. Noah war das jüngste der getöteten Kinder. Erst vor drei Wochen hatte er seinen sechsten Geburtstag gefeiert.

Schlimmstes Blutbad an einer US-Schule

Bei dem Verbrechen handelt es sich um das schlimmste Blutbad an einer Schule in den USA. Der 20-jährige Adam Lanza hatte am Freitag in einer Volksschule in Newton 20 Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren sowie sechs Erwachsene erschossen, bevor er sich selbst tötete. Auch seine Mutter wurde erschossen in ihrem Wohnhaus aufgefunden. Über das Motiv des Amokläufers herrscht weiter Unklarheit.

Die Polizei in Newton hatte am Sonntag zugeben müssen, dass das Motiv des Täters weiter im Dunkeln liegt. Wie Paul Vance von der Staatspolizei in Connecticut mitteilte, gab Lanza Hunderte von Schüssen ab – und hatte noch mehrere hundert Schuss Munition, als er sich selbst tötete. Bereits am Samstag hatte der zuständige Gerichtsmediziner mitgeteilt, dass die getöteten zwölf Mädchen und acht Jungen, fünf Lehrerinnen und eine Schulpsychologin, je bis zu elf Mal von Kugeln getroffen worden seien.

Der Sender NBC berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, Lanza habe zuerst in Newtown seine Mutter erschossen und sei dann in deren Auto zur Schule gefahren. Um das dortige Sicherheitssystem zu umgehen, habe er ein Fenster zertrümmert und sei dann ins Gebäude geklettert. Zunächst seien die Direktorin und die Schulpsychologin auf einem Flur erschossen worden. Danach habe der Schütze dann in zwei Klassenzimmern alle Menschen erschossen, die er darin vorfand.

(APA)

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