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„Zwei Wochen für einen Brief? Das ist nicht mehr erklärbar“

Strobel/VOL.AT
Strobel/VOL.AT
Ein Brief, der zwei Wochen braucht. Eine Erklärung, die sich technisch richtig anfühlt – und trotzdem falsch. Und ein Gefühl, das viele kennen, aber für das sich niemand zuständig fühlt. Das ist die Geschichte von Christian aus Bludenz – und seinem Problem mit der Post.

Wenn Christian Walser auf seine Post wartet, ist Geduld längst Teil der Routine. Doch als ein Brief, aufgegeben am 7. Juli um 16:59 Uhr, erst am 22. Juli zugestellt wird, ist für den Bludenzer klar: Da stimmt etwas grundsätzlich nicht. Er sagt, er habe schon länger das Gefühl, dass die Zustellung schleift – aber zwei Wochen für einen Inlandbrief, das sei nicht mehr nachvollziehbar.

VOL.AT hat sich mit dem jungen Mann getroffen und ihn gefragt, wo es hakt.

„Ein- bis zweimal pro Woche wird zugestellt, wenn überhaupt“

Im Gespräch mit VOL.AT schildert Christian, wie sich die Zustellsituation in seinem Wohngebiet verändert hat. Manchmal komme tagelang gar nichts. Einschreiben würden falsch zugestellt, Benachrichtigungen tauchten auf, obwohl er zu Hause gewesen sei. Und obwohl eine gültige Abstellgenehmigung bei der Post hinterlegt ist, würden Sendungen nicht wie vereinbart deponiert – so auch in Fällen, die VOL.AT direkt bei der Post angefragt hat.

Diese Abstellgenehmigung hat Christian W. seit 2022 mit der Post. ©ZVG/VOL.AT

Die Post erklärt: Kein Express, keine Nachverfolgbarkeit

Die Österreichische Post nimmt auf Nachfrage Stellung. Bei der beanstandeten Sendung handle es sich laut Auskunft um ein „Päckchen S“ ohne Sendungsverfolgung. Eine Rückverfolgung sei daher nicht möglich, eine Entschädigung ebenso wenig – es sei denn, der Absender stelle einen Antrag. In der Meldung von Christian ging es auch um zwei weitere Sendungen, die laut System fristgerecht innerhalb von zwei bis drei Werktagen zugestellt worden sein sollen. Allerdings wurde in diesen Fällen die Abstellgenehmigung missachtet, und die Sendungen tauchten an anderen Orten auf.

Für das Produkt Päckchen S nennt die Post in ihrer aktuellen offiziellen Produktübersicht keine konkrete Laufzeit. Eine Zustellung innerhalb von zwei bis drei Werktagen wird nur bei klassischen Briefsendungen angegeben. Wer eine schnellere oder nachvollziehbare Zustellung wünsche, müsse laut Post die aufpreispflichtige Zusatzleistung „Premium“ wählen. Nur damit werde eine Zustellung am nächsten Werktag angestrebt – in 95 Prozent der Fälle. Christian hatte für das Produkt 3,10 Euro Porto gezahlt – und zwei Wochen gewartet.

Allgemeines Gefühl von Vertrauensbruch

Für Christian Walser geht es längst nicht mehr nur um einen einzelnen Brief. In seinem Wohngebiet komme Post mal pünktlich, mal gar nicht – und wenn doch, dann oft falsch zugestellt. Abstellgenehmigungen würden ignoriert, Einschreiben landeten beim Nachbarn, Benachrichtigungen kämen ohne Zustellversuch. Es ist das Gefühl, dass Zustellung zur Glückssache geworden ist.

Dazu passt auch die Haltung, die er aus den Rückmeldungen der Post heraushört: Wer mehr will, muss mehr zahlen. Wer sich mit Standardprodukten begnügt, müsse eben auch mit Verzögerung und Unsicherheit leben.

(VOL.AT)

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