Zwei lebende Kunstwerke – Vorarlberger Tattoo-Urgesteine im Interview

Von Philipp Mück / WANN & WO
WANN & WO: Schön das ihr hier seid. In Vorarlberg sind heute Tattoostudios beinahe so verbreitet wie Berggipfel oder Käsknöpflepartien – wie war das früher?
Toni: Ich bekam mein erstes Tattoo 1963 im Alter von 17 Jahren. Ein Mitschüler hat mich mit drei Nadeln an einem Holzstab und Faden in Thüringen tätowiert.
Kevin: Ich war ebenfalls 17. Das war 1996 bei Martin in der Colourbox. Das war der Anfang.
WANN & WO: Woher kennt ihr euch eigentlich?
Toni: Ich glaube, du kanntest mich, bevor ich dich gekannt habe.
Kevin: Ich habe dich durch meine Mutter kennengelernt. Aber wenn man mal in die Szene kommt, dann kennt man Toni (lacht).
WANN & WO: Mittlerweile sind eure Gesichter schon tätowiert. Wie reagieren eure Mitmenschen darauf?
Toni: Jetzt findet mich die Polizei noch schneller (lacht).
Kevin: Die Leute reagieren interessiert. Kleine Kinder gaffen manchmal, aber sie fragen dann auch neugierig nach.
WANN & WO: Gibt es Dinge, die ihr euch definitiv nicht pecken lassen würdet?
Kevin: Ein Arschgeweih wäre ein No-Go (lacht.)
Toni: Und chinesische Zeichen. Chinesen lassen sich ja auch keine deutschen Wörter in den Nacken tätowieren.
WANN & WO: Wie war die Szene in den 60er- und 70er-Jahren, Toni?
Toni: Ich habe als junger Bursch in den Häfen gearbeitet. In Hamburg und Rotterdamm war eine Szene. Ich habe Tätowierungen von Legenden wie Herbert Hoffmann oder Rocky. Jedes Tattoo von mir hat seine eigene Geschichte und ich freue mich, dass Tattoos heute gesellschaftsfähig sind obwohl ich arbeitsmäßig nie Probleme bekommen habe. Damals wurden Tattoos noch im Personalausweis als „besondere Kennzeichen“ notiert.
WANN & WO: Ihr habt Tattoos am kompletten Körper, im Gesicht und auf den Handflächen, wie viel Geld habt ihr in eure Leidenschaft investiert?
Toni: So wie wir aussehen, ist das schwer zu sagen. Ich habe viel von Lehrlingen machen lassen. Manchmal wenn ich in Holland oder Hamburg unterwegs war, konnte ich ein Tattoo für eine Flasche Whiskey abstauben.
Kevin: Ich denke, es entspricht in etwa einem Mitteklassewagen. Wobei mein linker Fuß auch mein „Lehrlingsfuß“ ist (lacht).
WANN & WO: Seid ihr süchtig?
Kevin: Auf jeden Fall! Ich hab schon Entzugserscheinungen (lacht).
Toni: Man sucht auch immer nach einem Plätzchen wo man noch was machen könnte. Ein Totenkopf geht immer.
WANN & WO: Habt ihr als Profis einen Ratschlag für unsere Leser?
Toni: Man soll sich nicht von anderen anstecken lassen und sich Tattoos im Zusammenhang mit dem Beruf gut überlegen.
Kevin: Lasst euch von einem Tätowierer beraten und etwas zeichnen. Die kennen sich gut aus!
Zur Person
Name: Kevin und Toni
Wohnort: beide aus Feldkirch
Alter: 39 und 72
Ausbildung: Kraftfahrer und Kraftfahrer in Pension
Hobbys: Motorrad fahren und Pfeifen sammeln
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