Mag das finale Ach von Alkmene auch mit einem wunderschönen Augenrollen von Ingrid Lang unterstrichen sein, dass die Selbstfindung bzw. die Akzeptanz des Alltags vor allem mit clownesken Reaktionen abgeht, entlockt dem Amphitryon von Kleist zwar viel Witz, aber noch lange nicht alles, was im 1899 uraufgeführten Lustspiel stecken könnte.
Gott Jupiter verführt Alkmene in Gestalt ihres Gatten Amphitryon, dessen Diener Sosias sieht sich durch den Götterboten Merkur ebenfalls mit einem zweiten Ich konfrontiert, aber wenigstens nicht mit einem Nebenbuhler. Die Frage nach dem Ich und das Annehmen einer Rolle wird auch in der Saison-Premiere des Vorarlberger Landestheaters unterhaltend aufgeworfen und vom Ensemble zügig gelöst.
Viel Applaus
Allein die Klugheit, die den Versen innewohnt, droht in der Inszenierung von Lothar Maninger zu versanden. Sind die Schauspieler Burghard Braun (Sosias), Kathrin Schwaderer (Charis), Martin Rother (Amphitryon) und Ingrid Lang (Alkmene) doch vor allem zum Bücken, Bocken, Staunen und Wüten angehalten.
Sie machen es allesamt vielschichtig und berührend, doch zentrale Dialoge wie jener zwischen Alkmene und Jupiter über Gefühl und Pflicht geraten ins Hintertreffen. Vielleicht auch weil Ausstatterin Ursula N. Müller zwar schöne Kostüme entwarf, aber den Figuren einen mächtigen Koloss als Haus in den Weg stellte, dessen Funktion sich kaum erhellt. So bleiben ein Ach, wie lieb, und viel Applaus für die Darsteller.
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