Meterhoch Neuschnee, stürmische Winde und akute Lawinengefahr: Nichts ging mehr seit Mittwochabend. Nach Lawinenabgängen auf die Arlbergschnellstraße (S 16) sowie die Arlbergbahn standen alle Ampeln auf Rot. Vorarlberg war wieder mal vom Rest der Alpenrepublik abgeschnitten. Donnerstagmittag begann sich die Situation wieder etwas zu entspannen: Nach dem Absprengen von Lawinen und Schneeräumungen konnte die S 16 wieder für den Verkehr freigegeben werden, erklärte Bürgermeister Dietmar Tschohl in seiner Funktion als Chef der Lawinenkommission im Klostertal.
Am Freitagmorgen schließlich konnten sowohl die Arlbergpassstraße (L197) zwischen Langen und St. Christoph als auch die Flexenpassstraße (L198) wieder für den Verkehr freigegeben werden. Damit sind die zuvor von der Außenwelt abgeschnitten gewesenen Orte Zürs, Lech und Stuben nun wieder erreichbar.
Auch im Montafon entspannte sich die Situation. Die Montafoner Straße (L188) war zwar ab Schruns wegen Lawinengefahr gesperrt, es wurde aber eine Umleitung für den Verkehr eingerichtet. Damit waren die Hochmontafoner Orte St. Gallenkirch, Gaschurn und Partenen auf dem Straßenweg zugänglich, ebenfalls wieder frei befahrbar war die Gargellnerstraße (L192). Weiterhin gesperrt waren am Freitagvormittag die Bizauer Straße (L28) zwischen Schnepfau und Schnepfegg im Bregenzerwald sowie die Klostertaler Straße (L97) zwischen Wald und Klösterle.
Arlbergbahn noch gesperrt – Schienenersatzverkehr
Auf der Arlbergbahn geht zumindest bis Freitagabend nichts. Bahnkunden müssen bis dahin mit dem Schienenersatzverkehr vorliebnehmen.
„Gestrandete“ Autolenker
Autolenker, die am Mittwochabend Richtung Vorarlberg vor dem Arlbergtunnel auf Tiroler Seite unterwegs waren, standen in St. Anton plötzlich vor Ampeln, die auf Rot standen. Der Grund war, wie sich später herausstellte, ein Schneerutsch, der im Bereich des Langener Tunnels die S 16 verschüttet hatte. Auf diese Information mussten jene Autofahrer, die kurz vor 21 Uhr an der Mautstelle „strandeten“, lange warten. Überhaupt erhielt nur der eine Auskunft, der persönlich bei der ASFINAG-Mitarbeiterin im Mauthäuschen vorstellig wurde. Ansonsten herrschte Funkstille. Nach mehr als einer Stunde unbestimmten Wartens entschlossen sich viele Pkw-Lenker zur Umkehr und versuchten, über den Fernpass oder München ins Ländle zu kommen.
Ein neues System überlegen
ASFINAG-Pressesprecher Alexander Holzedl räumte ein, dass die betroffenen Autofahrer einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt hätten. „Aber die tatsächliche Situation war anfangs sehr schwer einzuschätzen. Auch wir bekamen die Informationen erst nach und nach“, erklärt Holzedl. Für die Mitarbeiter vor Ort sei es noch schwieriger gewesen, Genaueres zu sagen. Die Kritik, ein ASFINAG-Bediensteter hätte die liegengebliebenen Autofahrer zumindest über den jeweiligen Stand der Dinge aufklären können, lässt Holzedl gelten. Man werde sich für solche Anlässe ein System überlegen.
Nach wie vor große Lawinengefahr
Die Vorarlberger Landeswarnzentrale hielt ihre Warnung vor großer Lawinengefahr der Stufe 4 auf der fünfteiligen Skala am Freitag aufrecht. Gefahrenstellen fänden sich vorwiegend in Kammlagen und Steilhängen sowie in eingewehten Rinnen und Mulden, besonders oberhalb der Waldgrenze, hieß es im Lagebericht.
Lawinen könnten schon durch geringe Zusatzbelastungen ausgelöst werden, auch Fernauslösungen seien durchaus möglich. In stark eingewehten Hangzonen könne es zu Selbstauslösungen kommen. Die Lawinengefahr nehme nur langsam ab, damit bleibe die Situation für Wintersportler auch in den nächsten Tagen heikel, hieß es.
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