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Schwarzkassa Sportservice: Stemer wusste früher Bescheid

LR Stemer hatte vor der Anzeige Kenntnis von der Schwarkassa.
LR Stemer hatte vor der Anzeige Kenntnis von der Schwarkassa. ©VOL.AT/Klaus Hartinger
Vorarlbergs Sportlandesrat Siegi Stemer (V) soll laut einem Bericht der VN entgegen seinen Angaben bereits vor der Anzeige durch Geschäftsführer Martin Schäffl von finanziellen Unregelmäßigkeiten bei der landeseigenen Sportservice Ges.m.b.H. gewusst haben. Stemer dementierte das gegenüber der APA. Dass Mitarbeiter Privatgeschäfte betrieben, schloss er dagegen nicht aus.
Keßler kündigt nach Vorwürfen
Schwarzgeld beim Sportservice

Dem ehemaligen Ruder-Nationaltrainer Martin Keßler, bis vergangene Woche Leiter des Vorarlberger Olympiamodells, werden Schwarzgeldzahlungen und nicht ordnungsgemäße Verbuchung von Einnahmen in Zusammenhang mit Lauftests vorgeworfen. Keßler trat am vergangenen Donnerstag zurück.

“Ich habe in der Sache immer die Wahrheit gesagt, ich habe davon nichts gewusst”, betonte Stemer, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Sportservice. Von einer “Handkassa” habe er erst am Nachmittag des 19. Oktobers erfahren. Am Tag zuvor habe Schäffl in einem Gespräch lediglich von “gewissen Bedenken” gesprochen, die dieser auf Nachfrage aber nicht habe konkretisieren können. Offenbar habe Schäffl bei Nachforschungen im Anschluss die Kassa entdeckt.

Vorwürfe, dass zudem Sportservice-Mitarbeiter unter Ausnutzung ihrer Stellung private Geschäfte betrieben haben sollen, bestätigte Stemer. Diese seien bereits 2011 aufgetaucht. Gemeinsam mit dem damaligen Landeshauptmann Herbert Sausgruber habe er diese Nebentätigkeiten abgestellt. Man habe auf eine klare Trennung und genaue Abrechnungen bestanden. “Das müsste an sich eingehalten worden sein, aber es gibt nun Bedenken, dass das noch nicht ganz durchgesetzt ist”, sagte Stemer. Hier werde man im Aufsichtsrat “sicher noch einmal beraten und nachjustieren”.

Die Vorwürfe

Im Sportservice wurde vom Leiter des Olympiamodells, Martin Keßler (50), über einen längeren Zeitraum Schwarzgeld aus Einnahmen von Lauftests gehortet. Damit bezahlte er zusätzliche Mitarbeiter, so berichten die “Vorarlberger Nachrichten”. Vermutungen über Unregelmäßigkeiten in der Finanzgebarung soll Geschäftsführer Schäffl schon seit Beginn des Jahres 2012 gehabt haben. Angezeigt hat er den Sachverhalt jedoch erst vor knapp zwei Wochen. Daraufhin bekam Martin Keßler Hausverbot und eine Gruppe von Wirtschaftsprüfern tauchte im Landessportzentrum in Dornbirn auf, um die Finanzgebarung des Sportservice genau unter die Lupe zu nehmen.

Die Firmen

Kritik an verschiedensten Vorgängen im Sportservice gibt es immer wieder. Einer der Kritikpunkte geht auch in die Richtung, dass vollzeitlich tätige Mitarbeiter Firmen gründeten, und unter Ausnützung ihrer Stellung beim Sportservice Veranstaltungen organisierten, deren Gewinne in die eigene Firma flossen. Konkret im Visier der Kritik stand die Firma W3 Eug­ster Ernst GnbR, die von den Sportservice-Angestellten Verena Eugster und Günter Ernst betrieben wurde. “Stiller” Gesellschafter war Martin Keßler. Mit der Visitenkarte Sportservice wurden dabei Sponsoren für Laufveranstaltungen wie der “Frauenlauf” oder der “Business-Run” gewonnen, die Abrechnung der Veranstaltungen erfolgte über Firmenkonten. Landeshauptmann Herbert Sausgruber persönlich verbot den Sportservice-Mitarbeitern im Sommer 2011 via Weisung ihre Nebenbeschäftigungen.

Öffentlich und privat

Daraufhin kam es zur Gründung der Firma W 3 Marketing Patricia Eugster, so die VN. Sie ist die Schwester von Verena Eugster. In Aktion zur Aquirierung von Laufveranstaltungen samt Sponsoren trat jedoch wieder das altbekannte Trio. Und das erneut mit der Visitenkarte Sportservice unter Verwendung der vorhandenen Infrastruktur. Abgewickelt wurde der Zahlungsverkehr freilich über die Firma W3 Patricia Eugster. Für einige Vereine, die selber gerne einmal Veranstaltungen durchführen wollen und damit Einnahmen machen, sind die öffentlich-privaten Platzhirsche ein Ärgernis. Und wieder richtet sich massive Kritik auch gegen Sportlandesrat Stemer. “Die Privatfirma W3 hat einfach alle für sie wichtigen Daten vom Sportservice bekommen. Als ich Siegi Stemer auf diesen Missstand aufmerksam machte, blitzte ich ab”, ärgert sich Christoph Stoppl vom Lauf- und Triathlonverein Hellblau Power Team.

Untersuchungen laufen

Die Wirtschaftsprüfer, die die Gebarung untersuchen, hätten am 22. Oktober mit ihrer Arbeit begonnen. Diese werde sicher 14 Tage beanspruchen. “Es muss alles aufgeklärt werden. Wir verschaffen uns einen Überblick und treffen dann entsprechende Maßnahmen”, so Stemer.

Causa in Kontrollausschuss

Indes forderte Daniel Allgäuer, Kontrollausschussobmann der Freiheitlichen, am Dienstag, dass die “Causa Sportservice” in der nächsten Sitzung des Kontrollausschusses (angesetzt auf 7. November; Anm.) behandelt wird. “ÖVP-Sportlandesrat Stemer ist, vor allem auch in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der 100 %-igen Landes-Tochterfirma gefordert, den Landtag umfassend über die Vorgänge und den Zeitablauf dieser zu informieren”, so Allgäuer in einer Aussendung.
Zu erörtern gelte es dabei, zu welchem Zeitpunkt Stemer von den Unregelmäßigkeiten in der Finanzgebarung erfahren hatte und warum er der Forderung des Rechnungshofes nach einer Stärkung der Geschäftsführung nicht ausreichend Folge geleistet habe.
Daneben fordert Allgäuer von Stemer einen Ausblick über die zukünftige Ausrichtung der Sportservice GmbH.  Und meint abschließend: “Stemer hat in dieser Causa offensichtlich lange Zeit auf der Zuschauertribüne Platz genommen, anstatt sich als ‚Kapitän’ einzubringen.”

(VN/Klaus Hämmerle; APA; VOL.AT)

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