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Bienensterben - Grüne haben von Berlakovich genug

Misstrauensantrag im Parlament angekündigt.
Misstrauensantrag im Parlament angekündigt. ©dpa
Die Grünen haben vom Vorgehen von Umwelt- und Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (V) in Sachen Bienen-Streben die Nase voll. "Aufgrund von Berlakovichs Einsatz für das Bienen-Sterben" werde man bei der nächsten Nationalratssitzung (22./23.Mai) einen Misstrauensantrag gegen den Minister einbringen, kündigte Grünen-Chefin Eva Glawischnig an.
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Grund dafür ist, dass Berlakovich auf EU-Ebene gegen das Verbot von Pestiziden, die für das Bienen-Streben verantwortlich gemacht werden, gestimmt hat.

Grüne: Minister verdreht Fakten

Der Minister würde bewusst Fakten verdrehen. Seine Behauptung, wonach es keine wissenschaftliche Beweise dafür gebe, dass der Einsatz von bestimmten Pestiziden für das Bienen-Streben verantwortlich sei, sei einfach “falsch”, sagte Glawischnig und verwies auf zwei entsprechende Studien des Umweltministeriums selbst sowie der EU.

Mit seiner Weigerung, einem Verbot dieser Substanzen zuzustimmen, habe sich Berlakovich “auf die Seite der Chemielobby” gestellt und sei damit “untragbar” geworden. Ihre “Geduld mit Berlakovich” sei am Ende, sagte Glawischnig und verlangte von Bundeskanzler Werner Faymann (S), den Landwirtschaftsministerminister “an die Kandare zu nehmen”. Eine Chance, die giftigen Substanzen in Österreich zu verbieten, gebe es beim Umweltausschuss am 15. Mai, so die Grünen-Chefin.

Experte: Neonicotinoide “hätten nie zugelassen werden dürfen”

Wie schädlich Neonicotinoide für Bienen offenbar wirklich sind, bekräftigte am Donnerstag der ehemalige langjährige Koordinator der ARGE Bienenforschung an der Uni für Bodenkultur in Wien, Stefan Mandl. Im APA-Gespräch zeichnete der nunmehrige Bio-Imker ein nicht nur sprichwörtlich vernichtendes Bild dieses Pflanzengiftes. Warum Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V) gegen das von der EU beschlossene Pestizidverbot gestimmt hat, kann er überhaupt nicht nachvollziehen.

“Wissenschaftlich gibt es da überhaupt keinen Zweifel – die Giftigkeit ist längst bewiesen”, so Mandl, schließlich existierten rund 50 Abhandlungen international renommierter Forscher, die die Gefährlichkeit von Neonicotinoiden bestätigen. Und zwar beileibe nicht nur für Bienen: Laut Mandl ist dort, wo diese Pestizide zum Einsatz kommen, das gesamte Ökosystem in großer Gefahr.

“Vier Nanogramm, also ein viermilliardstel Gramm, tötet eine Biene. Das ist nicht strittig, das hat sogar Bayer zugegeben.” Neonicotinoide sind laut Mandl tausend Mal giftiger als das berühmt-berüchtigte Pflanzenschutzmittel DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan), das in vielen Industrieländern dieser Welt schon seit Jahrzehnten verboten ist.

Mandl geht mit seiner Kritik sogar noch einen Schritt weiter: “Es ist so toxisch, dass es aus ökologischer Sicht nie zugelassen hätte werden dürfen.” Vor etwa zwei Jahren habe er eine wissenschaftliche Arbeit an das Umweltministerium geschickt – um zu warnen. “Aber passiert ist nichts.”

“Bienenschaden ist dokumentiert”

“Der Bienenschaden ist dokumentiert. Die Diskussion ist ja auch nicht neu, es ist alles längst abgeklärt”, bekräftigte Mandl. Selbst bei sogenannten subletalen Mengen von Neonicotinoiden komme es bei Bienen zu Schädigungen wie zum Beispiel Orientierungsstörungen.

Doch nicht nur Bienen würden unter diesen extrem giftigen Substanzen leiden: Regenwürmer, Ameisen, Schmetterlinge, Käfer, Wasserorganismen. Mandl: “Das ist fatal für gesamte Insektenwelt. Die Bienen zeigen es nur auf – das größere Problem ist eigentlich, dass das komplette Ökosystem zerstört.” Und das Beizen mit Neonicotinoiden werde nicht nur bei Mais angewendet, auch bei Erdäpfeln, Sonnenblumen, im Wein- und Obstanbau oder auch beim Winterweizen kämen sie zum Einsatz.

Warum Berlakovich gegen das Verbot gestimmt hat, ist Mandl “unerklärlich”: “Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass er falsch beraten worden ist, es handelt sich ja doch um eine schwierige, umfassende Materie. Es ist kaum zu glauben, aber im Moment schützen uns die Eurokraten vor unserem eigenen Umweltminister.”

(APA)

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