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Zwettler hoffte auf Gewinne

Im BAWAG-Prozess wurden am Montagnachmittag abschließend die Krisensitzungen des Vorstands vom 26. und 27. Oktober 1998 nach Bekannt­werden des so genannten Totalverlusts erörtert.

Statt die Geschäfte mit dem Investmentbanker Wolfgang Flöttl zu beenden, wurde diesem ein Betriebsmittelkredit in Höhe von 80 Mio. US-Dollar zur Fortführung seiner Firma Ross Capital Markets gewährt. Weitere 250 Mio. US-Dollar wurden Flöttl jun. zum Ankauf einer Yen-Option zur Verfügung gestellt.

„Es hätten Gewinne erwirtschaftet werden sollen. Ad hoc wäre schön gewesen, aber da war sicher nicht das hundertprozentige Fundament da“, erläuterte Johann Zwettler, damals Vorstandsmitglied und später Helmut Elsners Nachfolger als BAWAG-Generaldirektor. Vorgabe sei gewesen, „dass Flöttl so schnell wie möglich seine Verluste wettmacht“. Innerhalb von 12 bis 15 Monaten hätte „ein Gewinn in zweifacher oder dreifacher Höhe der Option eine Basis für neue Investments schaffen können“, sagte Zwettler.

Er habe gehofft, „dass man 800 Millionen zurück verdienen kann“. Eine „neue Kontrolle“ habe es insofern gegeben, „weil die BAWAG von einem Splitting der 250 Millionen ausgegangen ist“, so Zwettler.

Zur angeblich genaueren Kontrolle von Flöttls Gebaren bezog auch Helmut Elsner Stellung: „Es ist ja nicht so, dass wir Misstrauen gegenüber dem Herrn Flöttl gehabt hätten.“ Wörtlich bezeichnete er den auf Bermuda agierenden Investmentbanker als „unser ausgelagertes Treasury“. Flöttl habe seine Geschäfte über eine Investmentbank abgewickelt, es habe keinen Grund gegeben, diese zu überprüfen. Flöttl sei von Seiten der BAWAG „sicher genau präzisiert worden, was er zu tun hatte“. Genaue Erinnerungen daran fehlten Elsner allerdings: „Das ist schon zu lange her.“

Flöttls Einschätzung in Bezug auf den Yen sei „grundsätzlich richtig“ gewesen, „der Zeitpunkt hat halt nicht gestimmt“, bemerkte Elsner. „Das hat sich nur leider für uns zu spät ergeben. Wir haben die Option nicht mehr verlängert. Es wäre ein hoher Gewinn eingetreten, wenn wir verlängert hätten“, bedauerte der Ex-BAWAG-Chef. Tatsächlich hat die BAWAG aber auch diese 250 Mio. Dollar verloren.

In Ergänzung zu seiner Befragung am Vormittag bekräftigte Ex-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger, damals den Eindruck gehabt zu haben, vom Vorstand vollständig informiert worden zu sein. Ihm seien drei Punkte wichtig gewesen, um den Vorstandsbeschluss mittragen zu können: Die Prüfung der behaupteten Flöttl-Verluste, das Einschalten des Bankprüfers sowie die Übernahme des Flöttl-Vermögens durch die BAWAG. Er sei zwar nicht falsch, aber wohl nicht vollständig informiert worden, meinte Weninger. So sei ihm etwa nicht gesagt worden, dass die BAWAG-Tochter BIF in Dublin Geschäfte mit Flöttl mache. Er habe sich mit Bankwesengesetz und Aktiengesetz beschäftigt, so sei er vor der BAWAG Aufsichtsrat bei der Wiener Städtischen gewesen.

Eine Information der Bankenaufsicht oder des Staatskommissärs kam für Weninger nicht in Frage: „Das hätte sicher zu einer Bankprüfung geführt! Das wäre für die Bank noch schwieriger gewesen als die Information an den Aufsichtsrat!“ Weninger zeigte sich überzeugt, dass der Aufsichtsrat im Ganzen – wäre er informiert worden – sich genau so verhalten hätte wie er, der Aufsichtsratspräsident: „Man hat ja den Eindruck gehabt, das alles sind professionelle Vorstandsmitglieder, die ihre Sache verstehen.“ Er habe „in keiner Weise gedacht, jemanden abzuberufen, weil Verluste durchaus entstehen können“. Auch das ÖGB-Präsidium als Vertretung des Eigentümers habe er nicht informieren können, denn auch dort sei es immer wieder zu Indiskretionen gekommen, „das war immer sehr unangenehm“, erinnerte sich Weninger. Eines betonte er dann: „Aus heutiger Sicht hätte man sich anders entschieden, gescheiter werden darf man im Nachhinein, glaube ich“.

Elsner-Anwalt Wolfgang Schubert wollte noch von Wolfgang Flöttl wissen, zu welchem Zeitpunkt die von ihm vorgeschlagene Yen-Option zum Erfolg geführt hätte. Daran könne er sich jetzt nicht auswendig erinnern, aber „wenn man länger dringeblieben wäre“ hätte sich ein Gewinn eingestellt, meinte Flöttl.

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