Zug in Braz entgleist: 50.000 Euro Schmerzensgeld für Lokführer
Der traumatisierte Lokführer hat 50.000 Euro Schmerzensgeld erhalten. Das bestätigte am Freitag sein Anwalt Sanjay Doshi. Ein vom Lokführer gelenkter Güterzug mit 200 transportierten Autos war am 16. Oktober 2010 in Braz wegen eines Bremsdefekts bei einer Geschwindigkeit von rund 120 km/h entgleist.
Der Lokführer kam wundersamerweise körperlich mit Prellungen davon, wurde aber durch den Unfall traumatisiert. Der 45-jährige Triebwagenführer befindet sich wieder im Dienst.
Er klagte das ÖBB-Gütertransportunternehmen Rail Cargo Austria auf Schadenersatz. Der Zivilprozess am Landesgericht Feldkirch endete mit einem Vergleich. Darin verpflichtete sich die beklagte Rail Cargo zur Zahlung von 50.000 Euro. Der ausbezahlte Betrag beinhalte nur Schmerzensgeld, sagt Klagsvertreter Doshi. Anwälte anderer Bahnunfall-Streitparteien behaupten, mit der Zahlung seien auch andere Schadenersatzansprüche des Lokführers abgedeckt worden.
Beschleunigt statt gebremst
“Ich dachte, ich muss jetzt sterben”, sagte der Lokführer vor Gericht. Denn sein Güterzug ließ sich nicht bremsen. Stattdessen beschleunigte der 548 Meter lange und 777 Tonnen schwere Autotransportzug auf der abschüssigen Arlbergstrecke bis zur Entgleisung im sogenannten Brazer Bogen von 60 auf 125 km/h.
Eine Seilklemme für die Bremsleitung war nicht ordnungsgemäß befestigt gewesen. Das war für die Wiener Bundesanstalt für Verkehr die Unfallursache. Die nicht befestigte Bremsluftleitung habe am Boden aufgeschlagen, der Bremsschlauch sei dadurch geknickt worden.
In einem weiteren Zivilprozess am Landesgericht Feldkirch macht der klagende Lokführer zusätzliche Schadenersatzansprüche geltend, darunter Verdienstentgang und die Haftung für allfällige zukünftige Beschwerden. Zu den beklagten Parteien zählen auch die ÖBB Infrastruktur AG als Schienenerhalter und die französische Eigentümerin der Güterwaggons. In der gestrigen Verhandlung beschloss Richterin Marlene Ender die Unterbrechung des Verfahrens bis zum rechtskräftigen Abschluss eines anhängigen Feldkircher Parallelprozesses.
Darin fordert die ÖBB Infrastruktur AG vom französischen Eigner der Waggons 937.000 Euro Schadenersatz für die an den Geleisen entstandenen Schäden. In diesem Zivilprozess soll geklärt werden, wer den Bahnunfall verschuldet hat.
In Frankreich seien 17 Schadenersatzverfahren zum Vorarlberger Bahnunfall anhängig, sagte Doshi.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.