Zwei prominente Archivare für Lauterach

Eigentlich könnten sich die beiden verdienten Lauteracher Persönlichkeiten ausschließlich um ihre Freizeit und ihre Hobbies – die allerdings diverse Verpflichtungen gesellschaftlicher oder vereinstechnischer Natur beinhalten – sorgen. Doch widmen sich die zwei umtriebigen und höchst aktiven Herren im Auftrag von Bürgermeister Elmar Rhomberg nun der edlen Aufgabe die Sammlung von historischen Materialien der Marktgemeinde Lauterach im Untergeschoss des „Alten Kreuz” zu sichten, ordnen, indizieren, skartieren (ausscheiden) und auszuwerten.
Altbürgermeister bewahrt Geschichte
Elmar Kolb (Jg. 1939) war vom 1. Jänner 1978 bis September 2003 Bürgermeister. Über 25 Jahre lang leitete er die Geschicke der Gemeinde. Bereits in den achtziger Jahren setzte er sich intensiv für die Erhaltung der Riedlandschaft mit der Ablehnung der A 15 Autobahnspange ein. Und schon vor 25 Jahren profitierte die Gemeinde mit der Zusammenarbeit mit Mario Broggi, der einen Grünordnungsplan für die Gemeinde entwickelte. Das erste Leitbild wurde vor 15 Jahren präsentiert und gab seinerzeit den Startschutz für eine intensive Bürgerbeteiligung, die bis zum heutigen Tag die Entscheidungsfindung und Prozesse fruchtbar der Gemeinde begleitet. Der Altbürgermeister zeigte immer einen Sinn für das Bewahrende und stellte die Weichen für die Auszeichnung Lauterachs zur Baukulturgemeinde 2012: Mit den sensibel instandgesetzten Objekten wie dem „Alten Sternen” oder dem „Kreuz” und zahlreichen weiteren Projekten. Die Archivarbeit sieht Altbürgermeister Kolb als wertvollen Erhalt der Gemeindegeschichte für nachkommende Generationen. Schließlich war Lauterach lange das Zentrum der Hofsteiggemeinden und hatte als Sitz des Gerichtes Hofsteig eine bedeutende Stellung inne.
Profunde Kenner der Materie
Elmar Fröweis (Jg. 1933) war Lehrer, Schuldirektor ist Mundartdichter, Ehrenringträger der Gemeinde, Initiator des Lauteracher Poesieweges und Autor zahlreicher Bücher zur Lauteracher Geschichte und Mundart, darunter „Lauterach in alten Ansichten”, „Zilata und Furcha: Besinnliche und heitere Gedichte in Lauteracher Mundart”, „Lutaraha, Lauterach 853 -1985: Beiträge zur Ortsgeschichte. Der ehemalige Schulleiter befasst sich schon seit Jahrzehnter mit der Geschichte der Gemeinde und bietet das historische Wissen, während Altbürgermeister Kolb die kommunale Sichtweise beisteuert. Beide ergänzen sich ideal. Elmar Fröweis wertet seit Jahrzehnten die Gemeindeblätter und aufschlussreichen Gemeindeprotokolle aus. Historische Themen werden von ihm seit langem regelmäßig im Lauterachfenster dokumentiert, die Chronik des Handwerks von ihm zusammengestellt, Ausstellungen mit historischen Ansichten initiiert. Fröweis hat nicht nur eine reiche Gasthausgeschichte zusammengestellt, er ist auch der Geschichte der Lauteracher Brauereien auf der Spur. Gebraut wurde u.a. im „Hirschen”, im „Sternen” und im “Rössle”. Im „Schäfle” – vis-á- vis des heutigen „Michi’s Café” gab es gar eine Gerstenkammer, in der für die Brauereien die Gerste gegärt wurde.
Säurefreie Aufbewahrung bei richtiger Temperatur
Wie gehen die pensionierten Herren bei der Aufarbeitung des Lauteracher Archives vor? „Wir stimmen uns terminlich ab und arbeiten stundenweise das vorhandene Material auf”, erläutert Elmar Kolb. Autor Fröweis ergänzt: „Personeller Bedarf wird uns beigestellt wenn es notwendig ist. Zu Beginn können wir viel Material auch ausscheiden, zahlreiche Bücher oder Dokumente die in vielen Kopien vorhanden sind und zu dokumentarischen Zwecken bereits in den Archivschränken lagern.”
Beide Archivare genießen das höchste Vertrauen des Bürgermeisters. Ziel der neuen Archivbetreuung ist die Sichtung und Aufarbeitung der Dokumente, Schriften, und Unterlagen. Die Katalogisierung und Fortführung in eine jederzeitige griffbereite Dokumentation wird angestrebt. Aufbewahrt werden im Kreuz-Keller auch alte Vereinsfahnen wie zum Beispiel jene des Kriegsveteranenvereines, des Turnerbundes oder des Turnvereines. Solche historischen Textilien wurden bislang im Kloster Altenstadt von den Dominikanerinnen einfühlsam instandgesetzt. Sr. Agathe wird gerne konsultiert, wenn solche heiklen Arbeiten anstanden. Die richtige Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur, die Verwendung säurefreier Archivboxen, der Einsatz des großen Archivschrankes mit den rollbaren Regalen sind weitere Voraussetzungen für die ordnungsgemäße Aufbewahrung der historischen Lauteracher Materialien. Die beiden Archivare freuen sich jedenfalls über die ehrenvolle Aufgabe und werden die Bevölkerung an ihrer wertvollen Tätigkeit mit Sicherheit auf die eine oder andere Art in Form neuer Auswertungen, Schriften und Erkenntnisse teilhaben lassen.
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