Die Kommission wurde eingerichtet, um zu prüfen, ob im Heim Wilhelminenberg systematischer Missbrauch stattgefunden hat. Sie hat ihre Arbeit im Dezember 2011 aufgenommen. Untersucht wird der Zeitraum von 1948 bis zur Schließung der Anstalt im Jahr 1977. Im Raum stehen u.a. die schweren Vorwürfe zweier Frauen, die von Fällen von Kinderprostitution und Serienvergewaltigungen berichteten. Mit den beiden steht die Kommission mittlerweile in Kontakt: “Die Gespräche mit den Damen sind noch nicht abgeschlossen. Die werden wir noch weiter interviewen.” Details dazu wollte Helige nicht berichten. Insgesamt hat das Gremium bisher 74 ehemalige Heimkinder befragt.
Gewalt und Missbrauch nicht nur im Heim Schloss Wilhelminenberg
Die in den Interviews berichtete brutale physische und psychische Gewalt, der sexuelle Missbrauch und die systematische Demütigung der Kinder seien Vorwürfe, die sich bei weitem nicht auf das Heim Wilhelminenberg beschränken, lautet eine Schlussfolgerung im Zwischenbericht. Die umfassende Aufklärung wurde als “geboten” befunden. Laut Helige wurden die Anstalten Hohe Warte, Hütteldorf und Biedermannsdorf dabei besonders häufig genannt.
Kommission nicht für andere Wiener Heime zuständig
Ob sich ebenfalls eigene Kommissionen mit diesen Einrichtungen befassen sollten, dazu wollte sie nicht Stellung beziehen: “Das ist etwas, was letztendlich nicht wir zu beurteilen haben. Dazu kommt, dass die Historikerkommission jetzt bald ihren Bericht vorlegen wird, von dem ich nicht weiß, ob und wieweit sie sich mit allen Heimen beschäftigt hat.” Beim Heim Wilhelminenberg werde in die Tiefe geforscht, “eben weil die Vorwürfe so monströs waren”: “Also, diese Massenvergewaltigungen und dergleichen wurden uns gegenüber, was andere Heime betrifft, nicht geäußert.” Die Kommission werde die Informationen über andere Einrichtungen archivieren und für die weitere Forschung zugänglich machen.
Weitere Personen sollen für Interviews kontaktiert werden
Insgesamt wurden bisher rund 100 Interviews geführt – mit ehemaligen Zöglingen, Nachbarn, Zeitzeugen und Beschäftigten. Leider hätten sich bis auf wenige Personen keine Angestellten bei der Kommission gemeldet, wurde bedauert. Aus den Interviews mit Heimkindern konnte jedenfalls eine größere Anzahl von Erziehern, Lehrern sowie weiteren Beschäftigten ermittelt werden. “Wir gehen aktiv auf die Personen zu, wir haben hier Namen”, so Helige. Vorher wolle man jedoch in die Personalakten Einsicht nehmen, was sich jedoch kompliziert gestaltet. Die MA 2 (Personalservice) müsse erst die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen prüfen. Die Unterlagen würden erst im Laufe des Monats zugänglich gemacht werden.
Endbericht kann nicht pünktlich fertiggestellt werden
Da diese eine wichtige Bedingung für die Gespräche mit Bediensteten seien, wurden diese großteils verschoben. Aus diesem Grund wackle auch der geplante Abgabetermin des Endberichts, so Helige: “Unsere Verzögerung beträgt jetzt in etwa sechs bis acht Wochen.” Die Arbeit der Kommission hätte ursprünglich Ende des Jahres abgeschlossen sein sollen. Überhaupt sei die Quellenlage nicht optimal, da es keine Kinder- und Personallisten vom Wilhelminenberg gebe: “Das heißt, man muss die Personen, die dort als Kind gelebt haben und als Erzieher gearbeitet haben, teilweise auf sehr großen Umwegen und mit dem Versuch, kreativ zu forschen, herausfinden.”
Kommission möchte Zwischenergebnis nicht bewerten
Eine Bewertung der bisherigen Rechercheergebnisse will das Gremium noch nicht abgeben. Dies sei seriös nicht möglich und verfrüht. Denn das Gesamtbild, dass sich langsam herauskristallisiere, könne sich durch eine Zeugenaussage auch wieder ändern, so Helige: “Deswegen sind wir so vorsichtig.” Mit dem Arbeitsfortschritt ist sie jedenfalls zufrieden: “Wir kommen vorwärts und ich bin nach wie vor zuversichtlich, dass wir schon einen Bericht schreiben werden können, in dem viel drin steht.”
Beide Zischenberichte der Kommission finden zum Nachlesen Sie hier.(APA)
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