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Zwei alte Diven im Clinch

Das Ende zweier alter Diven - Marlene und Leni.
Das Ende zweier alter Diven - Marlene und Leni. ©Schmidt

Brigitte Walk und Helga Pedross brillierten als legendäre deutsche Filmstars.

Feldkirch. Im Alten Hallenbad gab es eine glanzvolle Premiere: Das walk-tanztheater.com und das Theater am Saumarkt präsentierten das in Deutschland und Österreich seit 2000 mit größtem Erfolg aufgeführte Zweipersonenstück “Marleni” von Thea Dorn in einer trefflichen Inszenierung von Barbara Herold. Die Protagonistinnen sind die beiden legendären deutschen Filmstars vergangener Zeiten, Marlene Dietrich (1901-1992) und Leni Riefenstahl (1902-2003). Das Stück spielt am Todestag der Dietrich und bringt eine fiktive Begegnung der beiden vergreisten, verbitterten Ikonen mit Reminiszenzen aus deren grundverschiedenen Weltkarrieren, die Marlene wie Leni aber zu Figuren der jüngeren Zeitgeschichte gemacht haben. Der Titel “Marleni” ist ein amüsanter “Doppelname”.

Tragikomödie

Die 90-jährige, noch immer sportlich fitte Bergfilmerin Leni Riefenstahl steigt über die Fassade des Marlene-Dietrich-Wohnhauses in Paris in das desolate Schlafzimmer des einstigen Weltstars mit den “schönsten Beinen”. Diese Szene ist fiktiv und fand nie statt. Der weitere Plot des tragikomischen Stücks bringt aber immer wieder reale Episoden aus den Biografien der beiden zu bissigen Hexen mutierten Stars von gestern. Vor allem wird Politik (“Ami-Hure” kontra “Nazi-Nutte”) und Privates bis zur Inkontinenz der Damen in einem fulminanten Dialog voller Frust und Alterstragik, mal ironisch-grotesk, mal brutal-ordinär, von der Autorin genial gemischt und in Marlene Dietrichs Matratzengruft (Heine !) voll Abfall-Utensilien der Greisin demonstriert. Es geht über die Figuren hinaus zweifellos auch um unterschiedliche Lebensentwürfe, Frauenbilder, die Kunst im politischen Background des letzten Jahrhunderts. Brigitte Walk als die Dietrich, Helga Pedross als die Riefenstahl – mit atemberaubender Prägnanz erfassen die beiden Schauspielerinnen (sensibel geführt von Barbara Herold) in der Maske von Susanne Lampert das psychische wie physische Profil der beiden differenten, aber doch durch eine gewisse Hassliebe verbundenen Monstergreisinnen. Einfach genial! Eine Musikkulisse vom stimmigen “Tiefland” (Leni) bis zu den Dietrich-Hits und Bildsequenzen auf einem schemenhaften Vorhang (Bühne: Ursula N. Müller, Marc Altmann) rundeten das singuläre Theatererlebnis im Alten Hallenbad ab. SCH

Weitere Aufführungen bis 12. Dezember 2009, 20 Uhr.
Karten: Theater am Saumarkt, 05522/72895
Feldkirch Tourismus, 05522/73467